Juwel meines Herzens
Antwort bereits wusste.
Es schien, als sollte Bellamy noch einen weiteren Nagel in Nolans Sarg schlagen. »Er hat mich hier ausgesetzt, damit ich einen langsamen, grausamen Tod sterbe. Zu solchen Mitteln greift man nur, wenn man zu schwach ist, um sich selbst zu verteidigen. Umso schlimmer aber ist es, wenn einem das der Junge antut, aus dem man einen Mann gemacht hat.«
Tränen traten in Jewels Augen. »Wie konntest du so grausam sein?«
Das reichte. Unfähig, seine Zunge noch länger im Zaum zu halten, stapfte Nolan zu Bellamy hinüber. »Grausam? Verdammt noch mal. Sieh ihn dir doch an.« Er streckte eine Hand aus und griff in den Speckgürtel, der sich um Bellamys Bauch gebildet hatte. »Die Kokosnüsse sind dir wohl gut bekommen, was? Du hast mindestens zehn Kilo zugenommen, seit ich dich zum letzten Mal sah.«
Bellamy stieß Nolans Hand weg. »Ich war eben erfinderisch. Die Hoffnung, meine Tochter noch einmal wiederzusehen, hat mich am Leben gehalten.«
Beide blickten in Jewels Richtung. Still stand sie da und wischte sich mit zittrigen Bewegungen die Tränen ab, die ihre Wangen hinunterliefen. Nolan befürchtete, sie würde gleich zusammenbrechen, wusste aber, dass sie es nicht zulassen würde, wenn er sie trösten wollte. Wieder wandte er sich an Bellamy. »Ich weiß, dass du diese verdammte Insel verlassen hast, du Hurensohn.« Er versetzte Bellamy einen harten Schlag, so dass dieser in den weichen Sand fiel, und stürzte sich dann, noch ehe er wieder aufstehen konnte, auf ihn.
Die Kraft, mit der Bellamy sich wehrte, war Beweis genug für Nolans Vermutung. Bellamy war immer noch so kräftig wie eh und je. Er konnte einfach nicht fünf Jahre lang ausschließlich auf dieser Insel herumvegetiert haben.
Nolan ließ sich nicht abschütteln. Ineinander verschlungen rollten sie über den Sand, jeder rang um die Oberhand. Seit sie in der halbmondförmigen Bucht angelegt hatten, war dieser Kampf das Erste, was passierte, was sich richtig anfühlte. Er hätte sich schon beim ersten Anblick von Bellamy auf ihn stürzen sollen.
Bellamy rieb Nolan eine Handvoll Sand in die Augen, woraufhin Nolan blindlings um sich griff, sich eine dicke Strähnen von Bellamys langem Haar schnappte und versuchte, sie ihm auszureißen.
Schließlich wurde Nolans Wut durch Jewels Schrei durchbrochen. Sie war heiser und schluchzte. Er lockerte seinen Griff an Bellamy, ein Fehler, denn im nächsten Moment versenkte ein mächtiger Schlag seinen Kopf im weißen Sand.
Nolan musste für einen kurzen Augenblick sein Bewusstsein verloren haben. Als er erwachte, meinte er zu träumen. Jewel streichelte sein Gesicht. Sie drängte ihn, wieder zu sich zu kommen, wo er doch nichts anderes wollte, als den ganzen Morgen mit ihr im Bett zu bleiben. Seltsam, Jewel wachte doch sonst nie vor ihm auf. Er versuchte zu blinzeln. Sein Kopf tat weh, und seine Augen brannten, als hätte jemand darin zersplittertes Glas zerrieben. Er fühlte sich, als hätte er die vergangene Woche nichts weiter getan, als dem Alkohol zuzusprechen, aber das war seit seinen Jahren als junger Mann nicht mehr der Fall gewesen, zu Bellamys …
Nolan wollte sich aufsetzen, aber Jewel hielt ihn mit kräftiger Hand in der Horizontalen. Natürlich hätte er sich ihr widersetzen können, aber ihm gefiel die Wendung des Geschehens, seit er sich wieder erinnern konnte, was überhaupt geschehen war.
»Du benimmst dich nicht gerade wie ein Sterbender!«, beklagte sich Jewel.
Nolan hoffte, sie spräche mit Bellamy, und verkniff sich ein Grinsen. Es würde nicht schaden, seine Augen noch einen Moment länger geschlossen zu halten.
»Nolan, kannst du mich hören? Geht es dir gut?« Als sie wieder sein Gesicht streichelte, drehte Nolan seinen Kopf zu ihrer Berührung hin.
»Ihm geht’s mehr als gut. Schau doch, wie er sich an dich kuschelt. Wie ein Kätzchen, das die Zitzen seiner Mutter sucht.«
Nolan riss die Augen auf. Bellamys Stimme war viel zu nah. Er blinzelte und rieb sich mit den Fäusten den restlichen Sand aus den Augen. Bellamy hatte sich direkt über ihn gebeugt, deshalb setzte sich Nolan trotz Jewels Protest auf. Während er wieder auf die Beine kam, ließ er sich von ihr stützen, um sie zu spüren.
Bellamy stemmte seine Hände in die Hüften, dann streckte er in einer dieser dreisten Posen, an die sich Nolan nur allzu gut erinnerte, seine Brust heraus. Der Mann war so verdammt stolz darauf, Nolan geschlagen zu haben, dass er über seinen Triumph ganz seine Rolle als
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