Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
nachdenklich.
»Was denn?«, fragte der Drache.
»Der Battery Flederpark«, antwortete McGuire. »Das Battery-Viertel ist voller Wohn- und Bürohäuser, aber niemand sucht nachts den Park auf. Na ja, niemand außer Fledermäusen und einigen wenigen Kleintieren«, korrigierte er sich.
»Das ergibt nicht so viel Sinn, wie du denkst«, wandte Mallory ein.
»Warum nicht?«, fragte McGuire verdutzt.
»Ich dachte, er bräuchte seine Heimaterde. Die wird er in einem New Yorker Park nicht finden, und ich bezweifle, dass er hier seinen Sarg abgestellt hat.«
McGuire schüttelte den Kopf. »Er möchte hier nicht schlafen. Vergiss nicht – er schläft tagsüber.«
»Okay, was macht er dann hier?«, wollte Mallory wissen.
»Opfer anlocken, romantische Verabredungen mit deiner oder meiner Lebensform, oder vielleicht entspannt er sich einfach nur unter Artgenossen.«
»Aber bei Anbruch des Morgens muss er wieder in seinem Sarg liegen?«
»Na ja, in seiner Heimaterde«, antwortete McGuire. »Der Sarg ist sozusagen nur ein Behältnis.«
»Wings O’Bannon wäre nicht von einer Katzenkreatur abhängig, um seiner Beute nachzuspüren«, warf Nathan ein. »Er würde ein paar Vampire aus ihrem Nest scheuchen und die Information aus ihnen herausprügeln.«
»Ach, würde er das?«, fragte Mallory.
»Das ist nun mal die Vorgehensweise hartgesottener Privatschnüffler.«
»Selbst wenn sie von Hunderten, vielleicht Tausenden der blutsaugenden Freunde des Vampirs umgeben sind, die wissen, dass sich die Bullen nachts nie in den Park wagen?«
»Was bringt dich auf die Idee, dass sie sich nachts nie in den Park wagen?«, fragte Nathan.
»Wir sind hier im Park«, sagte Mallory. »Siehst du irgendwo Polizisten?«
»Jetzt, wo du davon sprichst ...«, sagte Nathan. Er runzelte die Stirn. »Wir stecken in einer Sackgasse, wenn wir niemanden befragen können.«
»Ist das deine wohlüberlegte Meinung?«
»Ja.«
»Ich bin überrascht, dass von deinem jüngsten Buch sechshundert Exemplare verkauft wurden.«
»Welche weiteren Möglichkeiten bestehen denn?«, fragte der Drache.
»Felina kann weiter Vlad Drachmas Geruchsfährte folgen, bis wir ihn einholen. Wir können einige Parkbewohner befragen; du wärst überrascht, wie zuverlässig ihre Informationen sein können, besonders wenn man sie mit Geld schmiert, anstatt die Scheiße aus ihnen herauszuprügeln. Und wir können nach Drachmas Sarg suchen.«
»Der wird hier nicht zu finden sein.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Mallory. »Ein halbes Dutzend Frachter liegen jedoch dort drüben im Hafen.« Er deutete zum Pier hinüber, der kurz vor dem Park zu enden schien.
»Nun ja«, pflichtete ihm der Drache bei, »ich vermute mal, dass man all diese Wege ausprobieren könnte. Das fällt hartgesottenen Männern der Tat nur nicht ein.«
»Wahrscheinlich werden aus diesem Grund nur so wenige von ihnen älter als dreißig«, entgegnete Mallory. »Wie groß ist dieser verdammte Park wohl, frage ich mich?«
»Ich sage mal, etwa einundzwanzig Morgen«, antwortete McGuire.
»Scheint zu passen«, stimmte ihm Mallory zu.
»Das sollte es auch«, gab der kleine Vampir zu bedenken. »Ich habe es in einem Fremdenführer gelesen.«
Während sie tiefer in den Park gingen, konnte Mallory feststellen, dass Tausende, möglicherweise Millionen Fledermäuse auf den Bäumen schliefen. Die meisten waren kleine, normal aussehende Tiere, aber einige wenige waren ganz schön groß, und er entschied, dass es sich dabei wohl um Vampire handelte.
Sie erreichten einen nachts geöffneten Limonadenstand, den zwei Goblins führten. Aus irgendeinem Grund schien ihre Lebensform mehr wirtschaftlichen Elan aufzuweisen als jede andere Spezies, den Menschen eingeschlossen.
»Kauft eure Limonade hier! Nur sechs Dollar pro Becher!«
»Das scheint mir ein wenig viel für einen Pappbecher Limonade«, sagte Mallory.
»Wenn du jemanden findest, der nur drei Mücken für den Becher nimmt, senken wir unsere Preise. Sie entstehen schließlich durch Marktgleichgewicht, Kumpel.«
»Natürlich wird euch niemand unterbieten«, räumte Mallory ein. »Wir haben Oktober. Niemand sonst ist verrückt genug, Getränke auf Eis zu verkaufen.«
»Siehst du?«, triumphierte einer der Goblins. »Wenn du eine eisgekühlte Limonade möchtest, musst du zu uns kommen.«
»Aber ich möchte keine«, erwiderte Mallory. »Es ist so kalt, dass ich den eigenen Atem sehe.«
Der andere Goblin brachte eine Brille zum Vorschein. »Polarisierte
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