Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Endlich hatten sie getan, was sie konnten, fixierten Nellys Hüfte mit Gurten und Zeltstangen aus dem Jeep und verpassten ihr ein Breitbandantibiotikum und ein starkes Schmerzmittel … für ihr Gewicht und ihren Betatyp empfahl der Scanner eine Tagesdosis, mit der man Morbus fünfmal hätte umbringen können. Er schloss sie an einen kleinen, transportablen Tropf mit Nährlösung an. Die beiden verfügbaren Blutkonserven eigneten sich nicht für sie, mehr konnte er also nicht tun.
Müde holte er eine Thermo- und die Isolierdecke aus dem zweiten Wagen und deckte Nelly damit zu. Sie lag vollkommen still, ihr Atem war so schwach, dass man die Hand auf ihre Brust legen musste, um ihn wahrzunehmen. Sie hatte kleine, flache Brüste, bei den Waran-Betas züchteten sie die weiblichen Geschlechtsmerkmale meist nicht so deutlich heraus wie bei vielen anderen Betatypen. Er hatte sie bereits unter der Dusche nackt gesehen und beim Umziehen, aber jetzt kam es ihm seltsam intim und nicht richtig vor, und er war froh, als ihr plötzlich so verletzlicher Körper unter den Decken verschwunden war.
»Bevor du umfällst«, erinnerte ihn Eddie, »hier wäre noch jemand, an dem du herumdoktern kannst. Du kannst aber auch einfach stattdessen in drei Tagen mein Bein abnehmen, wenn dir das lieber ist.«
Sie hatten nicht genug Wasser, um es für solche Zwecke zu verschwenden, also ging Morbus nach draußen und wusch sich die blutigen Hände im Regen. Wasser , dachte er geistesabwesend, da müssen wir uns auch noch etwas überlegen .
Als er zurückkam, atmete Nelly immer noch sehr flach, aber ruhig, und ihm fiel zum ersten Mal bewusst auf, wie beschissen Eddie aussah. Erschöpft versorgte er das verletzte Bein. Es war ein langer Riss im Knochen, kein richtiger Bruch. Er schiente es, verpasste auch Eddie Schmerzmittel und schickte ihn zum Schlafen in den Jeep.
Für einen kostbaren Augenblick kauerte er da, zu erschöpft, um sich zu rühren. Übelkeit wühlte in seinen Eingeweiden, ähnlich grob, wie er eben in denen von Nelly zugange gewesen war.
In einer Pfütze am Boden fiel ihm eine Bewegung auf, die dem Scanner entgangen war, dort wand sich ein winziger, bleicher Wurm in gleichmäßiger, hypnotischer Bewegung.
»Bist du okay?«, fragte Arris.
Er schaute auf. Arris strich sich eine klebrige Haarsträhne hinters Ohr, die Luftfeuchtigkeit in der Höhle war so hoch, dass nichts richtig trocknete.
»Ich bin besorgt«, erwiderte Morbus und seufzte dann schwer. »Ich bin fertig«, gab er zu. »Scheißsituation, in der wir sind. Wirklich nicht witzig. Wie es aussieht, gibt es da draußen nicht mal Satelliten – möglich, dass außer uns niemand hier ist, auf dem ganzen Planeten nicht.«
»Wir haben schon ganz anderes überlebt«, behauptete Arris. Morbus sah zu Nelly hinüber, dachte an Nox und sagte nichts.
»Wenn die uns hier rausholen«, Arris wechselte die Viper in die andere Hand, »rechnen sie uns dann immer noch den Antrieb der Virago an? Das war ja immerhin so ausgemacht.«
»Keine Ahnung. Wir sollten froh sein, wenn sie uns überhaupt hier rausholen.«
Arris sah verstört aus. Morbus betrachtete ihn und fragte sich wie schon oft, ob Nox recht hatte und er sich nicht nur diverses Zeug hatte implantieren lassen, sondern auch das Gesicht operiert war. Das Kinn war ein bisschen zu markant, die Nase sehr gerade, die Wangenknochen ebenmäßig wie mit dem Lineal gezeichnet … die Ähnlichkeit mit Captain Darkbuster war tatsächlich frappierend, wenn Arris gerade ausdruckslos dreinschaute und nicht eine seiner vielen Grimassen zog, die allesamt verrieten, dass nicht der hellste Geist in diesem Tempel von einem Körper hauste. Er versuchte sich Arris vorzustellen, wie er in eine Klinik latschte, das Bild eines Serienhelden vorlegte und sagte: Bitte einmal so .
»Warum lachst du?«, erkundigte sich Arris. »Und was ist jetzt eigentlich mit diesen Kokons?«
7
Datum: 24. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Wrack des Raumfrachters Virago
Little hatte einige Jahre auf Parvulus verbracht, einem kleinen, aber rohstoffreichen Planeten, der seine Bewohner mit außergewöhnlichem Nachdruck an sich band. In den ersten Wochen hatte er sich damit abgemüht, Steakmesser zu heben oder auch nur seine eigenen Füße, aber – so hatte er Argon erzählt, als sie sich nach einer Prügelei kennengelernt hatten, bei der sie sich durch Zufall auf derselben Seite wiederfanden –, er hatte sich erstaunlich schnell an die hohe
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