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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Show begänne erst um drei.«
    »Das ist lächerlich!«, entgegnete der Mann. »Dann würde sie sich ja mit der Burlesque-Show überschneiden. Nein, der Vorhang hätte vor fünf Minuten aufgehen sollen.«
    »Was sehen wir?«, fragte Mallory.
    »Sie sind neu im Rialto, nicht wahr?«, fragte der Mann, drehte sich zu ihm um und bedachte Felina mit einem missbilligenden Blick.
    Mallory nickte. »Wir sind zum ersten Mal hier.«
    »Wir wissen nie, welches Stück sie aufführen, ehe der Vorhang aufgeht, obwohl natürlich Gespenster vorkommen werden.«
    »Tatsächlich?«
    Der Mann nickte nachdrücklich. »Vergangene Woche war es Macbeth, die Woche davor Outward Bound, und so weiter.«
    »Ich mag Gespenster!«, rief Felina.
    Die beiden Frauen drehten sich zu ihr um und hielten sich Finger vor den Mund. Sie zischte sie an und wandte sich erneut der Bühne zu.
    »Wieso Gespenster?«, fragte Mallory neugierig.
    »Das Rialto ist fast zweihundert Jahre alt«, sagte der Mann, »und jede Nacht kehren nach der mitternächtlichen Stripteaseshow die Geister der alten Schauspieler zurück und spielen vergessene Stücke. Warum sollten sie dann keine Stücke wählen, in denen ohnehin Gespenster auftreten?«
    »Macbeth ist aber ganz und gar nicht vergessen«, wandte Mallory ein.
    »Damit beziehen Sie sich zweifellos auf die Shakespeare-Version«, sagte der Mann mit doch einer Spur Herablassung. »Was wir gesehen haben, war das Original von Roger Bacon.«
    »Wer tritt hier auf?«, fragte Mallory. »Sarah Bernhardt und Edmund Kean?«
    »Ich wünschte, es wäre so«, antwortete der Mann aufrichtig, »aber natürlich konkurrieren so viele weitere Theater um sie, dass sie nur selten im Rialto auftreten. Nein, die meisten Schauspieler hier sind schon so gründlich vergessen wie die Stücke.«
    »Treten je Leprechaune in den Stücken auf?«
    »Niemals!«, entgegnete der Mann entschieden. »Sie würden die ganze Aufführung zerstören!«
    »Und im Publikum?«, hakte Mallory nach.
    »Seien Sie nicht albern!«, blaffte der Mann und drehte sich wieder zur Bühne um, als der Vorhang aufging und ein Quartett schattenhafter, durchscheinender Gestalten in klassischer griechischer Tracht mit dumpfen, bebenden Stimmen mit der Darbietung begann.
    »Da sind die Gespenster!«, sagte Felina, die auf ihrem Stuhl stand und zur Bühne deutete.
    »Wenn Sie nicht dafür sorgen können, dass sie ruhig bleibt, werde ich mich bei der Geschäftsführung beschweren!«, zischte eine der Damen.
    Mallory zupfte an Felinas Hand, bis er ihre Aufmerksamkeit genoss.
    »Setz dich!«, flüsterte er. »Wir suchen nicht nach Gespenstern. Was wir brauchen, sind Leprechaune.«
    »Sie sind hier.«
    »Tatsächlich?«
    Sie nickte.
    Mallory stand auf und blickte sich im Theater um. »Wo?«
    »Auf den oberen Rängen.«
    »Da oben sehe ich nur leere Sitze.«
    »Weil du ein Mensch bist«, sagte sie selbstgefällig. »Katzen sehen Dinge, die Menschen nie zu Gesicht kriegen.«
    »Wie viele sind es?«, fragte Mallory.
    Sie zählte es an den Fingern ab. »Sieben«, verkündete sie schließlich laut.
    »Sir, Sie und Ihre Begleiterin stören hier!«, warf der gut gekleidete Herr gereizt ein.
    »Verzeihung«, sagte Mallory. Er gab Felina einen Wink. »Gehen wir«, sagte er und quetschte sich durch den Zwischengang, als ein griechischer Chor aus ätherischen Gestalten unisono seinen Gesang anstimmte.
    »Verdammte Touristen!«, brummte der gut gekleidete Mann.
    Im Foyer angekommen, nahm Mallory Kurs auf die breite, gewundene Treppe zu den oberen Rängen.
    »Wir sollten uns lieber schnell einen schnappen, ehe sie gehen«, erklärte er Felina.
    Sie grinste. »Einer ist gerade an dir vorbeigegangen.«
    »Schnapp ihn dir!«, raunzte Mallory.
    Sie machte einen Satz Richtung Ausgang, und einen Augenblick später sah der Detektiv, wie sie einen zappelnden, sich windenden, fluchenden kleinen Leprechaun hochhob. Das Wesen war circa sechzig Zentimeter groß, drahtig und rothaarig und von menschlicher Erscheinung, mal abgesehen von den spitzen Ohren und der spitzen, scharf abfallenden Nase. Es trug die schmuddeligsten Kleider, die Mallory je gesehen hatte.
    »Lass mich runter!«, verlangte der Leprechaun.
    »In einer Minute«, sagte Mallory, während er auf ihn zuging. Er packte den Leprechaun am Arm. »Du kannst jetzt loslassen«, sagte er zu Felina. »Ich habe ihn.« Sie löste ihren Griff, und er drehte den Leprechaun, bis dieser ihn anblickte. »Wie heißt du?«
    »Geht dich gar nichts an!«, fauchte der

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