Juwelen der Liebe
beinahe den Atem ab, als sie den Gürtel zu fest band, ließ die Tür mit einem Knall gegen die Wand prallen, als sie nach draußen trat, und hämmerte wenige Sekunden später mit aller Kraft gegen die Nachbartür. Es überraschte sie nicht übermäßig, dass sofort geöffnet wurde. Durch den lauten Knall, mit dem sie aus ihrem Zimmer getreten war, hatte sie sich schließlich gebührend angekündigt. Erstaunt war sie nur, dass plötzlich Lachlan MacGregor vor ihr stand. Dieses Mal ließ sie sich nicht durch seinen Anblick lähmen, obwohl sie ihn ebenso faszinierend fand wie bei ihrer Ankunft. Jetzt war sie einfach wütend.
»Haben Sie eig entlich eine Ahnung, wie spät e s ist, verdammt? Und dass Sie andere Leute mit Ihrem Krach stören könnten?« fragte sie und blitzte ihn an.
Als Antwort hob er neugierig die Braue. »Die Kleine kann also tatsächlich sprechen.«
Sie errötete, als er sie daran erinnerte, wie sie ihn wortlos angestarrt hatte. Doch das minderte ihren Zorn keinesfalls. Vor allem nicht, weil eine andere Stimme ihre Aufmerksamkeit in den hinteren Teil des Raumes lenkte, wo ein weiterer Mann in einem Sessel lungerte. Es war der gleiche, den sie vor wenigen Tagen in der Herberge angeschnauzt hatte, weil er sie die halbe Nacht am Schlafen hinderte.
»Und ob sie das kann«, sagte der Bursche und nickte betrunken. »Wenn sie loslegt, glaubst du, die Todes Fee höchstpersönlich will dich holen. Sie hat mir mächtig die Ohren vollgeschrien, in der Herberge neulich, und das ohne jeden Grund.«
»Überrascht mich eigentlich nicht, dass sie mich in den Dienstbotenflügel gesteckt haben«, bemerkte Lachlan, offenbar an seinen Freund gerichtet, obwohl er weiterhin Kimberly ansah. »Aber ich gehe schlafen, wenn ich will. Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe, Mädchen, aber ...« Er zuckte mit den Achseln. »Nun, Sie können sich bei Ihren Dienstleuten beschweren, dass die mich hier einquartiert haben.«
Er hatte sie vielleicht für eine Dienstmagd halten können, als er sie in der Eingangshalle hochgehoben hatte, doch er musste schon taub sein, um überhört zu haben, dass die Herzogin sie mit ihrem Titel angesprochen hatte, als sie sich bei Kimberly für ihre Zerstreutheit entschuldigte. Megan hatte auch erwähnt, dass sie bei ihnen zu Gast war. Deshalb betrachtete sie seine Schlussfolgerung , er befände sich aufgrund ihrer Anwesenheit wohl im Dienstbotenflügel, als Beleidigung, und zwar als eine absichtliche.
Ein widerlicher Kerl. Seine Manieren ließen wahrlich zu wünschen übrig. Das hatte er bereits vorher bewiesen, als er sie vollständig ignorierte. Doch Kimberly war nicht bereit, klein beizugeben, nur weil er ihr unverschämt kam. »Es ist offenbar eine Angewohnheit von Ihnen, andere Leute zu stören, ganz gleich, wo Sie sich aufhalten. Und das hier ist nicht der Dienstbotenflügel, MacGregor, was Sie im übrigen sehr gut wissen. Ich bin zu Gast auf Sherring Cross, genau wie Sie. Außerdem bin ich krank. Ich bin müde und erschöpft und brauche dringend Schlaf. Den bekomme ich jedoch nicht, solange Sie sich aufführen, als wollten Sie das ganze Haus wecken.«
»Ich glaube, das würde ich nicht schaffen, Mädchen. Dazu ist das Schloss zu groß. Obwohl ich zugebe, dass die Idee mich reizt, bei der Stimmung, in der ich mich befinde.«
Bei den letzten Worten grinste er herausfordernd, worauf sie ihre Brauen noch dichter zusammenzog. Ganz offensichtlich hatte er nicht die geringste Absicht, sich wie ein zivilisierter Mensch zu benehmen.
Jetzt reichte es ihr, und sie fuhr ihn mit lauter Stimme an: »Und ich glaube, Sie besitzen überhaupt kein Hirn, mit dem Sie denken könnten. Seid ihr Schotten tatsächlich so rücksichtslos? Oder handelt es sich bei Ihnen eher um Selbstsucht, dass Sie sich nicht darum scheren, wen Sie verletzen oder mit Ihrer Rüpelhaftigkeit stören?«
Sie hatte es geschafft, ihn ärgerlich zu machen. Sein plötzlich düsterer Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran. Er machte einen Sch ritt auf sie zu, was sie veran lasste , den Atem anzuhalten und ihrerseits einen Schritt zurückzuweichen. Er machte noch einen Schritt und zwang sie weiter zurück, dann noch einen. In ihr stieg Angst hoch, und sie wünschte, sie hätte doch die Hausverwalterin geholt, statt direkt und persönlich gegen den Grund ihrer Beschwerden anzugehen.
»Sie halten mich also für rüpelhaft, wie?« sagte er in dunklem, drohenden Ton. »Dann wissen Sie nicht, was das ist, wenigstens nicht bei mir.
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