Juwelen der Liebe
sich, als die Balkontüren aufgingen und Devlins dunkler Umri ss vor dem hellerleuchteten Hintergrund des Ballsaals erschien. Er musste den Blick nicht lange schweifen lassen, um sie zu entdecken, und kam direkt auf sie zu. Mit einer Hand auf dem Mund bemühte er sich um ein Flüstern, das laut genug war, um von allen dreien verstanden zu werden.
»Megan, Liebes, ich brauche dich, um mich vor Henrietta Marks zu retten. Sie ist wild entschlossen, mir die politischen Ansichten ihres Gemahls darzulegen, mit denen ich, wie alle wissen, nicht im geringsten übereinstimme. Beeil dich, sie folgt mir direkt auf den Fersen.« Er klang verärgert und bestimmt, vor allem bestimmt. Megan hatte keine Zeit mehr, etwas zu entgegnen oder sich bei ihrem Gegenüber zu entschuldigen. Sie lächelte Kimberly zu und würdigte Lachlan keines Blickes, während Devlin sie ungeduldig in den Ballsaal zurückschob.
Megan bemerkte sofort, dass ihn nirgends ein fauchender Drache bedrohte, worauf sie ihn unverzüglich hinwies. »Ich sehe keine Henrietta.«
»Nein, das kannst du auch nicht«, entgegnete er und tätschelte ihre Hand, während er sie angrinste. Dann schlang er den Arm um sie und wirbelte sie zu der gerade einsetzenden Musik herum. »Die Marks’ kommen nie zu diesen exklusiven Bällen.«
Einen Moment war sie verblüfft, dann lächelte sie zu ihm hinauf. »Ausgezeichnet, Devlin. Es war genau der richtige Moment, um Kimberly und Lachlan allein dort draußen zurückzulassen, wenn du mir ein Lob erlaubst.«
»Ich weiß«, entgegnete er ziemlich selbstgefällig.
Sie hob eine Braue. »Willst du damit sagen, dass du uns gesehen hast, als wir auf den Balkon hinausgegangen sind?«
»Mein Schatz, ich weiß immer, wo du bist und was du gerade tust.«
Sie zog ein Gesicht. »Wie ist das zu verstehen? Soll ich erfreut sein oder mich eher fragen, ob du mir nicht traust?«
»Da ich dir selbstverständlich grenzenloses Vertrauen entgegenbringe, solltest du dich für die Freude entscheiden.«
Sie lächelte wieder. »Ja, das werde ich wohl müssen.«
14
Kimberly starrte noch immer auf die geschlossene Balkontür und war verblüfft, wie schnell man sie alleingelassen hatte ... mit ihm ... als sie Lachlans auffälliges Husten hörte, mit dem er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. Sie be s chloss , ihn nicht zur Kenntnis zu nehmen, und wandte sich ab, um den Hof hinter dem Stadthaus der Wiggins’ zu betrachten. Dort unten flackerten Lichter im Nebel. Sie erkannte einige einsame Bänke und die große Statue eines vergessenen Kriegshelden in der Mitte ...
»Es tut Ihnen nicht gut, mich zu übersehen, Mädchen. Ich bin unübersehbar.«
»Oh, ich weiß nicht«, bemerkte Kimberly und wandte den Blick noch immer nicht in seine Richtung. »Ich bin ziemlich gut darin, Dinge nicht zu beachten, die mich langweilen.«
»Au weh«, klang Lachlans Stimme aus nächster Nähe, und sie bemerkte, dass er lautlos hinter sie getreten war. »Damit kränken Sie mich tief, Darling.«
»Das bezweifle ich aufrichtig, doch für den abwegigen Fall, dass dies stimmt, werden Sie sicher darüber hinwegkommen.«
»Nun, und für den abwegigen Fall, dass Sie meinen, was Sie sagen, würde ich auf der Stelle meinen Atem aushauchen.« Er schwieg und spielte dann den Erstaunten. »Na, so was, ich bin ja immer noch hier. Stellen Sie sich das nur vor!«
Sie musste beinahe lachen, was sie nur mit Mühe unterdrücken konnte. Alberne Späße wie diese fehlten tatsächlich in ihrem Leben ... doch nicht mit einem Mann, dessen wahres Interesse woanders lag, wie sie beide wusste n. »Sie müssen mich entschuldigen, Mac...«
»Haben diese steifen Engländer Ihnen gesagt, wie wunderschön Sie heute abend aussehen, Kimberly?«
Sie wollte gerade von ihm Weggehen, aber seine Bemerkung hielt sie auf und erfüllte sie mit einem warmen Leuchten. Ja, ihr war im Laufe des Abends von verschiedenen Männern gesagt worden, wie schön sie sei, doch deren Worte besaßen nicht die gleiche magische Wirkung wie Lachlans.
Seine Hand berührte ihren Arm, als müsste er sie mit physischen Mitteln aufhalten, obwohl ihre Füße in diesem Augenblick wie angenagelt am Boden blieben. Ihr gefiel der Gedanke, dass er sie einfach berühren wollte, in einer beinahe unschuldigen Geste.
»Habe ich Sie in Verlegenheit gebracht?« fragte er sanft. Sie war nicht verlegen, sondern sprachlos. In ihrem Leben hatte sie so wenige Komplimente erhalten, zumindest von Männern, dass sie nicht wusste , wie
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