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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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lang keinen, und die letzten zehn Tage nicht einmal Schlaf, jetzt muss ich erst einmal abschalten und ein wenig Sonne tanken.«
    »Und dann?«
    »Sehe ich weiter. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Die Entführung und all das war von meiner Seite aus nicht geplant. Hätte sie mich nicht überrascht, säßen wir nicht hier.«
    Die Journalisten lachten.
    »Danke schön.«
    Kaum hatte Drogba das Mikrofon verlassen, wurde zur Werbung geschaltet. Lydia drehte den Ton weg und wartete auf Sörensen. Zwei Stunden lang hatte sie jetzt quer durch die Sender gezappt und bewusst nach Images gesucht, obwohl sie schon wusste, was sie sagen wollte.
    Endlich öffnete sich die Tür, und Sörensen trat herein. Wie angekündigt hatte er erneut die Kamera dabei, und wie gestern legte er sie erst einmal ab, so als hätten sie alle Zeit der Welt.
    »Und, Mädel, wie geht’s?«
    »Noch immer müde von den Schmerzmitteln.«
    »Hauptsache, sie wirken.«
    »Ja.«
    Er setzte sich nicht, sondern blieb hinter dem Stuhl stehen und stützte sich auf der Lehne ab, wie es auch Kommissar Omar tat, wenn er nachdrücklich werden wollte.
    »Und? Hast du dich entschieden?«, fragte er. Sie hatten also nicht alle Zeit der Welt.
    »So direkt? Hast du es eilig?«
    »Ich bin neugierig.«
    »Nun gut.« Vorsichtig richtete sie sich im Bett so weit auf, wie es ohne große Anstrengung und Schmerzen ging. »Aber meine Antwort braucht etwas. Ich habe lange über deinen Vortrag zu einem Image nachgedacht, und über Drohungen und Angst. Du hast Recht, dass ich als ehemaliger Justifier einiges gewöhnt bin, aber das heißt nicht, dass ich mich wieder danach sehne, mich in Lebensgefahr zu begeben. Ich komme damit zurecht, aber bedroht zu werden, ist kein lieb gewonnenes Hobby von mir, das ist dir hoffentlich klar?«
    Zögerlich nickte Sörensen, unterbrach sie jedoch nicht.
    »Gut«, fuhr Lydia fort. »Und auch wenn ich langfristig keinen Boulevard mehr machen will, dann will ich mein Image als Kämpferin für die Wahrheit nicht auf einer Lüge aufbauen, das ist doch widersinnig. Du wusstest nicht, wer mich angegriffen hat, und hast die Situation einfach genutzt, um eine packende Story zu konstruieren. Du hast spekuliert, das ist jedem Journalisten gestattet, aber ich weiß, wer es war, ich habe sie gesehen, gehört und von ihnen Prügel eingesteckt. Ich werde nicht die wahren Täter decken, nur um den besseren Start in meine nächste Karriere zu haben. Ich will sie bestraft sehen, verstehst du das?«
    »Das heißt, dir ist primitive Rache wichtiger als deine Karriere? Überwiegen deine tierischen Gene tatsächlich den Verstand?«
    »Vielleicht.« Die Provokation ließ sie so stehen, sie konnte nicht noch eine Front aufmachen. Ihm war klar, dass Rache zutiefst menschlich war, er wollte sie nur aus dem Konzept bringen. »Frag mich wieder, wenn ich hier raus bin und beides realistische Optionen sind.«
    »Bis dahin ist es noch lange hin. So eine Chance kommt nicht wieder.«
    »Warum nicht? Woher willst du das wissen? Und warum kann meine Karriere nicht darauf aufbauen, dass ich mich vehement der verdammten Liga entgegenstelle?«
    »Als Beta bist du eine Betroffene, natürlich engagierst du dich gegen die Liga, das ist kein Zeichen von journalistischer Qualität!« Seine Stimme klang scharf. »Wenn du das vehement und in aller Öffentlichkeit tust, macht dich das zu einer Radikalen, einer politischen Kämpferin, nicht zu einer engagierten Reporterin mit der nötigen Objektivität. Ein Opfer, das sich vom selbst erfahrenen Leid nicht lösen kann, keine glaubwürdige Stimme aus der neutralen Zone.«
    »Interessant.« Sie verschränkte die Arme, den Begriff neutrale Zone hatte sie in diesem Zusammenhang noch nie gehört. »Weißt du, ich habe wirklich lange über alles nachgedacht, und mir ist das zu riskant. Selbst unter reinen Karrieregesichtspunkten scheint mir eine Lüge doch ein recht schwaches Fundament, um meine ganze Karriere darauf aufzubauen. Sobald man die Typen schnappt, egal, ob die einen oder die anderen, fliegt meine Geschichte auf und …«
    »Papperlapapp«, fiel ihr Sörensen ins Wort. »Keiner glaubt ihnen, jeder wird dir glauben. Uns.«
    »Uns, ja. Genau darum geht es hier.« Lydia verzog den Mund. »Als mir das klar wurde, habe ich deinen Rat plötzlich verstanden. Du sorgst dich nicht um meine Karriere, hier geht es um deine. Wenn ich die Wahrheit erzähle, ist nicht meine Karriere futsch, sondern deine bekommt einen Knacks. Du hast

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