Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
nicht?«
»Ja, natürlich tue ich das.«
»Wovon redest du dann?«
»Falls er uns am Eingang zum Friedhof erwartet, begegnet er uns zu seinen Bedingungen«, erklärte Mallory. »Ich hätte es lieber, wenn es zu meinen geschieht.«
»Was hast du denn für Bedingungen?«, hakte der Drache nach.
»Ich arbeite daran.«
»Ich weiß, dass du in deinem Job gut sein musst«, sagte McGuire, »andernfalls hätte dich der Grundy schon vor langer Zeit umgebracht. Ich habe aber verflucht keine Ahnung, wie man Vlad zu irgendwelchen anderen Bedingungen begegnen kann als seinen.«
»Deshalb bin ich der Detektiv und du der Handlanger«, sagte Mallory.
»Ist das die einzige Antwort, die ich erhalte?«, fragte der kleine Vampir.
»Vorläufig.«
»Oh, das ist gut!«, erklärte Nathan begeistert.
»Was?«, erkundigte sich Mallory.
»Mein Buch!«, antwortete der Drache. »Na ja, unser Buch. Der Held hat das Rätsel geknackt, und jetzt müssen die Leser sehen, ob sie so clever sind wie er.« Nathan zückte sein Notizbuch und schrieb hektisch darin.
»Ein Rätsel gibt es gar nicht«, wandte Mallory ein. »Wir wissen, dass Vlad Rupert Newton umgebracht hat. Und ich wette, dass wir den Standort seines Sargs inzwischen schlüssig bestimmt haben.«
»Sagen wir, das wäre so«, überlegte Nathan. »Gut. Damit haben wir den schweren Teil erledigt. An dieser Stelle verschafft sich Wings O’Bannon ein letztes Mal einen Stimmungsheber ...«
»Womit du sagen möchtest, dass er mit einer mannstollen, kurvenreichen Frau ins Bett steigt«, warf Mallory ein.
»... und stürmt, aus allen Rohren feuernd, hinein und kümmert sich um den Schurken.«
»Denkst du, dass man Vlad Dracule bezwingt, indem man aus allen Rohren feuert?«, fragte Mallory.
»Na ja, mit einem Feuerwerk an Schläue«, korrigierte sich Nathan.
»Kannst du einen Hauch von Kritik verkraften, Scaly Jim?«, fragte der Detektiv.
»Nämlich?«
»Gib deinen Hauptberuf nicht auf.«
»Na ja, wenn du ihn nicht erschießen wirst und ihn im Kampf ohnehin nicht überwältigen kannst und dich ihm auch gar nicht entgegenstellst, was hast du dann eigentlich vor?«
»Improvisieren.«
»Es ist sehr frustrierend, mit dir zu reden«, beklagte sich Nathan. »Wie soll ich Recherchen betreiben, wenn du nicht offen zu mir bist?«
Die Leichenhalle Berge der Heimat, Friedhof und Feinkost ragte direkt vor ihnen auf. Ein großes Gebäude stand direkt an der Straße, und der Friedhof breitete sich an der Rückseite aus.
»Ich schlage vor, dass du zunächst recherchierst, wo sein Sarg steht«, empfahl der Detektiv.
»Hier sind tote Leute«, sagte Felina, die schnupperte.
»Das ist auf einem Friedhof normalerweise so«, gab Mallory zu bedenken.
»Nicht alle davon liegen unter der Erde«, ergänzte sie.
»Dann treten wir mal ein und stellen fest, wo sich die Übrigen aufhalten« schlug Mallory vor und trat an das Haus heran, das die Leichenhalle und den Feinkostladen enthielt.
»Vielleicht sollte ich draußen Wache halten«, sagte McGuire nervös.
»Wie du möchtest«, sagte Mallory.
»Natürlich«, fuhr der kleine Vampir fort, »stände ich im Fall eines Angriffs allein da, nicht wahr?«
»Warum sollte dich jemand angreifen? In gewisser Hinsicht gehörst du schließlich hierher.«
»Das tue ich ganz sicher nicht«, entgegnete McGuire, dessen Blick von einem Schatten zum nächsten huschte. »Ich gehöre in mein Zimmer und unter meine Bettdecke, ein gutes Buch in den Händen.«
»Ich gebe dir nur zu gern eines, wenn wir die nächsten beiden Stunden überleben«, bot ihm Nathan an. »Richtig was fürs Gehirn, mit fröhlicher Schreibe, dem gewissen Etwas und einer Menge Knarren und Weiber.«
»Eine Menge tote Dinge«, sagte Felina und starrte dabei in der Dunkelheit etwas an, das nur sie sehen konnte.
»Vielleicht gehe ich lieber mit hinein«, überlegte McGuire. »Schließlich habe ich mich ja freiwillig dafür gemeldet, dich zu beschützen.«
»Was immer dich glücklich macht«, sagte Mallory und öffnete die Tür.
»Willkommen im Berge der Heimat!«, begrüßte sie ein gutgelaunter weißhaariger Mann. »Sind Sie die Hinterbliebenen oder die frisch Verblichenen?« Er starrte McGuire an. »Oder ein wenig von beidem?«
»Ich bin nur hier, um ein paar Fragen zu stellen«, sagte Mallory.
»Wundervoll!«, fand der Mann. »Ich liebe Quiz! Während wir das machen, darf ich Ihnen einen wunderbaren samtgefütterten Sarg anbieten oder vielleicht Knish und gehackte Leber, ganz nach Ihren
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