Juwel meines Herzens
Schlechteste sein. »Bellamy war viel an dir gelegen. Er hat oft von dir gesprochen.«
Jewel erhob sich und ging auf Nolan zu, bis sich ihre Füße fast berührten. Die verzweifelte Offenheit ihres Blicks lähmte ihn, als sie ihre Hände auf seine Schultern legte. »Was ist mit dir? Könntest
du
mich lieben?«
Die Lüge, die ihm auf den Lippen lag, überraschte ihn. Nicht weil er nicht genauso aufrichtig sein konnte wie sie, sondern weil ihm an seiner Antwort Zweifel kamen.
»Nein.« Sanft nahm er ihre Handgelenke und führte ihre Arme an ihre Seite. Der bodenlose Schmerz, der ihre Augen schmaler werden ließ, wühlte ihn mehr auf, als er erwartet hatte. Noch nie hatte ihn eine Frau in solche Verwirrung gestürzt. Bis heute hatte er sogar geglaubt, alle Gefühle, die ihn wegen Jewel heimsuchten, seien mehr auf eine gesunde Portion Lust als auf irgendetwas anderes zurückzuführen. Es war besser, sparsam mit den Worten umzugehen; er hatte gesagt, was zu sagen war, aber er fühlte sich nicht imstande, den Schmerz zu ertragen, der sich jetzt über ihre Züge gelegt hatte. »Ich glaube nicht an die Liebe, Jewel. Ich bin mir fast sicher, dass ich zu diesem Gefühl nicht fähig bin.«
Sie trat zurück. »Willst du nicht auch eines Tages eine Familie gründen? Frau und Kinder haben?«
»Wahrscheinlich schon, ja. Aber es wird eine zweckmäßige Ehe sein, die nicht auf romantische Liebe gegründet ist. Ich werde mir eine Frau suchen, die finanziell und gesellschaftlich gut gestellt ist.«
Sie verdrängte ihren offenkundigen Schmerz und streckte ihren Rücken durch. »Ich verstehe. Unnötig zu sagen, dass ich beides nicht bin. Und abgesehen davon ist es mir nicht entgangen, wie du mich ansiehst. Es ist dir unangenehm, wahre Gefühle für eine Frau zu haben, nicht wahr? Wovor hast du nur so viel Angst, Nolan?«
Er fürchtete sich vor sich selbst, aber das würde er sie niemals wissen lassen. Sie hatte keine Ahnung, wie nah am Rande des Abgrunds er sich befand. Falls er stürzte, gab es kein Zurück mehr – er würde sich ganz und gar seiner Sinnlichkeit ergeben. Er durfte nicht mehr der Mann sein, den er nur zu gut kennengelernt hatte, als er noch ein Pirat gewesen war. Ein Mann, der einfach dabei zusehen konnte, wie eine Frau weggeschleppt wurde, um vergewaltigt zu werden, oder wie ein Mann aufgeschlitzt wurde, nur weil er das Falsche gesagt hatte; er war ein Mann gewesen, der keinen Finger gerührt hatte, um all das zu verhindern. Ein Mann, der sich einfach etwas vom Rumvorrat des eroberten Schiffs holte, wenn die Geschehnisse drohten, ihn aus der Bahn zu werfen. Er weigerte sich, wieder dieser Mann zu werden. Und wenn er die Grenze mit Jewel überschritt, würde er vielleicht noch eine weitere überschreiten, und dann noch eine.
»Wenn du dir vorgemacht hast, an Bord meines Schiffes deine wahre Liebe zu finden, dann muss ich dich leider enttäuschen«, stieß er hervor. »Es ist mir egal, was zwischen dir und Mr. Tyrell vor sich geht, aber bitte, macht es nicht öffentlich, ehe wir den Schatz gefunden haben und ich dich wieder an Land gebracht habe, wo immer du möchtest.«
Jewel hob ihr Kinn. »Wenn es so weit ist, werde ich Waylands Rat befolgen. Wer weiß, Tyrell könnte es gefallen.«
Ein Bild, das Nolan schon zuvor versucht hatte, zu verdrängen, stieg mit erstaunlicher Kraft wieder vor seinen Augen auf. Er griff nach Jewel und zog sie fest an sich. Seine Küsse waren voller Leidenschaft, seine ganze aufgestaute Lust entlud sich wie ein Segel, das plötzlich unter einer starken Bö gebläht wird. Als sie keuchte, sah er darin lediglich eine Einladung, in seinem Tun fortzufahren. Seine Hand glitt an ihrem Rücken hinab und umfasste ihren Hintern. Ihre weichen Kurven fühlten sich so viel besser an, als er es sich erträumt hatte. Hart zog er sie an sich. Sie sollte seine wachsende Erektion spüren. Bei der Berührung mit ihr wurde er von einer Welle der Begierde überflutet, von der er wusste, dass er bald die Kontrolle über sie verlieren würde.
Sein impulsives Handeln vertrieb den Gedanken an Tyrell, rief aber noch lebendigere und erregendere Vorstellungen in Nolan wach, die ihn immer stärker verwirrten. Noch nie hatte er eine Frau so sehr gebraucht. Er löste den Kuss. Mit einer Hand hielt er ihren Nacken, mit der anderen ihren weichen Hintern umfasst. Sie atmete heftig. Ihre Finger hatten sich in sein Hemd gekrallt, und er war sich nicht mehr sicher, ob sie ihn wegstoßen oder an sich ziehen wollte.
Weitere Kostenlose Bücher