Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
Tisch gehört ganz Ihnen.«
»Sie können gehen«, sagte der Oger.
»Danke, Sir«, sagte der Fette. Er griff nach seiner Hose, und der Oger schlug ihm die Hand weg.
»Ich sagte, Sie können gehen. Alles andere bleibt hier.«
»Gönnen Sie mir wenigstens die Unterhose. Es ist kalt da draußen.«
»Sie dürfen eine Socke nehmen«, sagte der Oger. »Ich möchte nicht, dass die Leute sagen, Sie wären mit nichts nach Hause zurückgekehrt.«
Der Fette schien Einwände erheben zu wollen, seufzte dann, griff sich eine Socke und ging auf kürzestem Weg zum Fahrstuhl.
»Worauf glotzen Sie denn?«, wollte der Oger von Mallory wissen.
»Ich habe mich nur gefragt, warum keine Basketballmannschaft Sie als Power Forward unter Vertrag genommen hat«, erklärte Mallory.
»Warum sollte sie?«, fragte der Oger und schrumpfte unvermittelt auf eine Größe von einem Meter achtzig zurück.
»Ich habe keinen blassen Schimmer«, sagte Mallory. »Vergessen Sie, dass ich gefragt habe.«
»Sind Sie hier, um eine Runde Craps hinzulegen?«, wollte der Oger wissen.
»Nein. Ich habe auch gar kein Bett dabei.«
»Ein Witzbold«, sagte der Oger und verlor unvermittelt jedes Interesse an Mallory.
Der Detektiv sah sich im Kasino um. Er entdeckte Poker- und Roulettetische und dazu einige Spiele, die er noch nie gesehen hatte und die bei Elfen und Goblins gut anzukommen schienen. Endlich erblickte er eine hübsche Frau in den späten Zwanzigern oder frühen Dreißigern, die gerade einen Glücksspielautomaten entleerte. Sie hatte lange dunkle Haare, eine hübsche, aber nicht gerade außergewöhnliche Figur und trug einen lavendelfarbenen Hosenanzug. Mallory ging zu ihr hinüber.
»Ja?«, fragte sie und starrte ihn an.
»Verzeihen Sie, aber sind Sie Mary, Königin des Schotters?«
»Die bin ich.«
»Gut. Ich heiße Mallory. Eine Freundin von Ihnen hat mir gesagt, Sie könnten mir vielleicht helfen.«
»Wenn Sie einen Kredit brauchen, wenden Sie sich an eine Bank.«
»Ich brauche Informationen«, sagte er. »Eine Frau namens Natasha sagte, Sie könnten mir womöglich etwas über Vlad Drachma erzählen.«
Sie starrte ihn an. »Sind Sie ein Bulle?«
»Nein, ein Privatschnüffler.«
»Arbeiten Sie für Natasha?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie hat mir nur erzählt, er würde hier herumhängen.«
Sie nickte. »Jede Nacht.«
»Was können Sie mir von ihm erzählen?«, fragte Mallory.
»Er gehört zu den Untoten.«
»Was sonst?«
»Er ist alt«, sagte sie. » Sehr alt.«
»Können Sie ein wenig deutlicher werden?«, fragte Mallory. »Fünfzig? Sechzig? Siebzig?«
»Versuchen Sie es mit ein paar Tausend«, antwortete sie.
Mallory runzelte die Stirn. »Wie kommt er zurecht?«
»Er schafft das«, antwortete Mary. »Er hat etwas an sich, das sagt, man solle sich lieber nicht mit ihm anlegen.«
»Wie sieht er aus?«
»Je nachdem. Wenn er nicht gespeist – na ja, getrunken hat, gleicht er einem vertrockneten alten Mann von neunzig, aber er hat trotzdem noch diese Ausstrahlung.«
»Und wenn er getrunken hat?«
Sie zuckte die Achseln. »Er wirkt dann immer noch alt, aber ein paar Falten glätten sich, und er gewinnt etwas Farbe. Er könnte dann als Siebziger durchgehen.«
»Bringt er seine Verabredungen mit, oder sammelt er sie hier ein?«
»Er kommt immer allein«, erzählte Mary. »Manchmal bleibt er auch die ganze Zeit lang allein. Manchmal schlendert jemand – gewöhnlich eine Frau, aber nicht immer – an seinen Tisch und plaudert mit ihm. Er lädt niemals jemanden ein, aber die Leute scheinen sich, ich weiß nicht, von ihm angezogen zu fühlen.«
»He, Mister!«, ertönte eine Stimme aus der Kneipe. »Wenn Sie Ihre Katze nicht im Griff haben, müssen Sie beide von hier verschwinden!«
»Entschuldigen Sie«, sagte Mallory zu Mary. Er drehte sich um, verließ das Kasino und betrat die Kneipe. Der Barkeeper, ein korpulenter Mann mit entstehender Glatze, deutete nur zur Decke hinauf. Mallory folgte dem Hinweis und sah Felina auf dem Kristalllüster hocken.
»Felina«, sagte er, »komm herunter!«
»Es gefällt mir hier oben«, entgegnete sie, wiegte sich hin und her und brachte so den Kronleuchter zum Schwanken. »Hör nur, wie er klimpert.«
»Sofort!«, verlangte der Detektiv entschieden.
»Du gönnst mir nie meinen Spaß«, schmollte sie.
Mallory wandte sich an den Barkeeper. »Können Sie einen Brandy Alexander mixen?«
»Ja klar. Wieso?«
»Sie nimmt einen ohne den Alkohol.«
»Dann bleibt nur die Sahne«,
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