Juwel meines Herzens
ab. Beim ersten Fehler Bellamys oder der Eröffnung würde er bereit sein.
»Rosalinda. Ja, genau, das war ihr Name. Sie kam immer zu mir, wenn du dich zur Genüge an ihr erschöpft hattest. Brauchte nach deinem flegelhaften Gefummel wieder einen richtigen Mann. Weißt du, wir haben uns immer über dich lustig gemacht.«
Nolan lächelte. Nicht dass Bellamys Worte der Grund dafür waren. Er hörte sie, ja, aber er verarbeitete ihre Bedeutung nicht. Bellamys Taktik langweilte ihn. Der körnige Sand würde einen Mann schnell ermüden. Bellamy war sich dessen zweifellos bewusst, aber er wartete darauf, dass Nolan seine Beherrschung verlieren und sich mit unkontrollierter Wut auf ihn stürzen würde. Und warum auch nicht? Bellamys Strategie hatte früher immer funktioniert.
Aber nicht dieses Mal.
»Ja, ich frage mich wirklich, was mein Mädchen von unserem noblen Nolan im Bett hält. Natürlich kennt sie ja bisher nichts anderes. Aber keine Sorge. Sobald ich mit dir fertig bin, wird sie sich genügend Jungs aussuchen können. Wahrscheinlich wird sie sich jede Nacht einen anderen nehmen.« Bellamy holte aus.
Aber Nolan war vorbereitet, seine Haltung sicher. Als er Bellamys Schlag bemerkte, legte Nolan seine ganze Kraft in die perfekte Parade. Seine Klinge schob sich unter die von Bellamys Schwert, dann setzte Nolan Knie und Arme ein, um die Waffe in die Luft zu befördern. Anschließend zog er sein Schwert zurück und stieß es in Richtung von Bellamys Rippen, doch Nolans Gegner fiel in den Sand zurück, noch bevor die Klinge ihr Ziel erreichen konnte. Bellamy wollte Nolan entkommen, aber der stürzte sich bereits auf ihn und setzte sich auf den zu Boden gegangenen Körper, so dass Bellamy bewegungslos unter ihm begraben wurde. Mit beiden Händen führte Nolan sein Schwert an dessen Griff so nach oben, dass die Spitze mitten auf Bellamys Brust zielte.
Mit einer Mischung aus Schock und Schrecken in den Augen starrte Bellamy zu ihm hinauf. Nolan war froh, Jewel nicht in der Nähe zu wissen. Es würde sie schwer treffen, ihren Vater so zu sehen. Der Gedanke ernüchterte ihn schlagartig. Er fühlte sich wie ein Betrunkener, der ins eiskalte Wasser geworfen worden war.
Sein Schwert noch immer zum tödlichen Stoß gehoben erstarrte er. Was er ihr auch sagen, wie er es ihr erklären würde, Jewel würde ihm niemals vergeben, wenn er ihren Vater umbrächte. Trotzdem: Er war ihr Mann. Vielleicht könnte er sie dazu zwingen, bei ihm zu bleiben, überlegte er verzweifelt. Immerhin hatte sie sonst niemanden.
Langsam ließ er sein Schwert sinken. Etwas, das stärker als sein Zorn und sogar seine Vernunft war, hatte die Kontrolle übernommen. Er liebte Jewel zu sehr, als dass er ihr in einem solchen Maße weh tun könnte. Mit seiner rechten Hand führte er das Schwert hinter seinen Rücken und vergrub es dort im weichen Sand. Den Griff hielt er noch immer umfasst, doch die andere Hand bot er seinem Gegner.
Bellamys Blick wanderte von dem gesenkten Schwert zu Nolan. Seine Miene wurde härter. Fühlte Bellamy sich betrogen? Er machte keine Anstalten, die hingestreckte Hand zu ergreifen. Eine weitere Erkenntnis traf Nolan wie ein Blitz. Trotz allem, was ihm Bellamy angetan hatte, konnte er ihn nicht töten. Er hatte ihn zwar mit grausamer Hand aufgezogen, aber er hatte aus ihm auch den Mann gemacht, der er heute war. Und Bellamy war der Vater der Frau, die er liebte. Ohne ihn hätte er Jewel niemals gefunden. Mit einem Mal wusste Nolan, dass er alles, selbst Bellamy Leggett ertragen konnte. Mit nur einer Ausnahme: Jewel zu verlieren.
»Schöne Vorstellung, aber Ihr könnt Euer Schwert fallen lassen, Captain Kenton.« Ein Chor von Musketen, die geladen wurden, folgte der bekannten Stimme. Als Nolan den Blick umwandte, sah er sich einem rotbemäntelten Marinesoldaten gegenüber, der von zwei Dutzend Soldaten in Schussposition flankiert wurde. Und einem weiteren Mann neben Nolan und seiner Mannschaft, auf den die Musketen gerichtet waren.
Ein Stein durchbrach das Spiegelbild des Mondes. Auf der Oberfläche des Teiches sah der Nachthimmel wie eine riesige Perle aus, die in einem Bett aus schwarzem Satin von tausend Diamanten umgeben wurde. Nicht gerade das typische Versteck für ein Vermögen. Wenn sie den Schatz nicht gefunden hätte, wäre es weder Bellamy noch Nolan gelungen, trotzdem wünschte sie sich, es bliebe ihr noch etwas mehr Zeit. Wünschte, alles wäre wie zuvor. Sie schleuderte einen weiteren Stein in den See und
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