Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
ihm klar, dass sie ihn zu trösten versuchte. »Es ist nicht dasselbe, aber du wirst wieder ein Schiff haben. Und wenn wir dir eins klauen!«
Er musste lachen, schluckte es aber runter, weil sie so ernst war. Gerührt betrachtete er ihr schmales kleines Gesicht und die blinde Entschlossenheit, die in den grauen Augen brannte. Für einen ganz kurzen Augenblick kam es ihm tatsächlich so einfach vor.
Er zwinkerte ihr zu. »Schlaf jetzt ein bisschen.«
Sie krabbelte fort, zog sich die Decke bis zu den Ohren und seufzte. »Es braucht dann aber einen anderen Namen. Das neue Schiff. Wir können es nicht einfach Virago II nennen.« Damit schlief sie wieder ein.
Einen Augenblick lang saß er noch da und sah ihr beim Schlafen zu. Dann schüttelte er den Kopf, ließ nach kurzer Überlegung das Licht an und trat auf den leeren Gang hinaus.
10
Datum: 26. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Höhle
Es regnete die ganze Nacht lang, ungeheure Schlammströme wälzten sich vor ihrem Felsspalt vorbei. Es war so finster, dass nur Arris mit seinen künstlichen Augen überhaupt etwas hätte sehen können … wenn nicht der Regen seine Sicht empfindlich eingeschränkt hätte. Und es war so kalt, dass sie die Thermoanzüge aus dem Jeep überzogen, dünner Stoff in Flecktarn, dunkelgrün und schlammgrau. Sie wogen fast nichts, waren aber robust und wärmten recht gut. Morbus notierte sich Hersteller und Namen, weil sie besser waren als die Dinger, in denen sie letztes Jahr die Nächte auf einem kleinen Dschungelplaneten durchgefroren hatten, als die Vorabmessungen um läppische dreißig Grad danebengelegen hatten.
Während Arris reglos wie ein treuer Wachroboter am Höhleneingang stand, pendelte Morbus zwischen den Fahrzeugen, Nelly und dem hinteren Teil der Höhle hin und her. Eddie schlief, die Aliens stanken, und Nelly stieß im Dämmerschlaf zwischen ihren Isolierdecken ab und zu ein heiseres Stöhnen aus, das nicht enden wollte und ihn jedes Mal erstarren ließ. Der erfreulichste Teil seiner Route waren die Fahrzeuge, aus denen er recht brauchbare Ausrüstung geborgen hatte. Neben der Viper und der Misanthrope gab es noch drei reichlich klobige Maschinenpistolen eines ihm unbekannten Herstellers, ein Jagdgewehr und einige Allzweckmesser, außerdem einen Servohandschuh. Unangenehmerweise hatten sie nur wenig Munition für die Waffen, insgesamt keine zweihundert Schuss, aber immerhin gab es überhaupt welche. Zwei weitere Thermoanzüge lagen sorgfältig gefaltet unter dem Fahrersitz des Jeeps, und er hatte ein weiteres MedSet und ein MedPack gefunden, dazu Werkzeug, vier Zelte und zwei große Boxen mit Nährriegeln in den Geschmacksrichtungen Brechbeere und Kotzapfel, wie Eddie zu dem Zeug zu sagen pflegte. Dazu mehrere Feldlampen in unterschiedlichen Ausführungen, vier Zwanzigliterkanister mit Wasser, ein mobiler Heizstrahler mit einstellbarem Radius und ein bisschen Kleinkram … alles in allem nicht beeindruckend, aber brauchbar. Da Nelly es zwischen den Decken warm genug hatte, verzichtete Morbus auf den Aufbau des Heizstrahlers und verstaute alles wieder in den Fahrzeugen, damit sie für den Notfall möglichst schnell aufbruchbereit waren.
»Ist ja immer noch dunkel«, murrte Eddie irgendwann und kroch aus dem Wagen.
»Regnet auch noch immer«, erwiderte Morbus.
»Wie spät ist es?«
»Lange genug nach dem Absturz, dass es inzwischen eigentlich heller sein müsste. Ich schätze, die Tage und Nächte sind hier ein bisschen länger.«
»Vielleicht ist es nur der Regen.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte Eddie näher, wühlte in der Box mit Nährriegeln herum, die noch auf der Motorhaube des Jeeps stand, und spuckte angewidert aus. »Kannst du mir mal sagen, warum die diese Scheiße mit den Aromastoffen nicht einfach mal bleiben lassen können, wenn die es eh nicht hinkriegen, hm? Alles kriegen die hin, sogar meine Zahnpasta schmeckt so, dass ich sie am liebsten essen würde, nur diese bescheuerten Nährriegel, die zum Essen da sind, schmecken rückwärts wie vorwärts gleich. Das ist doch zum Kotzen. Was ist das?«
»Schmerzmittel. Nimm das.«
»Ich denk nicht dran.«
»Schmeckt nach nichts, versprochen.«
»Dann friss es selbst.«
»Schluck runter. Wenn du Schmerzen hast, bist du …«
»Ich hab keine Schmerzen«, blaffte Eddie, »ich hab schlechte Laune, weil wir auf einer rotzbeschissenen Scheißkugel abgestürzt sind, Arris singt, Nox und Nelly tot sind, du eine Leiche mitschleppst, und
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