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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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dafür noch nicht verloren hatte, warf er sie stattdessen kurzerhand über die Reling ins Meer. »Von wem habt Ihr die Kleider gewonnen?«
    Wayland rutschte unruhig herum, bis er eine bequemere Stellung gefunden hatte. »Was für eine bodenlose Schande. Du hättest gegen mich spielen sollen. Wie in alten Zeiten.«
    Unter dem starren Blick des alten Piraten wollte Nolan die Augen abwenden. Hatte er bemerkt, dass auch ihm dieser Gedanke gerade durch den Kopf gegangen war? Dennoch hielt er Waylands Blick stand.
    »Ich frage Euch nur noch ein einziges Mal, bevor Ihr Euren Würfeln ins Meer folgt. Wem habt Ihr die Kleider abgenommen?«
    Wayland grinste, als würde er sich über Nolans wachsende Wut unendlich amüsieren. »Das wirst du noch früh genug herausfinden. Der arme Junge hat sich beschwert, dass er nun arbeiten müsse, wie der liebe Gott ihn geschaffen hat.«
    Mit der Ferse seines Stiefels stieß Nolan die Füße des alten Piraten von dem zusammengerollten Seil. »Ihr habt kein Recht dazu, die persönlichen Dinge der Männer meiner Besatzung zu nehmen, gewinnen oder zu klauen. Sie sind ehrlich und fleißig. Jeden Fetzen, den sie besitzen, haben sie sich redlich verdient.«
    Schnell fand Wayland das Gleichgewicht wieder. Schon ruhten seine Hände wieder auf seinen angewinkelten Knien, so selbstsicher wie immer. »Nun, wenn du nicht meine Kleidung beim Spielen im Schlamm ruiniert hättest, hätte ich mir keine neue organisieren müssen.«
    »Wenn dem so ist, so tut es mir leid, dass ich Euch Umstände gemacht habe«, entschuldigte sich Nolan halbherzig. Zum einen hatte Wayland recht, zum anderen hatte er Wichtigeres im Sinn. »Steht auf, ich muss mit Euch reden.«
    »Ist was in deinen Allerwertesten gekrochen, das dich juckt?«
    »So ähnlich, aber eigentlich ist es nur eine Ratte, die an Bord gekrochen ist und die sich durch ein blaues und ein braunes Auge auszeichnet.«
    »Jetzt rück endlich mit der Sprache raus.« Als Wayland sich langsam erhob, musste Nolan, obwohl er mindestens fünfzehn Kilo mehr wog, sich zusammenreißen, um nicht einen Schritt zurück zu machen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er es für eine riesige Dummheit gehalten hätte, einem erfahrenen Piraten wie Wayland ohne frisch geschliffenen Dolch in der Faust gegenüberzutreten.
    Aber Nolan gab nicht nach und stellte mit Befriedigung fest, dass es Wayland war, der die Distanz zwischen ihnen wahrte. Ein kurzer Blick über das Hauptdeck genügte, um einige verstreut glimmende Pfeifen von Besatzungsmitgliedern zu erkennen. Sie hatten ihre Schicht gerade beendet. Eine disharmonische Geigenmelodie brach durch das rhythmische Auf und Ab der Wellen. Nolan machte eine Geste in Richtung Bug. »Es handelt sich um eine Privatsache. Eine Angelegenheit zwischen zwei alten Freunden.«
    Er ließ Wayland vorausgehen. Noch traute er dem unsicheren Waffenstillstand nicht. Auch wenn er vielleicht die Gegenwart unter Kontrolle hatte, die Vergangenheit konnte Nolan nicht ändern – und das war die große Bürde, die er auf seinen Schultern trug. Je länger er darüber nachdachte, umso mehr sorgte er sich darum, wie viel Gift Wayland bereits in Jewels Geist gesät hatte. Weil er vorhatte, sie fair zu behandeln, war sie weiterhin im Besitz der Karte. Gardiners Island hatte sich bisher als fruchtloses Unternehmen erwiesen – und Nolan war sich fast sicher, dass es nicht der letzte Misserfolg sein würde. Das Einzige, was sie in die richtige Richtung führen konnte, war die Karte. Das mysteriöse Buch über das Okkulte und seine Lateinkenntnisse waren bisher nicht von Nutzen gewesen, also musste er sich danach richten, was er in den vergangenen fünf Jahren über die Reisen seines Großvaters herausgefunden hatte. Wenn sie Captain Kents letzter Fahrt folgten, mussten sie irgendwann auf die richtige Route stoßen. Die Gefahr dabei bestand darin, dass er es ohne Karte vielleicht gar nicht bemerken würde, was bedeutete, dass er Jewel weiterhin an Bord dulden musste.
    Obwohl sie vor Anker lagen, wehte der kalte Wind in Nebelschwaden über den verlassenen Bug. Genau wie ihre Schatz-Expedition hatte das Wetter eine Wendung hin zum Schlechten genommen.
    Wayland trat zurück. »Verflucht noch mal, ich musste mich waschen, um den Schlamm wegzukriegen! Das soll das letzte Mal gewesen sein.«
    Nolan packte ihn am Arm. »Was habt Ihr Jewel gesagt?« Jetzt, da er allein mit ihm war, musste er sein Temperament nicht mehr zügeln.
    Wayland entzog sich ihm. »Hände weg,

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