Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
im Schlamm versickerte oder sich an den Felsen stieß. Wenn er, Nox, ein Erfinder wäre, dann würde er eine Methode erfinden, wie man es abfüllen konnte. Er hätte ein ganzes Haus voller Gläser mit Mondlicht von den unterschiedlichsten Planeten.
Sein Magen knurrte. Gähnend richtete er sich auf. Sein langer, sehniger Leib verlangte nach Bewegung und Nahrung. Er dachte an die Höhle, in der Kokons waren, und wollte dorthin, sie lag ohnehin auf dem Weg zur Virago. Doch dann erinnerte er sich daran, dass die Höhle keine Verlockungen mehr bot: Er hatte seine Vorräte zerstört. Verärgert entblößte er die Zähne.
»Wie vergesslich du bist«, spottete Sky, die auf einem Mondstrahl vom Himmel geglitten war und neben ihm auf dem Stein saß.
»Dich vergesse ich nicht«, erwiderte er und sprang hinunter. Schlamm gurgelte. Die blaue Sonne hatte die oberste Schicht zu einer festen Masse zusammengebacken, abgesehen von wenigen Löchern konnte man darauf laufen wie auf einem dicken Teppich, aber darunter lauerte noch immer zähe, saugende Tiefe, und er tat gut daran, keinen falschen Schritt zu machen. »Komm mit.«
Gehorsamer als im Leben folgte sie ihm, das war angenehm, früher hatte sie immer gestritten. Andere Betatypen hatten es leichter mit ihren Weibchen.
»Such dir doch eine kleine Hündchen-Beta«, schlug sie vor. »Die leckt dir die Füße und bestaunt alles, was du tust, wie ein Wunder.«
»Schscht«, machte er milde.
Sie lachte ihn aus und glitt weit, weit voran, viel schneller, als ein lebendes Wesen laufen konnte, mondstrahlreitende Sky, frei von den Begrenzungen eines Körpers. Er sehnte sich nach der Wärme, die sich tief in ihrem Fell verborgen hatte, und folgte ihr, obwohl er wusste, dass sie diese Wärme abgeschüttelt hatte, zusammen mit dem Schmerz.
Sie blieb sehr lange fort und kehrte zurück, als er mindestens die Hälfte des Wegs hinter sich gebracht und gerade in einen wunderbaren Rhythmus gefunden hatte, Vier-Beine-auf-zwei-Beinen hatte sie das einmal genannt, wenn es war, als müsste man sich nur kurz auf alle viere niederlassen, um seine Arme in Vorderbeine zu verwandeln und mit riesigen, herrlichen Sätzen weiterzuspringen. »Wenn du allein sein willst«, informierte sie ihn, »ist diese Richtung die falsche.«
Interessiert schaute er auf. »Hast du Kokons gefunden?«, wollte er wissen und leckte sich von innen über die Zähne.
»Ach was«, erwiderte sie verärgert. »Brüder. Oder vielmehr: einen Bruder und eine Schwester. Bruder Wolf und Schwester Hyäne. Sie laufen im Mondlicht und haben Herzklopfen.«
»Das klingt, als sollte man sie nicht stören«, fand er, doch natürlich hielt er sich nicht daran, sondern machte sich auf, um den beiden zu folgen wie ein Schatten. Sie entfernten sich von der Virago , liefen und liefen im Mondlicht, und er fühlte sich den fremden Betas ganz verbunden, weil man so gut mit ihnen schweigen konnte.
Lange schwiegen sie, lange liefen sie, und er vergaß, woher er kam und warum er ihnen folgte. Ihr Weg endete an einem Gebäude, das aus Stein und Metall zusammengesetzt war und wie ein riesiger flacher Frosch in der Landschaft hockte. Nox suchte sich einen großen Felsbrocken, sprang hinauf und fand zu seinem großen Entzücken oben eine kleine Mulde, in die er sich hineinduckte. Seine Augen waren scharf, alle Sinne wach, er war ein einsames Raubtier. Man tat gut daran, ihn zu fürchten.
»Und dein Ego ist so groß, dass es durch kein TransMatt-Portal passt«, spottete Sky.
»Schscht!«, machte er. »Was tun sie denn da?«
Sie duckten sich, gaben einander Feuerschutz, belauerten das Gebäude, pirschten sich heran, schlichen an den Mauern entlang und schienen sich des Mondlichts gar nicht bewusst zu sein, das durch ihr Fell rieselte. Sie waren bekleidet. Diese Nacht war viel milder, als der kalte Abend verheißen hatte, Felsen und Schlamm hatten die Hitze des Tages gespeichert und strahlten sie ab wie eine gewaltige Fußbodenheizung. Nox wollte nie wieder bekleidet sein.
»Ich habe nie darüber nachgedacht«, sagte er nachdenklich zu Sky, während er die beiden Betas beobachtete, »wie albern das aussieht, wenn man sich an jemanden heranschleicht, der gar nicht da ist.«
»Sie machen das doch sehr gut!«, befand sie. »Und vielleicht lebt ja doch noch jemand dort drinnen, unter Schlamm und jeder Menge Zeit, die sich an den Wänden abgelagert hat.«
»Ja, vielleicht.« Mit angelegten Ohren beobachtete er, wie die beiden arbeiteten, schweigend,
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