Juwelen der Liebe
schützen, das ihr so grell wie nie erschien. Der Ball. Sie war auf dem Ball der Wiggins gewesen und hatte zuviel Champagner getrunken. Das also waren die Folgen, wenn man mit Alkohol sündigte? Ein pochender Kopfschmerz, Lichtempfindlichkeit und diese seltsame Unruhe? Unruhe? Was hätte sie tun können, um dieses Gefühl zu rechtfertigen? Ein Kuss auf dem Balkon, mehrmals mit dem gleichen Mann zu tanzen, diese machtvollen, sinnlichen Blicke, die Lachlan ihr zuwarf? Lachlan ...
Eine Erinnerung löste die nächste aus, in der Reihenfolge der Ereignisse. Als sie bei den letzten angekommen war, die sich in diesem Raum zugetragen hatten, ließ sie die Hand auf das Bett zurücksinken und stöhnte innerlich. Unmöglich. Das konnte sie nicht getan haben, das hätte sie sich nie erlaubt. Die restlichen Erinnerungen mochten echt sein, doch die letzte, nein, das musste ein Traum gewesen sein. Andererseits, hatte sie jemals etwas so Echtes ... oder Schönes geträumt?
Dann fiel ihr Blick auf das Nachtgewand am Fußende des Bettes, und mit einiger Beklemmung sah sie an sich herab und stellte fest, dass es sich bei dem Kleidungsstück am Boden nicht um ein zweites Gewand handelte, das sie aus dem Schrank geholt und dann doch nicht angezogen hatte. Sie war tatsächlich nackt unter der Decke, die sie im Augenblick vor der Brust festhielt. Das Frösteln an den bloßen Schultern hätte ihr früher auffallen sollen, doch hatten vermutlich die Kopfschmerzen sie von diesen eher unbedeutenden Beobachtungen abgehalten.
In dem Moment schloss ihr das Blut in die Wangen, und genauso schnell wich es wieder und ließ sie erblassen. Ob es Zufall war, dass sie in der einzigen Nacht, in der sie kein Nachthemd trug, davon geträumt hatte, dass jemand mit ihr Liebe machte? Sie fürchtete das Gegenteil, und das würde bedeuten, dass sie ruiniert war ... nun wusste sie auch, woher diese schleichende Unruhe kam. Wenigstens lag Lachlan nicht mehr in ihrem Bett. Sie hätte sich kaum ihre Verlegenheit vorstellen können. Mary kam morgens gewöhnlich ohne anzuklopfen ins Zimmer und machte Feuer, damit Kimberly es beim Aufwachen warm hatte. Andererseits handelte es sich um ihre Zofe. Welchen Unterschied machte es also?
Einen ganz gewi ss . Mary tratschte gern, und da sie erst seit kurzem für sie arbeitete, war kaum damit zu rechnen, dass sie Kimberly gegenüber echte Loyalität empfand, die sie zum Schweigen veranla ss t hätte. Doch auch wenn ihr diese Peinlichkeit erspart blieb, war sie erledigt. Junge Damen aus gutem Haus taten einfach nicht, was sie sich erlaubt hatte und ...
Sie stöhnte wieder und verbarg den Kopf unter der Decke, in der Hoffnung, dass Mary sie in ihrem Unglück wieder alleinließe. Wie hatte sie sich nur so weit vom geraden Weg der Tugend abbringen lassen können? Gerade sie, die sich sonst immer an alle Regeln der Schicklichkeit hielt? Nur ein einziges Mal hatte sie sich bisher diesen Geboten widersetzt, als sie ihrem Vater trotzte, der von ihr verlangte, die Trauerzeit vorzeitig zu beenden, und das nur, weil es darum ging, die Spielschulden ihres Verlobten zu tilgen. Dieser Lump. Wenn Maurice nicht so leichtsinnig mit seinem Geld gewesen wäre, würde sie sich jetzt nicht in dieser mi ss lichen Lage befinden ... und ...
Sie war auf dem besten Weg, sich in echte Panik hineinzusteigern, und das nur, weil sie eine kleine Einzelheit übersehen hatte. Sie seufzte, als auch diese Erinnerung zurückkehrte. Gestern abend hatte sie beschlossen, dass Lachlan MacGregor ihr als Ehemann recht angenehm sein würde. Die Tatsache, dass sie diese Entscheidung mit leicht benebeltem Kopf getroffen hatte ... spielte wohl kaum noch eine Rolle.
Sie hatte den Entschlu ss gefa ss t, ihn zu heiraten, und jetzt konnte sie nicht mehr zurück, selbst wenn sie es wollte. Sie hatten miteinander geschlafen. So etwas tat eine Frau nur mit ihrem Ehemann ... oder in ihrem Fall mit dem zukünftigen Gatten. Und in dem Punkt fand sie nichts an ihm auszusetzen. Sie würde es sehr genießen, diese Sache regelmäßig mit ihm zu wiederholen ... sobald sie offiziell verheiratet waren. Sicher wäre es ihr lieber gewesen, er hätte seine Demonstration, wie schön dieser Teil des Ehelebens sein würde, bis dahin aufgeschoben, doch nun war es geschehen, und sie würde ihn ganz sicher später gehörig dafür ins Gebet nehmen.
Wenigstens wollte sie erfahren, was ihn tatsächlich bewogen hatte, in ihr Zimmer zu kommen, sie mit Küssen zu wecken und dann ihr Schicksal zu
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