Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
recht.«
»Zweifellos«, sagte der Grundy. »Aber wovon genau sprichst du?«
»Dieser Fall ist viel schwieriger, als einfach nur Aristoteles Draconis zu finden.«
»Deshalb hat er dich ausgesucht.«
»Verzeihung?«
»Zu jedem Beutetier existiert ein Raubtier, das einzigartig dafür geeignet ist, dieses Beutetier zu finden und zu töten. Zu jedem Yang existiert ein Yin. Und für jedes Verbrechen findet man nur einen einzigen Detektiv, der perfekt dazu geeignet ist, es aufzuklären.«
»Dir scheint es vielleicht vorherbestimmt, dass ich ihn dingfest machen kann«, sagte Mallory, »aber er hat heute Nacht mindestens zwei Personen umgebracht. Mir hingegen bleiben nur noch zwei Stunden Dunkelheit, um ihn zu finden, und jede einzelne Spur führte bislang in eine Sackgasse.«
Der Detektiv stellte jedoch fest, dass er zur hohlen Luft gesprochen hatte.
»Wohin ist er verschwunden?«, fragte er Felina.
»Einfach nur weg«, antwortete sie.
»Er treibt sich hier nicht noch irgendwo herum, wo ich ihn nur nicht sehe?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Okay. Dann setze ich mich am besten mit Feinstein in Verbindung.« Er sah sich um. »Man muss hier irgendwo einen offenen Diner oder eine Kneipe mit einer Telefonzelle finden.«
»Warum benutzt du nicht einfach dein Mobiltelefon?«, fragte Nathan.
»Ich habe keines«, antwortete Mallory. »Schließlich muss man ja irgendwann mal Ruhe davor haben, dass einen jemand belästigt.«
»Schalte es doch einfach aus«, schlug Nathan vor. »Man muss es ja nicht eingeschaltet lassen, weißt du?«
»Wenn ich es ausgeschaltet lasse, wozu dann überhaupt eines anschaffen?«
»Weißt du, ich hasse solche Fragen«, sagte Nathan und runzelte nachdenklich die Stirn.
»Da du so scharf auf Mobiltelefone bist, leihe mir doch deines«, sagte Mallory.
»Das geht nicht.«
»Wieso nicht?«
»Ich habe es zu Hause gelassen«, erklärte der Drache unbehaglich. »Es passt einfach nicht zum Image – ein grimmiger Drache mit einem Speer und einem Mobiltelefon.«
»Dann werde ich mit deiner Erlaubnis nach einer Telefonzelle suchen, wie ich es schon tun wollte, ehe wir dieses idiotische Gespräch begonnen haben.«
Mallory machte sich auf den Weg am Häuserblock entlang. Als er auf halbem Weg zur nächsten Ecke war, erreichte er eine offene Kneipe.
»Das Kretchma«, las er vom Schild am Fenster ab. »Das scheint mir so geeignet wie jede andere Kneipe auch.« Er wandte sich an seine Begleiter. »Ihr wartet hier draußen.«
Er trat ein. Er fand einen Geiger vor, der morbide russische Lieder spielte, einen Barkeeper, der bei jedem neuen Lied in Tränen ausbrach, und einen Kellner, der schließlich auf ihn zutrat, eine Speisekarte unter dem Arm.
»Darf ich dir einen Wodka bringen, Genosse?«
»Nein, ich muss nur telefonieren«, antwortete Mallory. »Wo finde ich einen Apparat?«
»In Telefonläden, den meisten Küchen, manchen Schlafzimmern, der einen oder anderen Jagdhütte, dem Gesellschaftsraum der Damen, dem Hellhound-Busbahnhof ... Es existiert eine fast unüberschaubare Vielzahl an Stellen, wo man ein Telefon findet, Genosse.«
»Wie wäre es mit genau hier?«
»Genau hier, wo du sitzt?«, fragte der Kellner. »Nein, ich sehe hier keinen Apparat.«
»Genau hier im Kretchma«, verdeutlichte Mallory.
»Wir haben einen Apparat hinter dem Tresen und einen weiteren gleich vor der Herrentoilette«, sagte der Kellner und streckte die Hand aus, um ein Trinkgeld zu erhalten.
»Danke«, sagte Mallory, ergriff die Hand und schüttelte sie. »Immer nett, mit jemandem zu reden, der Manieren hat.«
Er ging zum Telefon vor der Herrentoilette, wo das Risiko geringer war, belauscht zu werden – nur für den Fall, dass er etwas sagte, das sich zu belauschen lohnte. Er steckte eine Münze in den Apparat und tippte Feinsteins Nummer. Einen Augenblick später nahm der Hacker den Hörer ab.
»Hi, Albert, hier ist Mallory«, meldete sich der Detektiv. »Ein gemeinsamer Freund hat angedeutet, dass du mich sprechen wolltest.«
»Wenn es derselbe ist, der für jede Katastrophe und jeden Todesfall innerhalb der Stadtgrenzen Verantwortung trägt, dann möchte ich ihn lieber als gemeinsamen Bekannten bezeichnen.«
»Schluss mit der Semantik«, sagte Mallory. »Was hast du herausgefunden?«
»Vlad nahm vor zehn Minuten Kontakt zu TransEx auf, um zu melden, seine Karte wäre verloren gegangen oder gestohlen worden«, sagte Feinstein. »Sie haben eine neue für ihn ausgestellt. Er hat sie natürlich noch nicht
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