Juwelen der Liebe
sie ihn alle vorbeikommen sehen und ihm wahrscheinlich mit offenem Mund nachgestarrt. Sie wurde zuerst in den Frühstücksraum geführt, wo sich niemand mehr aufhielt, dann auf die kalte und ebenfalls verlassene Terrasse und schließlich zur Bibliothek. Dort blieb sie auf der Türschwelle stehen.
Er war nicht allein.
Die Herzogin befand sich ebenfalls im Raum und suchte offenbar ein Buch in den oberen Regalreihen, da sie in halber Höhe auf einer Leiter stand. Lachlan hielt die Leiter für sie fest, obwohl sie auch ohne seine Unterstützung stabil genug erschien und er die Geste nur als guten Vorwand benutzte, um der Dame näher zu sein.
Kimberly wollte eben auf sich aufmerksam machen, als sie Lachlan in leicht enttäuschtem Ton zu Megan sagen hörte: »Sie glauben also nicht, dass ich Sie lieben könnte? Meinen Sie das?«
Megan machte sich nicht einmal die Mühe, zu ihm hinunterzusehen. »Ich glaube, Sie sind einfach in mein Gesicht verliebt. Das passiert mir oft. Denken Sie darüber nach, Lachlan. Was Sie fühlen oder zu fühlen glauben, kann nicht echt sein, da Sie absolut nichts von mir wissen.«
»Ich weiß, dass Sie seit einem Jahr meine Gedanken beherrschen. Das ist mehr als eine flüchtige Laune.«
»Vielleicht, weil ich der Vogel war, der Ihnen davongeflogen ist?« schlug Megan vor.
»Ich bin nicht so gierig, dass ich alles haben muss , was auch nur entfernt meine Aufmerksamkeit erregt.« Lachlan klang nicht nur enttäuscht, sondern schien auch ernsthaft gekränkt zu sein.
Megan seufzte laut, als sie das gesuchte Buch aus dem Regal zog und die Leiter wieder herunterstieg, um ihn anzusehen. »Sie können sich die ganze Mühe sparen, Lachlan. Wie oft muss ich noch wiederholen, dass ich meinen Gemahl liebe? Kein Mann könnte mich glücklicher machen. Deshalb würde ich es vorziehen, wenn Sie Ihre Gefühle, wie auch immer sie seien, in Zukunft für sich behielten. Sie sind hier, um eine Ehefrau zu finden, eine reiche dazu, wenn ich die Sache richtig verstanden habe, damit sie Sie aus der verzweifelten Lage rettet, in die Ihre Stiefmutter Sie gebracht hat, als sie sich mit dem Familienerbe davonmachte. Es wird höchste Zeit, dass Sie sich auf diese Tatsache besinnen, glauben Sie nicht auch? Und Sie sollten eine Frau finden, die nicht schon jemand anderen liebt und unverheiratet ist.«
Kimberly hatte genug gehört, zu viel sogar, und wenn jetzt jemand ihre Anwesenheit bemerkte, würde sie auf der Stelle in Ohnmacht fallen. Sie trat hastig neben die Tür und lehnte sich gegen die Wand zwischen ihr und den Anwesenden im Raum. Dann rannte sie atemlos zur Treppe am Ende der Halle, was sie gewöhnlich nie tat, da es sehr undamenhaft war. Ihre Reaktion war Ausdruck ihrer tiefen Bestürzung.
Als sie den oberen Korridor erreichte, blieb sie stehen und lehnte sich gegen die Wand. Plötzlich wurde ihr mit voller Wucht bewu ss t, in welch mi ss licher Lage sie sich befand. Sie stöhnte laut, während sie die Augen Schloss und mehrmals mit dem Kopf gegen die Wand stie ß . Lachlan MacGregor würde sie nicht heiraten, er liebte noch immer Megan St. James. Wie hatte sie nur einen Moment glauben können, dass diese Sache zu Ende war? Nur weil er sie gekü ss t hatte, und das mehr als einmal? Oder weil er mit ihr geschlafen hatte? Mein Gott, wie naiv war sie gewesen! Eines der ältesten Gewerbe der Welt beruhte auf der Tatsache, dass Männer eine Frau nicht lieben mussten , um mit ihr ins Bett zu gehen.
Er hatte offenbar nur mit ihr gespielt, vielleicht aus Langeweile oder aus der Enttäuschung heraus, dass er keine Fortschritte bei der Frau machte, die er wirklich wollte. Nach dem, was sie mit angehört hatte, klang es nicht so, dass er jemals weiterkommen würde. Doch wo blieb sie dabei? Gesellschaftlich ruiniert und ohne Ehemann ... nein, nicht wirklich ruiniert, wenn niemand außer ihr und Lachlan etwas wusste n. Bis jetzt wenigstens. Doch zwei Dinge könnten das schnell ändern.
Sie mochte nicht viel über die Ausübung körperlicher Liebe in ihren Einzelheiten gewu ss t haben. Doch es war allgemein bekannt, dass dabei Babys entstanden. Nicht immer, aber manchmal. Dem würde sie sich stellen müssen und hoffen, dass dieser eine Fehltritt nicht gleich Folgen für sie hatte.
Sollte hier das Glück auf ihrer Seite sein, wäre Zeit gewonnen, sich dem zweiten Punkt zu stellen, der ihren schnellen Ruin bedeuten könnte. Wenn ein Mann sie heiraten wollte, würde sie ihren Fehltritt zugeben müssen, bevor sie den Antrag
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