Juwelen der Liebe
die mit dem Familienschmuck durchbrannte und spurlos verschwand? Nicht sehr glaubhaft, das Ganze. Es schien eher ein Märchen zu sein, das der Schotte erfunden hatte, weil er sicher sein konnte, damit das Mitgefühl ihrer gemeinsamen Tante und anderer leichtgläubiger Damen zu erregen. Doch allmählich schien sogar Megan ihre Haltung zu ändern, obwohl sie zunächst höchst ungehalten auf Lachlan MacGregors Anwesenheit unter ihrem Dach reagiert hatte.
Sie befanden sich im Salon, wo die Hausgemeinschaft sich gewöhnlich nach dem Essen versammelte. Seine Großmutter und ihre Schwester Margaret hatten die Köpfe zusammengesteckt und saßen auf dem Sofa. Sie sprachen so leise, dass ihre Stimmen nicht bis zu Devlin und Megan drangen, die am Kamin standen. Lord Wright, der von London herübergekommen war, um eines der berühmten Zuchtpferde von Sherring Cross zu kaufen, war ein Übernachtungsgast und sprach mit Lady Kimberly über das Wetter, als wäre es das wichtigste aller Themen. Zu dumm, dass er schon in den Fünfzigern und außerdem verheiratet war, denn er zeigte ein deutliches Interesse an der Dame.
Wenigstens hatte der Gegenstand ihrer Auseinandersetzung den Anstand besessen, der Abendgesellschaft fernzubleiben. Was vielleicht sein Glück war, denn Devlin war sich seiner Reaktion nicht sicher, wenn ihm der Schurke erneut unter die Augen kommen sollte. Dieser befand sich noch immer irgendwo im Haus, was er allein dem allgemeinen Gesetz der Höflichkeit verdankte. Es verlangte, dass man ihn sich ausruhen ließ, damit er am nächsten Morgen frisch gestärkt seine Rückreise in die Highlands antreten konnte, oder was sonst sein Ziel war.
Megan hatte Devlin aufgefordert, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken und vorgeschlagen, den Highlander nun doch bleiben zu lassen. Bisher war sie ihm eine Erklärung dafür schuldig geblieben, doch sie würde sicher bald damit herausrücken. Normalerweise ließ sie ihn nie lange über ihre Absichten im unklaren ... wenigstens nicht allzu sehr .
Auf seine Weigerung ging sie nur knapp ein. »Du wirst doch nicht ernsthaft böse sein wegen dieser lächerlichen Angelegenheit, die außerdem mehr als ein Jahr zurückliegt?«
Devlin sah sie an und hob eine Braue. »Lächerliche Angelegenheit? Der Mann ist vor dir auf die Knie gefallen und wollte dich auf der Stelle heiraten, und als du das kategorisch ablehntest, so wie jede Frau mit einigermaßen klarem Verstand, hat er dich kurzerhand entführt.«
»Ja, aber du hast mich zurückgeholt und ihm eine ordentliche Tracht Prügel verpa ss t«, erinnerte sie ihn. »Oder weißt du nicht mehr, dass du deine Rache schon bekommen hast?«
Jeder, der Devlin nicht sehr gut kannte, hätte das leichte Kräuseln seiner Mundwinkel übersehen, das ein Zeichen von Selbstzufriedenheit war. Die angenehme Erinnerung, die der Auslöser dafür war, hielt jedoch nicht lange vor.
»Das macht keinesfalls ungeschehen, wie er seinen Lebensunterhalt verdient«, sagte er. »Großer Gott, er ist ein verdammter Dieb. Warum überseht ihr Frauen das nur?
Und er könnte sogar der Stiefsohn meiner Tante sein, statt nur ihr Neffe, und ich würde ihn deswegen trotzdem nicht in meinem Haus willkommen heißen.« Verschiedene Köpfe wandten sich in ihre Richtung, und Megan flüsterte: »Nicht so laut, bitte. Dann sage ich dir noch etwas. Du hast Lady Kimberly nicht einmal bemerkt, so unscheinbar ist sie ... was bedeutet, dass wir eine Menge Zeit investieren müssen, um einen Ehemann für sie zu finden. Und du willst einfach einen möglichen Bewerber aus dem Haus werfen. Hast du schon vergessen, dass wir versuchen wollten, die zwei zusammenzubringen?«
Nun begriff er, warum sie ihre Meinung geändert hatte. Doch er weigerte sich weiterhin. »Wo liegt der Sinn, Megan? Kein Earl würde einen Schwiegersohn mit dieser Vergangenheit akzeptieren.«
»Oh, gib es auf, Dev«, unterbrach sie ihn ungeduldig. »Er ist ein schottischer Lord und außerdem Oberhaupt seines Clans. Das macht ihn überaus passend als Schwiegersohn für die Tochter eines Earls. Du weißt es auch. Und seine Taten in der Vergangenheit können großzügig übersehen werden angesichts der Umstände, die ihn dazu gezwungen haben. Du hast gehört, was deine Tante sagte. Der arme Mann war verzweifelt. Jetzt hat er diesen Teil seines Lebens hinter sich gelassen. Und er ist hier, um eine reiche Frau zu finden, die er heiraten kann. Bei der Mitgift, die Lady Kimberly in die Ehe bringt, wird er kaum sein
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