Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
junge Mann scharf.
»Oh, ich weiß vieles«, gab Mallory zu bedenken. »Ich weiß zum Beispiel, dass Sie hier neben einem Beet voller violetter Astern stehen.«
»Violette Astern?«, wiederholte Ewen.
»Ja doch. Und ich weiß, dass eine sehr bekümmerte junge Dame keine fünfhundert Meter entfernt in dieser Richtung neben violetten Chrysanthemen wartet«, sagte er und zeigte dorthin.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll!«, sagte Ewen, küsste Mallory impulsiv auf beide Wangen und widerstand dem Impuls, sich einen kleinen Biss in den Hals zu gönnen. »Sie haben mir das Leben gerettet! Falls ich Ihnen den Gefallen je erwidern kann, brauchen Sie nur zu fragen.«
Während er zu dem Mädchen und den Chrysanthemen rannte, sagte Mallory leise: »Das könnte schneller passieren, als du denkst.«
Innerhalb von fünf weiteren Minuten brachten er und seine Gruppe den Park hinter sich und nahmen Kurs auf die Wall Street.
KAPITEL 19
01:49 U HR BIS 02:01 U HR
»Die Börse!«, verkündete Nathan, sobald sie in Sichtweite des Gebäudes waren. »Jetzt verdichtet sich die Handlung.«
»War sie für dich noch nicht dicht genug?«, erkundigte sich Mallory. »Wir haben die Hälfte von All Hallows’ Eve mit der Suche nach einem Vampir verbracht, den keiner von uns je gesehen hat, und wenn wir so viel Glück haben und ihn finden, erweist er sich vermutlich als zwanzigmal stärker als alle von uns zusammengenommen.«
»Du verstehst nicht, wie solche Fälle funktionieren«, erklärte der Drache geduldig. »Sie haben mal Ebbe, mal Flut.«
»Solange die Flut nicht aus meinem Blut besteht ...«, entgegnete der Detektiv.
»Ich überlege gerade, was Wings O’Bannon in dieser Lage täte.«
»Nach dem zu urteilen, was du mir schon erzählt hast, würde er wahrscheinlich die Hälfte der Teilnehmerinnen am Miss-Manhattan-Nacktschönheitswettbewerb verführen, während er über seinen nächsten Schritt nachsinnt.«
»Ich nehme an dieser Bemerkung Anstoß«, sagte Nathan.
»Streitest du ihren Wahrheitsgehalt ab?«
»Nein, aber ich nehme Anstoß.«
»Nimm es nicht zu schwer«, empfahl ihm Mallory. »Wir sind fast da.«
»Ich war hier schon mal«, sagte Felina mit zuckender Nase.
»Ich weiß«, sagte Mallory. »Wenn wir Glück haben, erinnert man sich hier nicht daran.«
»Was hat sie angestellt?«, fragte McGuire.
»Das ist eine lange Geschichte.«
(Anmerkung des Verlegers: Aber eine gute! Lest sie in Jäger des verlorenen Einhorns, erhältlich bei Bastei Lübbe.)
Sie blieben vor dem Haupteingang zur Börse stehen.
»Junge Junge – die Intrigen, die hier ablaufen, könnten ein halbes Dutzend Bücher füllen!«, sagte Nathan begeistert.
»Und mindestens zweitausend Gefängniszellen«, ergänzte Mallory.
»Also, wie sieht unser nächster Schritt aus?«, wollte der Drache wissen. »Den Laden durchsuchen? Mit einem unserer Spitzel reden?«
»Wir haben gar keine Spitzel«, wandte Mallory ein, »und wir brauchen auch nicht die amerikanische Börse zu durchsuchen. Wir gehen einfach nur hinein.«
»Einfach so?«, fragte Nathan zweifelnd.
»Sie haben uns schon im Auge, seit wir in der Nähe sind«, sagte Mallory. »Zweites Obergeschoss, sechstes Fenster links. Wenn sie nicht möchten, dass wir eintreten, wird die Tür verschlossen sein.« Er wandte sich an das Katzenmädchen. »Felina, steig mal die Stufen hinauf und sieh nach, ob sich die Tür öffnen lässt.«
Sie stand wenig später vor der Tür, aber ehe sie sie nur anfassen konnte, schwenkte sie auf.
»Das heißt vermutlich, dass sie sich nicht an Besuchern stören«, sagte Mallory. »Felina, riechst du den Vampir?«
Das Katzenmädchen schnupperte und schüttelte den Kopf.
»Dann müssten wir hier relativ sicher sein«, fand Mallory. »Gehen wir.«
Er betrat das Gebäude und fand sich im Großen Foyer wieder. Er wartete, bis die drei anderen nachgekommen waren, und sah sich dann um. Zur Linken folgte das eigentliche Börsenparkett, zur Rechten eine Reihe von Konferenz- und Medienzimmern.
»Sie haben anscheinend alle Wachleute abgezogen«, bemerkte Nathan.
»Das denkst du, nicht wahr?«, fragte Mallory.
»Ja, das denke ich«, bekräftigte Nathan. »Ich meine, sieh dir nur die ganze teure Elektronik auf dem Börsenparkett an. Zig Millionen Dollar wert. Nur ein Narr würde sie unbewacht lassen.«
»Es sei denn, man hätte hier etwas noch Wertvolleres zu bewachen«, gab Mallory zu bedenken.
»Schlägst du nur Zeit tot, oder möchtest du damit etwas
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