Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
sich denken können«. Während der Fahrstuhl nach unten fuhr und Gently Gently Dawkins aufs Neue anfing zu stöhnen und sich den Bauch zu halten, gelangte Mallory zu einem Entschluss. »Ich denke, wir überspringen das«, gab er bekannt. »Ich gehe jede Wette ein, dass diese Wohnung so leer sein wird wie die hier. Tatsächlich werden sie alle leer stehen.«
»Möchtest du, dass ich deine Partnerin zurückrufe und ihr sage, sie soll sich nicht die Mühe machen und die ganzen leeren Wohnungen aufspüren?«, fragte Belle.
»Nein«, erwiderte Mallory. »Sie stehen jetzt leer, aber falls wir den Drachen nicht rechtzeitig zur Ausstellung finden, wird er an jedem dieser Orte irgendjemanden postiert haben, um die verschiedenen Buchmacher anzurufen und Vereinbarungen für die Auszahlung zu treffen.«
»Warum nicht einfach – pfui! – von einer Telefonzelle aus anrufen?«, fragte Belle.
»Weil er jedem Buchmacher einen anderen Namen und eine andere Nummer genannt hat, damit der Schwindel nicht auffliegt, und du kannst darauf wetten, dass sie alle auf Rufnummernübermittlung bestehen, damit nicht irgendein Schwindler so tut, er wäre Wettsieger, und sich die Gewinne eines anderen auszahlen lässt.«
»Was unternehmen wir dann jetzt?«, wollte Belle wissen.
»Ich weiß nicht«, gestand Mallory, als der Fahrstuhl im Foyer eintraf und sie alle ausstiegen. »Er braucht nicht mehr zu tun, als sich weitere zwölf Stunden lang bedeckt zu halten. Er wird seinen derzeitigen Aufenthaltsort nicht verlassen und auch nicht das Risiko eingehen, dass Flauschie entdeckt wird, und er wird sich verdammt sicher nicht in irgendeinem Zimmer oder irgendeiner Wohnung aufhalten, das oder die er als Fassade für seine Wetteinsätze angemietet hat. Diese Stadt hat hunderttausende Hotelzimmer, und vielerorts ist man nicht wählerisch dabei, wer oder was Eintritt erhält. Winnifred und Harry finden sicher noch einige Kontakte, aber sie werden sich als so leer erweisen wie dieser hier.« Er zögerte und seufzte tief. »Ich hasse es, das einzugestehen, aber ich bin ratlos.«
»Nicht du, Weiberheld«, sagte Belle. »Ich glaube an dich.«
»Ich könnte gut etwas weniger Glaube und etwas mehr Spuren gebrauchen«, wandte Mallory ein, während sie das World Jade Center verließen und draußen auf der Straße stehen blieben. Auf einmal blickte er sich um. »Wohin zum Teufel ist Dawkins verschwunden?«
Felina deutete zurück ins Gebäude, wo Gently Gently Dawkins damit beschäftigt war, einen Süßigkeitenautomaten mit Münzen zu füttern.
»Gottverdammt!«, rief Mallory. »Wir laufen schon die ganze Zeit mit dem nötigen Hinweis herum, und ich erkenne es erst in diesem Augenblick!«
»Wovon redest du da?«, wollte Belle wissen.
»Das wirst du schon sehen«, antwortete Mallory. Er öffnete die Tür. »He, Dawkins! Komm heraus!«
»Gleich«, antwortete Dawkins und steckte das letzte Kleingeld für einen letzten Schokoriegel in den Automaten. Die Maschine spuckte diesen aus; Dawkins nahm ihn zur Hand, wickelte ihn aus und machte sich daran, ihn zu verzehren, während er nach draußen ging. »Was ist los?«, fragte er, sobald er die anderen erreicht hatte.
»Ich benötige dein Fachwissen«, sagte Mallory.
»Habe ich welches?«, fragte Dawkins und klopfte sich die Taschen ab, als steckte es womöglich darin.
»Von der kurzen Zeit ausgehend, die wir uns kennen, würde ich sagen, dass du vermutlich ein größerer Experte zu einem bestimmten Thema bist als sonst eine lebende Person.«
»Wirklich?«, fragte Dawkins, und ein glückliches Lächeln breitete sich in seinem runden Gesicht aus.
Mallory nickte. »Wirklich.« Er zögerte. »Was weißt du über elefantenförmige Schokoladen-Marshmallowplätzchen?«
»Sie sind lecker«, antwortete Dawkins. »Aber sie sind auch sehr selten. Man muss schon wissen, wer sie im Angebot hat.«
»Und weißt du das?«, fragte Mallory.
»Aber sicher!«, antwortete Dawkins begeistert. »Sie gehören zu meinen Lieblingsnaschereien.«
Ein Lächeln spielte um Mallorys Lippen. »Ich denke, der Fall ist wieder offen.«
KAPITEL 20
03:42 U HR BIS 04:29 U HR
Mallorys Truppe stapfte die leere Straße entlang. Abgedunkelte Gebäude ragten über ihnen auf, und
vereinzelte Schneeflocken trudelten durch die kalte Luft.
»Bist du sicher, dass man im Holland Tunnel einen Süßigkeitenkiosk findet?«, fragte Mallory.
»Absolut«, antwortete Dawkins. »Das ist einer meiner Lieblingskioske.«
»Ich kann mich nicht erinnern, ihn
Weitere Kostenlose Bücher