Juwelen der Liebe
auszuruhen, da der Ball zweifellos bis in die frühen Morgenstunden dauern würde. Kimberly war sehr damit einverstanden. Lachlan in dem geschlossenen Raum der Kutsche zu ignorieren, hatte an ihren Nerven gezehrt und die Reise sehr ermüdend gestaltet.
Dennoch nahte der Abend im Nu, und bald befanden sie sich auf dem Weg zum Ball. Kimberly klopfte vor Aufregung das Herz. Noch nie hatte sie so hübsch ausgesehen. Sie war verblüfft über die Verwandlung, und das lag nicht nur an dem atemberaubenden Kleid, das ihre Figur perfekt zur Geltung brachte. Der silbergraue Satin war durchbrochen von hellblaüer Spitze, die den engen Rock in Abständen umringte und mit der auch die üppige Schleppe besetzt war. Die Schultern und das tief ausgeschnittene Dekollete waren ebenfalls spitzenumsäumt, wie es die Mode verlangte. Ein Halsband aus Satin und Spitze erlaubte ihr, eine hübsche Kameebrosche anzustecken, die ihrer Mutter gehört hatte.
Doch vor allem fand sie sich wegen ihres Haares plötzlich so hübsch, das Megans Zofe frisiert hatte. Wenn sie daran dachte, wie sie das Mädchen gescholten hatte, als sie mit Schere und Brenneisen kam und anfing, Kimberlys Stirnhaar zu kürzen. Das Mädchen war offenbar mit den neuesten Frisuren vertraut, weshalb Megan sie vor dem Ball zu Kimberly geschickt hatte.
Als sie fertig war, lagen viele goldene Locken am Boden verstreut, doch die kurzen, luftigen Kräusel an Stirn und Schläfen, die nun Kimberlys Gesicht umrahmten, machten ihre Züge bedeutend weicher und gefälliger. Nachdem noch etwas Puder und Rouge aufgetragen waren, erkannte sie sich kaum wieder.
Lachlan ging es auf den ersten Blick genauso. Er trat aus seinem Zimmer, als sie vorbeikam, und setzte zu einer höflichen Begrüßung an, da er vermutete, sie sei ein weiterer Gast der St. James’. Sie schritt weiter, als bemerkte sie ihn nicht einmal. Sein Mund blieb offenstehen, als ihm dämmerte, wer sie war.
Es geschah nicht oft, dass er sich verblüffen ließ, doch Lady Kimberly schien beinahe eine Gewohnheit daraus zu machen. Er hätte sie am liebsten bei der Schleppe gepackt und gefragt, was zum Teufel sie sich dabei dachte, so gut auszusehen. Doch er hielt sich zurück und schwieg, bevor er sich lächerlich machte. Es reichte, wenn er sich so fühlte.
Am Abend zuvor hatte sie ihn genauso überrascht, als er ihr Lächeln sah. Sie war hübsch, wenn sie ihre Grübchen zeigte, richtig herzerfrischend. Dieses Lächeln, zusammen mit ihrem Veränderten Aussehen, verlieh ihr eine besondere Schönheit. Er wollte im Laufe des Abends mehr darüber herausfinden, wenngleich ihn die mögliche Wirkung seiner Forschungen beunruhigte.
Was ihn am meisten irritierte, war die Art, wie diese Frau auf die seltsamste Weise sein Innerstes berührte.
Seit der Nacht, als sie aufgebracht gegen seine Tür getrommelt und er mit übergroßer Heftigkeit reagiert hatte, war er bemüht, sie nicht weiter zu beachten, sondern sich auf seine Megan zu konzentrieren. Doch irgendwie schaffte er es nicht. Sie huschte ihm durch den Kopf, obwohl sie dort nichts zu suchen hatte. Auch der Kuss , den sie getauscht hatten, half nicht dabei, sie zu vergessen.
Er konnte noch immer nicht begreifen, warum der Drang so unwiderstehlich gewesen war. Denn er hätte sie besser nicht gekü ss t. Nun wurde er den Gedanken daran nicht mehr los.
Etwas an dem Kuss hatte ihn auf das höchste erregt. Es war wohl die Art, wie sie ihn umschlungen, ihren Mund ihm bei seinem Überfall geöffnet und sich dann mit ihrem weichen, biegsamen Körper hingebungsvoll an ihn geschmiegt hatte. Dieses Mal hatte er keinen steifen Nacken bekommen, als er sich hinabneigte, um ihre Lippen zu erreichen. Es war eindeutig von Vorteil, eine hochgewachsene Frau zu küssen. Dennoch hätte er in diesem speziellen Fall gern auf diese Erfahrung verzichtet.
Für heute abend plante er, Megan weiter zu umgarnen. Er würde endlich die Gelegenheit haben, mit ihr zu tanzen. Auf einer Festlichkeit wie dieser wagte sie es sicher nicht, ihn zurückzuweisen. Wenn er sie erst einmal in den Armen hielt, war alles möglich. Dann würde es ihm auch gelingen, ihre lächerliche Behauptung zu entkräften, dass sie mit diesem englischen Langeweiler glücklich verheiratet war. Sie machten doch nur gute Miene, um ihren schrecklichen Fehler zu verbergen. Das würde er beiden beweisen.
Ja, er hegte große Hoffnungen, und diese verboten ihm, sich den Kopf über diesen kratzbürstigen, aber hübschen Schmetterling zu
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