Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
einen zweiten Scan …«
»Auf gar keinen Fall«, erwiderte Nova entschieden. »Der hier hat uns über die Hälfte der verfügbaren Energie gekostet, der zweite wäre also weniger detailliert, das nützt uns überhaupt nichts. Nein, ich wäre dafür, dass …«
»Da«, sagte Wolf mit starrem Blick. In dem kurzen Wort lag genug Nachdruck, um Nova verstummen zu lassen.
Es war nur ein winziger Punkt im Südwesten. In der grafischen Darstellung wäre er kaum aufgefallen, aber Wolf hatte, während Nova sprach, die Daten umsortiert und zoomte jetzt heran. Er tippte den Punkt an, und die verfügbaren Informationen wurden angezeigt.
»Der Jeep«, sagte Argon heiser. »Das ist der verdammte Jeep!«
Ein leises Piepsen ertönte.
»Und das ist der Frosch.« Wolfs Stimme war heiser. »Was für unverschämte Arschgesichter. Sie scannen.«
Als er die Geräusche vor dem Maschinenraum hörte, spannte er sich an. Eingesperrt fühlte er sich, eingekerkert, ausgebremst, wie auf dem Abstellgleis. Es hatte schon eine Gelegenheit gegeben, etliche Stunden zuvor, als sie kistenweise Zeug von unten heraufgebracht und es in seinem Versteck gestapelt hatten. Aber sie waren zu viert gewesen, und wenn er tötete, wurde er sichtbar. Den Vorteil, dass sie nicht von ihm wussten, würde er nur aufgeben, wenn es sich lohnte. Wenn es ihm beispielsweise eine Gelegenheit verschaffte, nach oben zu gelangen, aufs oberste Deck. Seinen Auftrag, auch wenn er sabotiert worden war, hatte er nicht vergessen. Seinen Auftrag vergaß er nie.
Als sich der Stier-Beta hereinzwängte, der den Kopf senken musste, um sich nicht mit den Hörnern in der Tür zu verkanten, richtete er sich auf und betrachtete den Halbmenschen interessiert. Betas waren ein Sonderfall. Seine Gabe funktionierte bei ihnen anders als bei Menschen. So sehr die Betas auf ihre Menschenrechte pochen mochten, so sehr sie auch darauf bestanden, sich gar nicht so sehr von echten Menschen zu unterscheiden – oder, wenn doch, dann in positiver Hinsicht –, er wusste, dass sie sich irrten. Sie irrten sich, denn wenn ein Lebewesen brannte, offenbarte es ihm all seine Geheimnisse. Das Feuer log nie. Und das Geheimnis der Betas war, dass sie waren wie Gefäße, die man nach Gutdünken befüllt hatte. Sie unterschieden sich je nach Betatyp nur um Nuancen voneinander, ein Wolf-Beta glich dem anderen auf verblüffende Weise, und er hatte nicht viel davon, einen Angehörigen eines Betatyps zu töten, den er bereits gekostet hatte.
Er lernte. Er stärkte sich. Er addierte Menschenleben zu seiner eigenen Lebenskraft hinzu, das war seine Gabe. Aber während sich die Kraft von Menschen aus ihnen herausbrennen ließ und fast zur Gänze auf ihn überging, war ein Beta sehr viel weniger ergiebig, und ein zweiter Beta derselben Sorte war ihm fast gar nicht mehr von Nutzen.
Immerhin: Dieser hier wäre sein erster Stier-Beta. Er sah kräftig aus, gewaltig sogar. Vielleicht würde es sich doch lohnen.
Hinter dem Beta tauchte eine zweite Person auf. Der Captain. In den Schatten lächelte er dem Captain zu, unsichtbar, und dachte: Ich kenne deinen Namen .
Der Beta wuchtete eine der Kisten heraus, die sie in drei Reihen mit zwei Gängen dazwischen gestapelt hatten, schaute hinein und stöhnte. Dann stellte er sie zurück, hakte die Sicherung wieder fest und zog eine andere heraus.
»Am liebsten würde ich sie gleich losschicken«, seufzte der Captain. Er verströmte nervöse Energie, die eine gute Ernte versprach.
»Was sind denn das für Weicheier, dass sie nicht jetzt losgehen?«, brummte der Beta ungnädig, brach die Kiste auf und nahm etwas heraus.
»Fünfundsechzig Grad im Schatten, steigend. Fast zwölf Kilometer Strecke. Nee, lass mal.«
»Wenigstens müssen wir nicht mehr heizen«, grunzte der Beta, legte das Etwas zurück und schulterte gleich die ganze Kiste.
Der Captain stand immer noch bei der Tür. Es war keine günstige Gelegenheit. Stier-Betas waren bekannt für ihre äußerst unangenehmen Eigenschaften im Nahkampf, und der Captain war berüchtigt für seine äußerst unangenehme Neigung, zu überleben. Zwar pulsierte Kraft wie flüssiges Feuer in den Adern des Mannes, der sich im Schatten verbarg, aber sie hatten Kameras hier unten angebracht, die beiden standen zu weit auseinander, und sie waren nicht zu unterschätzen. Wenn er sie tötete, mochte es sein, dass der Zugang nach oben verschlossen war und es blieb. Es mochte auch sein, dass er selbst verletzt wurde, und auch wenn er es für
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