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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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ihr Fenster werfen und sie gemeinsam fliehen würden, hatte sie die Karte bis ins letzte Detail studiert und von dem Tag geträumt, an dem sie zusammen den Schatz fanden.
    Die tatsächliche Suche allerdings war ernüchternd gewesen. In einer tröstlichen Umarmung schlang Jewel die Arme um ihren Oberkörper. Ihr Nachthemd aus Leinen bot nur wenig Wärme gegen die nächtliche Kühle. Nach der Hitze des Tages empfand sie den Temperatursturz so desillusionierend wie ihre zerbrochenen Träume.
    Sie steckte ihre Füße unter das sich aufbauschende Nachthemd. Mit dem Kinn auf den Knien starrte sie auf die Zeichnung. Wenn Nolan sie nicht bei jedem Schritt daran erinnern würde, dass er ihre Gesellschaft nicht schätzte, könnte sie sich vielleicht einen kleinen Teil ihrer Phantasie erhalten. Eine Welt mit eigenen Augen zu sehen, die sie sich bisher nur hatte vorstellen können, über das offene Meer zu segeln – das alles war so berauschend für sie, doch Nolan schien keine Mühen zu scheuen, um ihr die Freude zu verderben.
    Leider hatte selbst seine offene Feindseligkeit während des vergangenen zermürbenden Tages wenig dazu beigetragen, ihre Gefühle für ihn zu ändern. Auch Jewel hatte nun endlich erkannt, warum ihre Mutter Männer immer für gefährliche Kreaturen gehalten hatte: Man konnte nie wissen, welcher von ihnen einem das Herz stehlen würde. Und hatte man es erst einmal verloren, dann gab es keine Garantie dafür, dass der Eroberer seinen Preis auch zu würdigen wusste. Ihre Mutter hatte das schmerzlich lernen müssen, und jetzt, wo Jewel ihrem alten Leben entflohen war, um ihrem Schicksal eine neue Wendung zu geben, fand sie sich in einer ähnlichen Lage wieder.
    Dass Nolan ihr gegenüber kein anderes Gefühl als leichte Verachtung zeigte, hätte sie schließlich überzeugen können, dass er ihren Herzschmerz nicht wert war, doch als sie vergebens nach dem Schatz gesucht hatten, hatte er ihr seine Verletzlichkeit gezeigt. Er hatte sie verbergen wollen, aber Jewel hatte den Schmerz und die bittere Enttäuschung spüren können, die sich jeder Faser seines Körpers bemächtigt hatte. Sie hatte zugesehen, wie er vergebens die Schaufel in die harte Erde gerammt hatte und seine muskulösen Schultern und sein Rücken sich unter dem von Schweiß getränkten, weißen Hemd abzeichneten. Sein Kummer hatte ihr jede Freude darüber verdorben, dass sie recht behalten hatte.
    Ja, er brauchte sie, obwohl er sich das erst noch selbst eingestehen musste. Ihr Herzschlag beschleunigte sich bei diesem Gedanken. Als sie ihm am Rand der Grube die Hand geboten hatte, hatte er ihre Hilfe noch abgelehnt.
    Jewel drehte die Karte und betrachtete sie aus jeder Perspektive. Vielleicht hatte sie eine Chance, die Mauer, die Nolan um sich herum aufgebaut hatte, einzureißen, wenn sie den Ort ausfindig machen konnte, an dem der Schatz tatsächlich verborgen war. Dann hätte er einen unleugbaren Grund, ihr sein Vertrauen zu schenken. Dann wäre er auch nicht mehr so einsam.
    Die Antwort auf das Rätsel der Karte musste in der Zeichnung verborgen sein, ganz egal, was Nolan auch behauptete. Zunächst war Jewel selbst von Zweifeln geplagt worden, weil sie die Worte nicht hatte lesen können. Ihr Glaube an das Bild hatte ihrer Meinung nach ihre Unwissenheit nur untermauert, aber Nolan schien genauso wenig zu wissen, wo sich der Schatz befand. Würden die Worte allein zum Schatz führen, so wäre er schon längst gehoben worden, aber Captain Kent wollte es ihnen nicht leichtmachen.
    Jewel nahm die Messinglaterne vom Haken an der Decke und stellte sie auf eine Ecke der Karte. Gerüchte über Captain Kents Schatz kamen ihr ins Gedächtnis. Er war ein Freibeuter gewesen, der aus Verzweiflung zum Piraten geworden war. Er hatte ein Schiff unter englischer Fahne angegriffen und sogar die Mitglieder seiner eigenen Besatzung getötet, die sich der grausamen Tat nicht anschließen wollten. Dieser Mann war Nolans Großvater gewesen.
    Verbarg auch Nolan eine dunkle Seite?, fragte sich Jewel unwillkürlich. Er verhielt sich immer so steif; würde er lachen oder lächeln, würde seine Fassade wahrscheinlich Risse bekommen. Nolan Kenton hatte es sich zur Aufgabe gemacht, zum genauen Gegenteil seines Großvaters zu werden. Selbst bei dem Kampf mit Jewels Vater vor so langer Zeit hatte Nolan ehrwürdige Absichten verfolgt und sich mit dieser Einstellung ein Messer in der Brust und noch etliche Jahre als Pirat eingehandelt.
    Vielleicht maß sie den kleinen

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