Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
unwahrscheinlich hielt, war es doch zu riskant. Noch war er verletzlich. Und zuerst kam stets der Auftrag. Bis er erfüllt war, musste er vorsichtig vorgehen.
»Wir haben die Klimaanlage eingeschaltet.« Der Captain klang auf diese Weise amüsiert, die der Mann in den Flammen nicht verstand. Sich über ungünstige Umstände zu amüsieren, kam ihm absurd vor. »Wir hauen mehr Energie raus für die Kühlung, als wir nachts gebraucht haben, um zu heizen. Und voraussichtlich kühlt es nachts wieder deutlich ab. Dann heizen wir wieder.«
»Ach, Scheißdreck«, erwiderte der Stiermensch verstimmt und trug die Kiste so dicht an dem Mann in den Schatten vorbei, dass der nur den Arm hätte ausstrecken müssen, um ihn zu berühren und das Feuer in seinen Leib zu senden.
Unvermittelt blieb der Beta stehen.
»Was ist?«
Der Stiermensch grunzte. Verwundert sah der Mann in den Schatten, wie sich die breite schwarze Nase weitete und sich ein weißer Ring um die Augen bildete.
»Ich …«
Der Mann streckte die Hand aus. Nur Millimeter vor dem Halbmenschen verharrte sie in der Luft. Er berührte ihn nicht. Kein Feuer. Nicht hier und jetzt. Nur ein ganz schwacher Impuls, das Echo einer Flamme, zuckte von seinen ausgestreckten Fingerspitzen hinüber. Der Blick des Stiermenschen wurde glasig.
Ich habe mich geirrt , dachte der Mann.
»Ich hab mich wohl geirrt«, brummte der Stier-Beta. »Egal.« Er hob die Kiste auf seine mächtige Schulter, wo sie aussah wie ein Schuhkarton.
Betas. In den Schatten formte sich unsichtbar ein Lächeln. Bei den meisten musste er vorsichtig sein, dass er ihr Gehirn nicht mit einem zu starken Impuls grillte.
»Dann komm«, sagte der Captain ungeduldig.
Als sie fort waren, zog sich der Mann in den Schatten ein wenig zurück. Er spürte den Bereich, den die Kameras erfassten, wie ein leichtes Prickeln auf der Haut. Als es nachließ, trat er aus den Schatten und wurde sichtbar. Er streckte sich, kniete nieder und drückte die Stirn auf den Boden.
»Man nennt mich Flames«, flüsterte er, es war eher ein Mantra als ein Gebet, denn auch wenn seine Auftraggeber glaubten, er brenne im selben Glauben wie sie, war er doch nicht demselben Gott verpflichtet. Sein Gott war noch nicht geboren. Aber seine Zeit würde kommen, und bis dahin gab es nur die Meditation, kein Gebet.
»Man nennt mich Flames«, wisperte er in die Dunkelheit. »Und wer mir im Weg steht, soll brennen.«
Arbeitsanweisung III
Ressourcen sichern
Stoßen Sie auf einem Fremdplaneten auf Konkurrenz, hat das Sichern vorhandener Ressourcen höchste Priorität. StellarExplorations erwartet maximalen Einsatz aller notwendigen Mittel. Behalten Sie immer im Auge, dass die in Ihre Mission getätigten Investitionen erheblich sind und vorausgesetzt wird, dass Sie sich um Rentabilität bemühen, welche Maßnahmen hierzu auch erforderlich sein mögen.
12
Datum: 26. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Höhle
»Du zitterst«, sagte Nox sanft zu Morbus und deckte Nelly sorgfältig, fast liebevoll zu.
Morbus hob die Hände vors Gesicht und betrachtete sie. Draußen dämmerte es, sie hatten die Lampen aus den Fahrzeugen wieder aufgestellt, das Licht erschien ihm fahl und kalt.
Tatsächlich. Seine Hände zitterten. Er legte sie in den Schoß und starrte sie an.
»Überlebt sie?«, wollte Nox wissen.
Müde schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Wenn wir jetzt sofort Hilfe bekämen, wenn uns in zwei Minuten der Sarge anfunken würde, um uns zu sagen, dass sie gerade in den Orbit eintreten und ein voll ausgerüstetes medizinisches … ach, scheiße. Nein. Nein, ich glaube nicht, dass sie überlebt.« Jetzt hatte er es ausgesprochen. Besser fühlte er sich dadurch nicht.
Nelly hatte zu viel Blut verloren, ihr Hirn wurde nicht mehr ausreichend versorgt. Wie in einer Stadt mit unzureichender Stromversorgung schalteten sich einige Areale einfach ab, zack, Licht aus. Nur blieben, im Gegensatz zu einem Gehirn, Stromleitungen intakt, wenn eine Weile kein Strom hindurchfloss.
»Das Hirn ist ein Wunder.« Seine eigene Stimme klang, als dringe sie aus der Ferne an sein Ohr, durch einen langen Korridor. »Selbst bei starken Schädigungen kann es passieren, dass andere Hirnareale die Funktionen der ausgefallenen übernehmen. Dass das Hirn einen Weg findet, die toten Zonen zu überbrücken. Dass sich jemand weitgehend oder sogar vollständig erholt, obwohl es auf einem Scan aussieht, als sei sein Hirn schwer
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