Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
hinein.«
Mallory öffnete die Tür, und seine Gruppe betrat eine vornehme, gut eingerichtete Suite. Vier gut gekleidete grauhaarige Männer, von denen jeder eine Zigarre paffte, erwarteten sie, ebenso eine junge Frau in einem Geschäftskostüm, die an einem riesigen Mahagonischreibtisch saß.
»Guten Abend«, sagte der Detektiv. »Ich bin ...«
»Kommen wir gleich zur Sache«, unterbrach ihn einer der Männer. »Zeit ist Geld.«
»Richtig«, pflichtete ihm ein anderer bei. »Haben Sie einen Vorschlag für uns?«
»Sozusagen.«
»Das ist sehr uneindeutig«, fand die Frau. »Drücken Sie sich deutlicher aus.«
»Ich habe eine Aufgabe für Sie.«
»Finden Sie, dass wir wie Pfadfinder aussehen?«
»Nein«, antwortete Mallory, »besonders nicht die junge Dame. Tatsächlich sehen sie nach den Fünf von der Wall Street aus.«
»Sie wissen, wer wir sind?«, fragte einer der Männer überrascht.
»Ich denke, alle Welt weiß, wer und was Sie sind«, antwortete Mallory. »Ich vermute jedoch, dass nicht jeder weiß, unter welcher Bezeichnung Sie firmieren.«
»Na, laus mich doch der Affe!«, rief einer von ihnen. »Wer hat Ihnen von uns erzählt?«
»Ein Freund.«
»Und warum denkt dieser Freund, wir hätten ein Interesse daran, Ihnen zu helfen?«
»Er denkt gar nicht, dass Sie in irgendeiner Weise interessiert sind, mir zu helfen«, wandte Mallory ein. Er legte eine vielsagende Pause ein. »Er denkt jedoch, dass Sie sich vermutlich selbst helfen möchten.«
»Reden Sie deutlicher!«, verlangte einer der Männer.
»Ich bin John Justin Mallory und arbeite als Detektiv. Derzeit folge ich der Spur eines unglaublich mächtigen Vampirs, der Vlad Drachma heißt. Dieser Vampir ist buchstäblich Tausende von Jahren alt, scheint nahezu übermenschlich stark und ist auf einem Amoklauf, seit er vergangene Woche aus Transsilvanien eingetroffen ist. Früher am Abend hat er den Neffen meiner Partnerin umgebracht. Meine Aufgabe ist es, ihn vor Gericht zu bringen, aber bislang hatte ich kein großes Glück.«
»Wie, denken Sie, können wir dabei behilflich sein?«, erkundigte sich die Frau. »Genauer: warum sollten wir?«
»Sie machen Ihr Geld, indem Sie die Allgemeinheit prellen«, stellte Mallory freiheraus fest. »Dieser spezielle Vampir nun ist mühelos in der Lage, Sie wöchentlich um zwanzig bis dreißig Angehörige der Allgemeinheit zu bringen.«
»Vampire fangen immer hitzig und dynamisch an«, sagte einer der Männer. »Das ist nur eine Phase, die sie durchmachen.«
»Vlad Drachma macht diese spezielle Phase jetzt seit einer Zeit durch, noch ehe Moses die Zehn Gebote vom Berg Sinai brachte«, entgegnete Mallory. Er starrte nacheinander jeden der Fünf an. »Ich denke nicht, dass auch nur einer von Ihnen etwas für Wohltätigkeit übrig hat, also werde ich nicht an Ihre bessere Natur appellieren oder Sie bitten, mir zu helfen. Ich denke jedoch, dass bei Personen in Ihrer Position das Eigeninteresse als Tugend oder zumindest als Überlebensmerkmal gilt, also möchte ich Ihnen nahelegen, sich selbst zu helfen.«
»Wir brauchen einen Augenblick, um darüber zu diskutieren«, sagte die Frau und erhob sich. »Wir sind gleich zurück.«
Die Fünf verließen den Raum.
»Nun?«, fragte Mallory.
»Ich fand, du hast sie beleidigt«, sagte McGuire.
»Sie sind weit über kleinliche Emotionen wie Liebe und Hass und Angst und Eifersucht hinaus«, entgegnete Mallory mit absoluter Gewissheit. »Alles, was sie schert, sind Gewinn und Verlust.«
»Ich hoffe, dass du recht hast.«
»Als du sie nacheinander ins Auge gefasst hast«, sagte Nathan, »wer erschien dir dabei als das schwächste Glied?«
»Wer weiß!«
»Aber es ist dein Job, das zu wissen!«, beharrte der Drache.
»Derzeit ist es mein Job, Vlad Drachma dingfest zu machen, und ich bin für jeden und alles dankbar, der oder das mir hilft, dieses Ziel zu erreichen.«
»Wie genau können diese Fünf helfen?«
»Jemand, der an den Schalthebeln globaler Macht sitzt, hat vermutlich Ressourcen«, antwortete Mallory lächelnd. Er wollte noch etwas hinzusetzen, als die Fünf von der Wall Street in den Raum zurückkehrten.
»Nun?«, fragte Mallory.
»Mr Mallory, wir sind im Geschäft«, sagte der älteste der Männer. »Gestatten Sie mir, mich vorzustellen. Ich bin John D. Stoneyfeller. Wenn etwas fliegt, gehört es mir. Wenn etwas Güterwagen zieht, gehören mir die Schienen. Wenn etwas in Ihrer Garage parkt, wird es sich ohne meine Reifen und meinen Motor nirgendwohin
Weitere Kostenlose Bücher