Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
Gläser!«, rief er. »Damit kannst du direkt durch deinen kalten Atem blicken.«
»Schön, aber ich möchte trotzdem keine Limonade.«
»Vielleicht einen Eistee mit Zitrone?«, fragte der erste Goblin. »Den Tee musst du dir natürlich vorstellen.«
»Vergiss es«, sagte Mallory. »Wie wäre es, wenn ihr mir bei dem helfen würdet, was ich möchte?«
»Wir haben kein gutes Jahr für radikale Ideen ...«, sagte der erste Goblin zweifelnd.
»Trotzdem kann es nicht schaden, es sich anzuhören«, meinte der zweite. »Besonders, da wir hier auf siebzehn Fässern Limonade sitzen, die niemand möchte.«
»Ich suche einen Vampir«, sagte Mallory.
»Dann bist du hier an der richtigen Stelle!«, erklärte der erste Goblin begeistert. »Ich kann dich einer Neunzehnjährigen vorstellen: schöner Körper, perfekte Zähne, drückt dir kaum die Nägel in die Haut, wenn sie deine Hand hält.«
»Sprichst du von Vera?«, fragte sein Teilhaber.
»Richtig. Was für ein Schatz!«
»Vera Cruz ist fünfzehn.«
»Na ja, sie ist eine reife Fünfzehnjährige«, erklärte der erste Goblin dem Detektiv. »Was sagst du dazu, Kumpel?«
»Ich sage dazu, dass ich schon weiß, nach wem ich suche.«
»Warum fragst du uns dann nach einer unvergesslichen Nacht der Sünde mit einem minderjährigen Vampirmädchen?«
»Ich habe nicht den leisesten Schimmer«, sagte Mallory. »Wie wäre es, wenn ihr mir stattdessen helfen würdet, den zu finden, nach dem ich suche?«
»Na ja, das macht weniger Spaß, aber zum Teufel, wer ist es?«, erkundigte sich der erste Goblin.
»Ein Vampir namens Vlad Drachma.«
»Das klingt nach einem Männernamen.«
»Es ist einer.«
»Darüber halten wir uns nicht auf dem Laufenden«, sagte der Goblin. »Du brauchst einen Spezialisten.«
»Einen Spezialisten für was?«, wollte Mallory wissen.
»Für männliche Fledermäuse.« Er steckte sich zwei Finger in den Mund und stieß einen so schrillen Pfiff aus, dass Mallory überzeugt war, ihm würden gleich die Zahnfüllungen ausfallen.
»He, ihr solltet etwas Rücksicht nehmen!«, knurrte etwas, das weder Mensch noch Fledermaus war. »Manche von uns hier versuchen zu schlafen.«
»Manche von euch sind einfach zu knauserig, sich ein Zimmer zu mieten«, feuerte der Goblin zurück.
»Wir handeln nicht alle mit neunjährigen Mädchen«, entgegnete die Stimme. »Manche von uns gehen legaler Arbeit nach.«
»Ja klar doch, einem allnächtlichen Praxistest der Parkbänke«, sagte der Goblin.
Die Stimme brummte einen Fluch, und Mallory hörte, wie sich eine schwere Gestalt aufrappelte und davonstakste.
»Was zum Teufel war das?«
»Marty Meckerey.«
»Marty Meckerey?«, wiederholte Mallory. »Hatte er nicht noch vor wenigen Jahren eine Klatschspalte?«
»Ja klar.«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Der ganze Dreck, den er sich hinter die Binde gekippt hat, verwandelte ihn in das da«, sagte der Goblin und deutete auf eine nicht ganz menschliche Gestalt, die durch den Park davonschlurfte. »Mit der Zeit machte der ganze Schleim, den er verbreitete, die Zeitung so glitschig, dass niemand sie mehr halten konnte. Sie rutschte den Leuten fortwährend aus der Hand. So verlor er seinen Job. Natürlich versuchte er sich Geld zu leihen, aber er hatte jeden, den er kannte, schon mal verleumdet, und niemand gab ihm einen Penny, nicht mal, damit er auf einem anderen Kontinent abtauchen konnte. Also landete er hier und schläft jede Nacht auf einer anderen Parkbank. Sobald er die Bänke durch hat, wird er, vermute ich, in den Grammercy Park weiterziehen.«
»Warum sucht er sich nicht einfach eine Bank aus und bleibt dort?«, fragte Mallory.
»Weil er morgens einfach herunterrutscht«, antwortete der Goblin. »Er schreibt zwar keine Artikel mehr, aber einmal ein Schleimbeutel, immer ein Schleimbeutel.« Er zögerte. »Bist du sicher, dass ich dir keine Schachtel nikotinfreier Zigaretten verkaufen kann?«
»Wurde endlich eine hergestellt, die wirklich nikotinfrei ist?«
»Diese hier sind es«, sagte der Goblin. Er reichte Mallory eine, der sie stirnrunzelnd anstarrte.
»Das ist nur Papier«, stellte der Detektiv fest. »Da ist überhaupt nichts drin.«
»Siehst du?«, triumphierte der Goblin. »Hundertprozentig nikotinfrei.«
»Sie ist auch hundertprozentig tabakfrei.«
»Richtig. Kein einziger krebserregender Stoff in der Schachtel.«
In diesem Augenblick spazierte ein kleiner Mann heran, dessen Arme sich in Flügel verwandelt hatten. Er trug ein buntes wallendes
Weitere Kostenlose Bücher