Justin Bieber - die ganze Geschichte

Kamera, ohne Scheu und sehr selbstsicher, als hätte er das schon tausendmal gemacht. Die Gitarre spielt er gekonnt und wirkt selbst wie ein echter Sänger.
    Man merkt, wie intensiv er bei der Sache ist, aber das gilt auch für Kamerafrau Pattie. Sie wollte anscheinend mal etwas anderes ausprobieren und filmte Justin mit einem Filter, der die Aufnahme in ein sanftes Beige taucht. Und: Diese Aufnahme wirkt insgesamt professioneller als die vorigen und ist mit etwas über zwei Minuten Spielzeit länger als die früheren Clips.
    Die Besucherzahlen des Bieber-Channels schnellten weiter nach oben. Damit die Fans immer wieder zu kidrauhl zurückkehrten und Justins Online-Auftritte weiterverfolgten, wollte er ihnen zeigen, welche musikalischen Talente er noch hatte. Also lud Mama Bieber im Juli und August zwei außergewöhnliche Videos hoch, von denen das erste am 19. Juli 2007 ins Internet gestellt wurde. Darin ist Justin beim Spielen einer Djembe zu bewundern. Dieses Instrument ist eine mit Fell bespannte Bechertrommel aus Westafrika, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm geschnitzt wurde. Bei den US-Popstars und modernen Musikern aus Europa taucht sie immer wieder auf. Altehrwürdige Gruppen und Sänger wie die Beatles, Paul Simon, Peter Gabriel oder U2 und viele mehr haben die Djembe bereits in ihren Stücken eingesetzt.
    Gespielt wird sie im Stehen oder während man auf einem Stuhl oder auf der Djembe selbst sitzt. Justin bearbeitet das afrikanische Instrument auf dem Sofa sitzend und hat es zwischen die Beine geklemmt. Er trommelt wild auf das Fell ein, spielt sich in Rage und ist hochkonzentriert bei der Sache. Ganz klar: Justin hat den Rhythmus im Blut.
    Das gilt ebenfalls für das Schlagzeug, mit dem er in seinem nächsten Video vom 14. August 2007 zu sehen ist. In diesem Clip probiert er auf einem weißen Drum-Kit verschiedene Rhythmen aus und kommt ziemlich gut mit dem großen, für einen Erwachsenen gefertigten Schlagzeug aus. Er trägt auch hier ein lässiges Outfit mit einem schwarz-weißen Pullover und einer schwarzen, umgedreht aufgesetzten Base-Cap.
    Das Ganze ist eine Probe für einen Auftritt auf einem Sommerfestival im Freien, der bereits am selben Tag auf kidrauhl zu sehen war. Justin trägt in dem Clip dieselbe Kleidung, er bearbeitet jedoch nicht mehr die Drums, sondern spielt seine Gitarre. Justin singt »You And Me«, ein Song der US-Rockband Lifehouse, mit kräftiger Stimme. Die allerdings nur schlecht zu verstehen ist, weil ein starker Wind das Mikrofon und die Kamera, mit der Pattie filmt, fast umwehte. Sie entschuldigt sich im Kommentar auf dem kidrauhl -Channel dafür. Immerhin ist zu verstehen, dass Justin am Schluss ein schüchternes »Thank you!« ins Mikrofon raunt und Applaus und Begeisterungsrufe als Antwort bekommt.
    Den Internet-Freaks gefiel, was sie da sahen, die Zahlen der Aufrufe kletterten stetig weiter nach oben. Und: Die User wollten jetzt mit dem süßen Boy in Kontakt treten, stellten Fragen und schrieben nette Kommentare.
    Aber die WWW-Surfer waren nicht die Einzigen, die sich für Justin interessierten. Langsam bekam die Medienbranche mit, was sich da im Internet auf dem Bieber-Kanal abspielte. Ein kanadisches Unternehmen namens Rapid Discovery Media (RDM) – was übersetzt so viel bedeutet wie »Schnellentdeckungsmedien« – war sehr flink und trat mit Pattie und Justin über YouTube in Kontakt.
    RDM ist eine Unternehmensberatung und Marketingfirma aus Toronto und besteht seit 2006. Sie bietet an, unbekannte Musiktalente über das Internet mit ihren eigenen Clips und Songs zu promoten und bekannt zu machen. Sie kümmern sich um alles, was zur Werbung im Netz dazugehört: Fotografien, Videoaufnahmen, das Grafikdesign der Künstler-Websites, das Marketing und vieles mehr.
    Das Unternehmen betreut viele hoffnungsvolle Jungtalente. Unter anderem ist Sänger Cody Simpson einer ihrer Schützlinge. Der 1997 geborene Australier singt wie Justin R&B- und Pop-Titel. Nachdem er ebenfalls durch eigene YouTube -Videos bekannt wurde, konnte er im Sommer 2010 mit »iYiYi« in seiner Heimat einen Top-20-Erfolg landen.
    Offensichtlich versteht RDM etwas davon, junge Künstler ins Rampenlicht und zum Erfolg zu führen. Und das wollte das Unternehmen im Herbst 2007 mit Justin versuchen. Sie glaubten an sein Talent und sein Potenzial, zum neuen Pop-Idol zu werden. Also kam das Angebot: Wir machen den kidrauhl -Channel so bekannt, dass Justin zum Star wird. Pattie und Justin grübelten. Was