Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
sich das Gesicht mit beiden Händen, um herauszufinden, wo es anfing und wo es aufhörte, es war ganz taub vor Erschöpfung.
Eddie verdrehte die Augen. Der alberne Bartstreifen an der Linie seines Unterkiefers, den er beim Rasieren stehen ließ, sah ausgefranst aus, auf den Wangen zeichnete sich ein dunkler Schatten ab. Ein bisschen verwildert sah er aus, ihr sonst so gepflegter Techniker, und wenn sich Morbus nicht irrte, roch er auch nicht ganz so gut wie gewohnt.
»Beim Scan habe ich ein Gebäude entdeckt. Es ist davon auszugehen, dass auch die Virago es gescannt hat.«
»Ein Gebäude?«
»Wände, Dach. Behausung. Künstliche Höhle. Was weiß ich. Ja, ein Gebäude. Keinesfalls natürlichen Ursprungs.«
»Leute?«, fragte Morbus und wurde etwas wacher. »Menschen?«
»Keine Anzeichen für Bewohner.«
»Ist es denn noch intakt?«
»Genau das würde ich gern herausfinden.«
Morbus blinzelte. Eddie klang wütend. »Wie weit ist es denn weg?«
»Etwas über zwanzig Kilometer.«
»Was hast du vor? Willst du mit Arris hinfahren?«
»Von der Virago ist es keine zwölf Kilometer entfernt. Falls die Bordwaffen noch funktionieren, geraten wir in ihre Reichweite.«
Ganz allmählich wich Morbus’ Benommenheit jener nüchternen Klarheit, die sich manchmal einstellt, wenn man eigentlich zu müde ist, um geradeaus zu denken. Lange würde es nicht anhalten. Er wünschte, sie hätten Kaffee, aber sie hatten keinen. Die einzige Alternative war ein Koffein-Patch, und so tief war er noch nicht gesunken. Als er Eddie genauer betrachtete, sah er auch in seinem Gesicht die Spuren tiefer Überanstrengung und Schmerzen, und er begriff, dass das, was er in seiner Stimme hörte, nicht Zorn war, jedenfalls nicht nur, sondern Verzweiflung.
»Ich habe versucht, es euch zu sagen.« Eddie lehnte sich gegen die Höhlenwand. »Aber da war kein Rankommen.«
»Wir haben operiert.«
» Du hast operiert. Arris hat Dinge angereicht und dabei dreingeschaut, als würde er jede Sekunde anfangen, Maschinenöl zu heulen, und Nox hat gebetet, geschnurrt und mit Sky Erinnerungen an Nelly ausgetauscht. Ich sitze hier fest mit einem Dummkopf, einem Irren und einem Idioten, und die Einzige, die einen klaren Kopf behalten hätte, wird sterben.«
»Und wer davon bin ich?«
»Hä?«
Taumelnd richtete sich Morbus auf. »Ein Idiot, ein Irrer und ein … was war das noch?«
»Dummkopf.«
»Tausend Dank.«
»Der Dummkopf ist Arris. Er kann nicht anders. Du bist der Idiot.«
»Schön. Übrigens ist der Eingang unbewacht.«
»Nein. Ich habe alle verfügbaren Sensoren draußen. Wenn sich dort draußen etwas bewegt, erfahren wir es früher, als ich es gesehen hätte.«
»Sag mir, was du hören willst.« Morbus breitete die Hände aus. »Dieses Gebäude – wir können nicht hin, weil es in der Reichweite der Bordwaffen liegt, richtig? Also, was willst du?«
»Zum Beispiel will ich nicht als Einziger darüber nachdenken, was wir tun. Und ich will nicht der Einzige sein, der sich eingesteht, dass wir Nelly verloren haben.«
»Sie …«
»Ich habe dasselbe gerochen wie du, als du sie aufgeschnitten hast. Da ist Fäulnis in den Bauchwunden, richtig? Trotz der Antibiotika.«
»Würmer.«
»Was?«
»Eine Art Würmer. Ich habe keine Ahnung, wie sie reingekommen sind. Irgendwelche Parasiten. Zwei Stück. Ich habe sie entfernt.« Es war ein Wunder, dass Eddie davon nichts mitbekommen hatte, Arris hatte sich fast übergeben, und Nox hatte im Hintergrund etwas gemurmelt, das wie ein Psalm an den heiligen Wurm geklungen hatte, aber das hatte wiederum Morbus glücklicherweise nicht allzu genau mitgeschnitten.
Eddie starrte ihn an. »Heilige Scheiße. Würmer!«
»Und Fäulnis«, gab Morbus widerwillig zu.
»Wie kommen die Würmer dort rein?«
»Vielleicht das Wasser. Ich weiß es nicht.«
»Das Wasser! Wir reinigen es. Wir kochen es ab!«
»Manchmal reicht das nicht. Ist doch jetzt auch …«
»Würmer!«, entsetzte sich Eddie. »Wenn sie über das Wasser kommen, dann haben wir sie auch, richtig?«
»Ist doch jetzt völlig …«
»Ganz sicher ist das nicht egal!«, brüllte Eddie. »Alien-Würmer? In meinem Bauch?«
Ein panischer Eddie war ein ungewohnter Anblick. Wortlos hakte Morbus den zweiten MedScanner von seinem Gürtel und schaltete ihn ein. Eddie hob die Hände, als er näher kam, in der einen die Viper . Sorgfältig scannte Morbus Brust- und Bauchraum, dann zur Sicherheit auch den Kopf.
»Wieso den Kopf?«, wollte Eddie argwöhnisch
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