Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
allerbescheidensten Begriff vom Ablauf der Zeit.«
»Ich vermute nicht, dass du es trotzdem versuchen möchtest?«
»Das habe ich schon.«
»Hast du sonst noch einen Zaubertrick auf Lager?«
»Welchen zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht - Schweben, Versetzen, irgendwas in der Art.«
Murgelström schüttelte unglücklich den Kopf. »Die Zeit anhalten, das ist meine Paradenummer.« Er zögerte. »Und es funktioniert auch nur für jeweils fünf Minuten«, setzte er entschuldigend hinzu.
Mallory sagte nichts dazu, sondern betrachtete konzentriert den Brontosaurier, der zwischen ihnen und der Haupttreppe stand.
Murgelström packte den Ärmel des Detektivs und rüttelte daran. »Alles okay mit dir, John Justin?«
»Halt die Klappe!«, blaffte Mallory. »Ich denke nach.«
»Worüber?«
Mallory schwieg einen weiteren Moment lang. Dann blickte er zu dem Elfen hinab. »Musst du im selben Raum sein, wenn du für jemanden die Zeit anhältst?«
»Es hilft.«
»Aber ist es absolut notwendig?«
Unvermittelt wurde Murgelström blassgrün. »Oh nein!«, sagte er. »Das kannst du nicht ernst meinen, John Justin!«
»Warum nicht?«
»Er bringt mich um!«
»Falls es dir entgangen ist, das versucht er ohnehin schon.«
»Aber er ist der Grundy!«
»Er ist der Typ, der diese Tiere belebt. Wenn du die Zeit für ihn anhältst, gehen sie vielleicht wieder schlafen, sobald er es auch tut.«
»Aber er hat Kräfte!«
»Möchtest du vor morgen früh dieses verdammte Einhorn finden oder nicht?«, wollte Mallory wissen.
»Er ist zu weit weg!«
»Versuch es!«
»Und er ist stärker als ich.«
»Wir brauchen ja keine fünf Minuten«, sagte Mallory. »Sechzig Sekunden reichen. Wir laufen schnurstracks die Haupttreppe hinab und zur Vordertür hinaus.«
»Aber ...«
Der Brontosaurier bemerkte sie auf einmal und kam näher. »In Ordnung!«, wimmerte der Elf.
»Nun?«, fragte Mallory, während der Brontosaurier heranmarschierte. »Ich habe es versucht.«
»Es funktioniert nicht.«
»Das habe ich dir gleich gesagt!«, sagte Murgelström und flitzte zurück auf die Nebentreppe. Und dann erstarrte der Dinosaurier einfach von einem Schritt auf den nächsten. »Murgelström!«, brüllte Mallory.
»Schlag mich nicht!«, jammerte der Elf. »Ich kann nichts dafür!«
»Es hat funktioniert!«, rief Mallory. »Lass uns wie der Teufel von hier verschwinden!« Er stürmte durch den Saal zum oberen Absatz der Haupttreppe, rutschte das lange, geschwungene Treppengeländer hinab und lief zum Vordereingang.
»Was ist los?«, fragte Murgelström, als er sich Sekunden später zu ihm gesellt hatte. »Sie ist verschlossen!«
»Natürlich ist sie verschlossen.«
»Ich dachte, das wäre eine dieser Türen, die man von innen öffnen kann!« Mallory hielt verzweifelt Umschau. »Wo ist die Tür, durch die wir eingetreten sind?«
»Hier entlang!«, sagte Murgelström und rannte los. Mallory folgte ihm und hörte auf einmal ein lautes Zischen. »Schneller!«, brüllte er. »Rex wacht auf!«
Der Elf erreichte die Tür zehn Schritte vor Mallory und warf sich hindurch. Mallory duckte sich ihm nach, als ihm gerade schon die Klauen an Rexens winzigen Vorderbeinen die Hose vom Knie bis zum Knöchel aufrissen. Dann knallte die Tür hinter ihm zu.
»Geschafft!«, schnaufte Murgelström, der auf dem Rücken lag und schwer atmete, ohne auf den eiskalten Regen zu achten.
Mallory war, gebückt und die Hände auf die Knie gestützt, selbst zu sehr damit beschäftigt, wieder Luft zu bekommen, um gleich etwas dazu zu sagen. Dann krächzte er: »Verdammt, das war einfach zu knapp!«
»Wir hatten Glück, John Justin«, fand der Elf. »Das funktioniert aber nicht noch einmal. Nächstes Mal wird er vorbereitet sein.«
»Das ist vielleicht jemand, dieser Grundy«, sagte Mallory. »Ich rechne jederzeit damit, mal aufzublicken und eine Hexe auf einem Besen zu sehen, die ERGIB DICH, DOROTHY an den Himmel schreibt.«
»Wer ist Dorothy?«, fragte Murgelström.
»Vergiss es.« Mallory blickte sich um. »Nebenbei, wo ist eigentlich Felina?«
»Gleich hier«, sagte eine Stimme über ihm.
Mallory blickte auf und sah das Katzenmädchen auf einem Sims hocken, gleich neben einem Fenster.
»Was machst du da oben?«
»Ich habe euch und dem Dinosaurier zugesehen«, antwortete sie. »Ihr wart nicht sehr schnell.«
»Ich hoffe, du hattest deinen Spaß«, sagte Mallory trocken.
Sie lächelte und nickte.
»Ich vermute, es ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, uns zu
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