K
(der Sonne, einem Vogel, einer menschlichen, irgendetwas schreibenden Gestalt), wieder andere mit geometrischen Zeichnungen, mit Kreisen, Spiralen und Irrgärten. Er kauft sie für seine Mutter und seinen Vater, für Maureen und die Klassenzimmer. Für Bodner besorgt er Gläser mit pulverisierter Katzenmumie, die, wie ihm der Verkäufer in gebrochenem Englisch versichert, einen wahrhaft wundersamen Dünger abgibt.
»Stimmt das?«, fragt er Pollard einige Stunden später. »Anscheinend«, erwidert Pollard. »Die Gräber, die hier seit Jahrhunderten freigelegt werden, sind so voll mit diesen bandagierten Kreaturen, dass es sie wie Sand in der Wüste gibt; außerdem sind sie extrem nährstoffreich. Ob das, was man kauft, wenn man auf dem Markt ein Glas angeblich antike, zerschrotete Katzenmumie ersteht, allerdings tatsächlich immer echt ist, das steht auf einem anderen Blatt. Gleiches gilt übrigens für die Skarabäen und Papyri, die Hälfte von denen sind getürkt.«
Und weil sie schon beim Thema Fälschung und Betrug sind, rät er Serge, in den Läden und Cafés stets das Wechselgeld zu prüfen, da dieser Tage jede Menge falscher Geldscheine im Umlauf seien, vor allem Zehn-Piaster- und Fünf-Livre-Égyptienne-Noten. Aber nicht nur das Geld sei falsch: Oft seien auch die Leute dubioser Herkunft, vor allem die Europäer. Man wisse nie, ob der Mann, den man im Restaurant kennenlernt, tatsächlich, wie behauptet, ein Chirurg oder ein Politiker
der zweiten Garde ist, und nicht etwa ein Falschspieler, Zuhälter oder Ganove. Die Gazette ist randvoll mit Geschichten über distinguierte Engländer, die ins Continental schlendern, sich als Zwischenhändler für Juweliere ausgeben und jede Menge Golduhren und Diamantenringe für potenzielle Kunden mitnehmen, um damit auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden; oder mit Geschichten über Leute, die aufmerksam die Gesellschaftsseiten studieren, um so zu erfahren, wer wo neu in der Stadt eingetroffen ist, sich dann mit ihnen anfreunden, sie verführen und schließlich übers Ohr hauen. Einmal heißt es in einem Artikel, ein bekannter, wegen groben Betrugs, Erpressung und Totschlags gesuchter Bigamist halte sich inkognito in Kairo auf: »ER KÖNNTE JEDER SEIN«, lautet die reißerische Schlagzeile. Und es stimmt: Alle Welt kommt hier durch. Kairo ist das Tor zum Nahen und Fernen Osten. Ölsucher, Importeure von Bewässerungspumpen, Ingenieure, Makler und Spekulanten aller Art treiben sich hier herum, warten auf Schiffe oder Geschäfte und versuchen, alles Mögliche zu kaufen oder zu verkaufen. In der Brasserie des Savoy Palace begegnet Serge eines Abends Stedman, seinem ehemaligen Ausbildungspartner aus Hythe.
»Du hast überlebt!«, platzt es gleichzeitig ungläubig aus ihnen beiden heraus.
»Sonst noch wer?«, fragt Serge.
»Soweit ich weiß, wurde Pepperdine auf seinem ersten Flug gefangen genommen. Spurrier wurde verwundet und heimgeschickt. Der Rest ist tot, fürchte ich.«
»Und du?«
»Kugelfest. Wie ein falsch gepolter Magnet: Sie prallen einfach von mir ab. Diese Lacrosse-Mädchen müssen echt magische Kräfte gehabt haben. Fünf Beobachter hab ich verschlissen – nein, sechs. Sogar der größte Teil der Bodenmannschaft meiner Staffel wurde getötet, trotzdem bin ich bei
jedem Fliegeralarm aufgestiegen. Und ich fliege immer noch, bringt mir wahrscheinlich Glück …«
»Du fliegst?«
»Bis letztes Jahr Vergnügungsflüge über London.«
»Davon habe ich gelesen«, sagt Serge, dem Reklame für Osram-Glühbirnen und Amazonier in den Sinn kommen. »Von Croydon aus, stimmt’s?«
»Genau«, erwidert Stedman. »Jetzt bin ich auf dem Weg in die Levante. Luftvermessungen für die anglo-persische Ölgesellschaft.«
»Falls die sich das noch leisten kann«, sagt ein Gast, dem Serge vor einigen Abenden vorgestellt wurde und der die Gazette liest, ihr Gespräch aber mit angehört hat. »Ihre Aktie ist um drei Sechzehntel gefallen.«
»Drei Sechzehntel ist gar nicht mal so übel«, entgegnet Pollard, der zu ihnen herüberschlendert, da es ihm nicht geglückt ist, an den Tisch eines Ministers eingeladen zu werden, dessen Frau er einige Drinks spendiert hat. »Die Landwirtschaftliche Bank ist um ein ganzes Pfund abgesackt, und die Banque d’Orient hat seit der Unabhängigkeit sogar zwei verloren. Aber wenn die damit klarkommen, wird Angie-Percy schon das ein oder andere Sechzehntel verkraften können und sich bald wieder berappeln.«
»Sich berappeln?«, knurrt der Gazette
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