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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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würde in einem Massaker enden. Trotz allem: Jeder Mann, der in seinem Innersten ein Pirat war, würde lieber sterben, als sich dieser Art von Autorität zu fügen.
    »Ihr seid hier also der Captain, wie?« Greeley knöpfte seinen blauen Mantel über seinem Schmerbauch zu und blickte über seine knollige Nase auf Nolan hinab – ein Kunststück, da Nolan ihn um gut einen Kopf überragte. Dann war es mit den Höflichkeiten vorbei. »Also gut. Ruft Eure Mannschaft aufs Deck. Wir wollen sie begutachten.«
    »Dürfte ich Eure Zwangsermächtigung sehen, Sir?« Nolans ausdrucksloser Ton überzeugte ihn fast selbst davon, dass ihn die Art, mit der ihn Greeley behandelte, kaltließ.
    »Aber natürlich, Captain.« Unter übertriebenen Verrenkungen griff Leutnant Greeley in seine Tasche und reichte ihm mit einer galanten Bewegung die Papiere. »Seid Ihr in der Lage, alles zu entziffern, oder soll ich es Euch vorlesen?«
    »Danke für Euer Angebot, aber das wird kaum nötig sein.« Schnell überflog Nolan das Dokument und gab Tyrell dann den Befehl, die Besatzung umgehend zusammenzurufen.
    »Ich weise meine Männer an, Eurer Crew dabei zu helfen«, meldete sich Greeley zu Wort. »Sowie unsere Ankunft auf einem Schiff bekannt wird, neigen Seefahrer dazu, sich rar zu machen.«
    In diesem Moment trat das eine Mitglied von Nolans Besatzung hinzu, von dem er sich gewünscht hätte, dass es sich verborgen halten würde. Grob riss Wayland Nolan das Dokument aus den Händen. »Lass mich mal sehen.« Mit seinem gesunden Auge starrte er auf die Zwangsermächtigung.
    Nolan nahm an, dass Wayland nichts verstand. Sein braunes Auge sprang von oben nach unten anstatt von links nach rechts.
    »Und mit welchem Recht wollt Ihr uns unsere Besatzung stehlen? Ist Euer fischfressendes Volk etwa wieder im Krieg mit Spanien? Dann würde ich mich sogar dazu hinreißen lassen, mich Euch anzuschließen. Mit einem von diesen Spaniern habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.« Sein eisblaues Auge schielte auf Greeley.
    Der Leutnant trat zurück. »Was soll das bedeuten, Captain?«
    Nolan griff nach der Zwangsermächtigung. »Genau das möchten wir von Ihnen wissen, Sir.« Da Wayland das Thema nun schon angeschnitten hatte, konnte Nolan den Leutnant genauso gut direkt fragen, ob die Engländer ihren rebellischen Kolonien bereits den Krieg erklärt hatten.
    »Ihr habt kein Recht, den Abgesandten der Krone in dieser Art und Weise zu befragen, junger Mann. Ihr Kolonisten müsst lernen, wo ihr hingehört. Zu viele junge, brave englische Männer sind schon gestorben, um ihr Heimatland zu verteidigen. Nun ist es an der Zeit, dass auch Ihr Euren Teil dazu beitragt.«
    Nolan hob den Blick, unter dem Greeley zu erstarren schien. »Ich war der Meinung, wir wären alle Engländer? Aber Ihr behauptet etwas anderes? Wenn Ihr also recht habt und ich Euren Worten Glauben schenken darf, dann hat Eure Ermächtigung keine Gültigkeit. Es geht darin ausschließlich um die Einberufung englischer Bürger.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für Wortklaubereien, Captain.« Greeleys Gesicht verfärbte sich puterrot.
    Nolan trat näher, so dass sein Größenvorteil dem Leutnant noch bewusster wurde. Wenn es ihm allein durch seinen Intellekt gelänge, wieder in See zu stechen, ohne ein einziges Mitglied seiner Crew an die Briten zu verlieren, dann wäre es das wert, Greeley zu verärgern. Viele der Männer, die Nolan in seiner Zeit als Pirat gekannt hatte, waren über die Zwangsrekrutierung der Royal Navy zur Seefahrt gekommen. Die strenge Disziplin und die endlosen Stunden zermürbender Arbeit hatten viel dazu beigetragen, dass sie ihr Schicksal letztendlich in die Hände der Bruderschaft legten – wenn sie mit dem Leben davonkamen, wohlgemerkt.
    Als die Besatzung sich in einer Reihe auf Deck aufstellte, wurde Nolan bewusst, dass er es sich nicht leisten konnte, auch nur auf einen von ihnen zu verzichten. Erneut las er die Zwangsermächtigung, suchte nach etwas, womit er den Leutnant in seine Schranken weisen konnte. Eine Klausel besagte, dass die
Neptune
nur die Besatzungen von Schiffen zwangsrekrutieren konnte, die in den Hafen ein-, aber nicht ausliefen. Nolan lächelte, der Triumph über die Briten war zum Greifen nahe. Dann unterbrach ihn das Geräusch eines Handgemenges in seiner Konzentration.
    »Der hier hatte sich in der Kombüse versteckt, Leutnant. Er scheint was ganz Besonderes zu sein, ansonsten wüsste ich nicht, warum er meint, dass wir genau ihn rekrutieren

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