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Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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Koffer. Er kann die Fläschchen mit dem Epithemalodine und den Kodein-Pillen nicht finden, aber das ist nicht weiter wichtig: In seiner Praxis hat er davon genug.
    Das Baby wird gestillt; die Mutter sitzt aufrecht im Bett, ruhig und zufrieden; das Dienstmädchen am Bett kämmt ihr das Haar, dröselt die Strähnen auf wie die Chinesinnen, die auf dem Seidenteppich über ihr an den seltsam dunklen Knäueln zupfen. Am Fuß des Bettes steht Maureen, in ihren Armen das Mädchen, das stumm ihrem Bruder zusieht. Sie sind alle ganz still: Im Zimmer ist es leise bis auf die schmatzenden Lippen des saugenden Babys und das Summen der Kupferdrähte, das vom Garten herüberdringt.

2
    I
    »Am Anfang«, sagt Simeon Karrefax, der auf einem kleinen erhöhten Podest in Klassenzimmer Eins steht, »am Anfang, meine Damen und Herren, war das Wort.«
    Sein Publikum, die schnatternde Elternschar angehender Zöglinge der Versoie-Tagesschule für Gehörlose, zwängt sich auf die Kinderstühle des Klassenzimmers. An der Wand hinter ihnen steht Miss Hubbard; ihr Blick wandert unruhig zwischen Karrefax und einer Kiste voll kleiner Bleirohre zu ihren Füßen hin und her.
    »Und das Wort war bei Gott«, fährt Karrefax fort, »und das Wort war Gott, was nichts anderes heißt als: Die Sprache ist göttlich. Sie selbst hauchte die Erde ins Sein – hauchte, atmete ihr Leben ein, damit sie wiederum atmen und sprechen möge. Was, frage ich Sie, ist das Auf und Ab der Berge und Täler, die immerwährende Dünung des Meeres anderes als ihr Atem? Was sind die Winde, die sie umwirbeln und umwehen, mal in der einen, dann in der anderen Richtung? Was die Dampfstrahlen, die aus Geysiren schießen, die Fontänen, die den Blaslöchern der Wale entströmen? Und welcher Mensch, der je neben einem brausenden Wasserfall stand, in einem Wald innehielt und das Geflüster der Blätter vernahm, das Zirpen und Lärmen der Vögel, wird leugnen, dass er die Erde reden hörte?«
    Sein konzentrierter Blick wandert durch das Zimmer. Fällt er auf einen Vater, eine Mutter, schlagen sie die Augen nieder
oder schauen wie gebannt auf die Weißwandtafel hinter Karrefax. Auf ihr zeigt ein mit schwarzer Kreide auf wattehinterlegtem Glas gezeichnetes Diagramm Scheiben, Scharniere, Rohre und Hebel in einer komplizierten Anordnung, die an ein Bewässerungssystem denken lässt oder an die Mechanik eines Krans.
    »Und wir, meine Damen und Herren, bewegen wir uns nicht nach demselben keuchenden, strömenden Rhythmus? Ist unser Geist, unser Esprit nicht passend benannt? Suspirio – atmend leben wir, sprechend nehmen wir Teil am Erhabenen. In unseren Gesprächen, im Zuhören und Antworten, formen wir unsere Bindungen: Freundschaften, Feindschaften, Liebschaften. Durch unsere Teilnahme am Reich der Rede lernen wir Moral und Respekt vor dem Gesetz, lernen, den Schmerz der anderen zu verstehen sowie unsere Gaben durch die großen Werke der Kunst und Wissenschaften zu erweitern und zu festigen, durch Poesie und Vernunft, Argumente und Diskurse. Rede ist Maß und Methode unseres Gedeihens. Sie ist Strom und Währung unserer Begegnungen in der Welt und all der funkelnden Wunder ihrer Institutionen, ihres Handels und Wandels.«
    Er hält inne, und die Eltern werden sich des eigenen Atems bewusst, der in der Stille des Klassenzimmers plötzlich so laut und mühsam klingt. Karrefax reckt Kopf und Schultern und fährt fort: »Meine Damen und Herren, mit Stolz nenne ich mich einen Oralisten und zähle Deschamps, Heinicke, Gérando und den großen Alexander Bell zu meinen intellektuellen Wegbereitern. Der menschliche Körper«, erklärt er, dreht sich halb um und klopft mit den Knöcheln an die Weißwandtafel, »ist ein Mechanismus. Wenn sein Maschinenraum, der Thorax, ein knochenumgürtetes Gewölbe für Herz und Lunge, dessen Boden und Wände ständig in Bewegung sind – wenn also diese Kammer genügend Druck abgibt,
sodass die Klapptür oben in seiner Decke aufgezwängt und Atem durch die Luftröhre nach draußen gepresst wird, entsteht ein Geräusch. So einfach ist das. Kinder!« Er dreht sich zu einer Reihe von drei Jungen und einem Mädchen um, die bislang stumm neben dem Podium gesessen haben, kehrt die Innenfläche der rechten Hand nach oben und hebt sie energisch an. »Auf!«
    Die Kinder erheben sich von ihren Stühlen. Wie ein Dirigent hebt Karrefax beide Hände, stößt sie dann vor und hält sie vibrierend in der Luft – und im Chor geben alle vier Kinder einen einzigen Laut von

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