Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
klar.«
»Aufs Neue hallo, Ma’am«, sagte Nathan. Er blickte sich im Büro um. »Wo steckt sie?«
»Wo steckt wer?«, wollte Mallory wissen.
»Du hast wirklich und wahrhaftig keine hinreißende sexbesessene Sekretärin namens Velma?«
Winnifred und Mallory wechselten Blicke.
»Sie ist im Urlaub«, antwortete Winnifred.
»Ha!«, rief Nathan. »Ich wusste ja, dass er mich auf den Arm nimmt.«
»Okay«, sagte Mallory, »sind wir alle bereit für ein Frühstück?«
Er hätte sich denken können, was als Nächstes geschah, denn über neunzig Pfund Katzenmädchen landeten auf seinem Buckel. » Ich bin bereit, John Justin!«, sagte Felina und unterdrückte ein kaum sehr damenhaftes Rülpsen.
Zu fünft traten sie ins Sonnenlicht des frühen Morgens hinaus.
»Wir haben All Hallows’ Eve versäumt«, sagte Winnifred, und die Enttäuschung spiegelte sich in ihrer Miene. »Die Partys, die Festzüge, die Feiern, die ganzen Gespenster und Geister sind für ein weiteres Jahr verschwunden.« Sie seufzte. »Alles ist wieder normal.«
»Aus dem Weg, Kumpel!«, brüllte ein Goblin mit einer Umhängetasche über der Schulter. Er saß auf einem gelben Elefanten, der nur um Zentimeter versäumte, den Detektiv niederzutrampeln. »Die amerikanische Post stoppt für niemanden!«
»Ja klar«, knirschte Mallory. »Alles ist wieder normal.«
ANHANG 1
S TALKING THE V AMPIRE
VON O BERST W INNIFRED C ARRUTHERS
Vortrag vor den Enthusiasten Blutigen Sports von Lower South Manhattan
Man hat mich oft gefragt: Welches ist gegen einen Vampir die beste Waffe?
Ist man mit einem Holzpflock besser dran oder vielleicht einem Holzpfeil, abgeschossen aus einer Armbrust, die von einem Priester geweiht wurde? Ich habe sogar von einem Gentleman gehört, der hölzerne Kugeln entwickelte, was zweifellos nach einer brillanten Idee aussah, bis die erste Kugel beim Abschuss auseinanderfiel, sodass ihm die Pistole in der Hand explodierte.
Natürlich lautet die richtige Antwort: Die allerbeste Waffe besteht darin, sein Gehirn zu benutzen. Holzpflöcke und Holzpfeile und andere traditionelle Waffen der Vampirbekämpfung sind ja alle ganz gut und schön, aber wir sprechen hier nicht von einem tumben Pflanzenfresser wie einer Gazelle oder einem Einhorn, einem Tier, das nur entkommen möchte. Nein, meine Freunde, der Vampir ist mit einem Gehirn ausgestattet, das in jeder Beziehung so gut ist wie Ihr eigenes, und er ist ebenso darauf erpicht, Sie umzubringen, wie Sie es darauf sind, ihn umzubringen. Vergessen Sie das niemals: Er versucht nicht zu fliehen, und wenngleich Sie ihn hin und wieder vielleicht austricksen, liegt die Wahrscheinlichkeit dafür auch nicht höher als dafür, dass er Sie überlistet – vielleicht sogar darunter, denn vermutlich existiert er schon länger und jagt schon länger Menschen, als Sie Vampire jagen.
Ich schlage vor, dass Sie das Verhalten der wilden Tiere studieren. Das Raubtier jagt niemals das stärkste Mitglied der Herde; es jagt die Jungen, die Alten und die Kranken. Das ist auch für die Jagd nach Vampiren kein schlechtes Prinzip.
Nein, Sie werden keine jungen Vampire finden, und die Alten sind so stark wie alle anderen. Aber das Prinzip bleibt richtig: Greifen Sie den Schwächsten an, und da Sie keine Möglichkeit haben, sie zu unterscheiden, greifen Sie Ihre Beute dann an, wenn sie am schwächsten ist – in hellem Tageslicht, wenn sie in ihrem Sarg schläft.
Wie also das Raubtier genau weiß, dass seine Beute früher oder später die Tränke aufsuchen muss, um ihren Durst zu stillen, so weiß der Vampirjäger, dass der Vampir täglich bei Sonnenaufgang seinen Sarg aufsuchen, sich in seine Heimaterde legen und dort bis Sonnenuntergang bleiben muss.
Das heißt: Wie unser hypothetisches Raubtier das Gelände kennen muss, jedes Wasserloch kennen muss, jedes mögliche Versteck, so muss der Vampirjäger sich mit dem eigenen Gelände vertraut machen, was bedeutet, dass er sich genaue Kenntnisse von Friedhöfen, Mausoleen, Leichenhallen und allen anderen Stellen aneignen muss, an denen ein Vampir gern seinen Sarg aufbewahrt.
Das Raubtier steckt sich ein eigenes Revier ab, gewöhnlich durch Urin oder Kot auf dem Gras und am Gebüsch, Signale, die seine Rivalen verstehen. Wichtig ist, dass auch der Vampirjäger sein Revier markiert, wenngleich durch gesellschaftlich akzeptablere Mittel; schließlich verfügt der reife Vampir über eine intensive Wahrnehmung und kann drei oder vier Jäger so leicht erkennen wie nur
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