K
sein…«
Sie aber unterbricht ihn mit einer Handbewegung und deutet auf den Behälter.
»Schaden kann’s nicht«, sagt er. »Wir geben Ihnen noch ein paar Minuten.« Wieder dreht er das Ventil auf. Mrs Karrefax‘ Blick wird sanfter, die Augen weiten sich. Das Baby weint nicht mehr. Bis auf das Zischen des Chloroforms ist es still im Zimmer, dann hört er, sehr leise, jenes gelegentliche, mechanische Summen, das er schon einmal vernommen hat, hört es von draußen, von den Ställen herüberwehen.
III
Im Morgengrauen frühstückt er Räucherhering, Eier und Brot. Als er fertig ist, sagt ihm Maureen, dass Mr Karrefax ihn zu sehen wünsche.
»Wo ist er?«, fragt Learmont.
Sie schnaubt indigniert und antwortet: »In seiner Werkstatt natürlich. Sie finden ihn, wenn Sie links ums Haus und durch die Tür in der Gartenmauer gehen.«
Tau bedeckt das Gras, und Nebelschlangen winden sich um die Baumstämme der Obstwiese, auf der gestern die Kinder spielten. Wie empfohlen geht Learmont ums Haus, kehrt der Obstwiese den Rücken, hält auf einen Teil des Grundstücks zu, den er bei seiner Ankunft nicht passiert hat, und läuft an einer Art eingefasstem Park entlang. In der hohen Mauer ist ein Tor, von Säulen flankiert, auf denen Obelisken thronen. Jenseits dieser Mauer ragen Kastanienbäume mit großen, gelben Blättern auf. Der Park bleibt hinter ihm zurück, als ihn die efeubewachsene Hausmauer um eine weitere Ecke und über einen gepflegten, von niedrigen Mauern umfassten Rasen führt, dann weiter durch eine Hecke auf einen kleineren, ungemähten Rasen, dessen jenseitigen Rand Linden säumen. Als er darauf zugeht, vernimmt er ein leises Summen, das nicht mit dem Summen aus dem Schuppen identisch ist: Dies hier klingt weniger unruhig, weniger elektrisch. Er begreift den Grund dafür, als er die andere Rasenseite erreicht hat: Bienenkörbe unter den Linden. Er geht daran vorbei durch eine zweite Hecke und gelangt in einen Gartenteil mit rechteckig eingefasstem Teich, dessen spiegelglattes Wasser erbsengrüner Schlick bedeckt. Am Ende dieses Geländes führt eine Tür zurück in den ummauerten Garten, durch den er gestern gekommen ist. Learmont rüttelt an der Tür, aber sie ist verschlossen. Von der anderen Seite hört er ein metallisches Knipsen herüberdringen.
»Mr Karrefax?«, ruft er.
Das Geknipse verstummt, und Mr Karrefax’ Stimme dröhnt über die Mauer: »Was? Wer ist da?«
»Der Arzt«, ruft Learmont zurück. »Das Baby ist gesund und munter.«
»Gesund und – was? Tut mir leid, ich habe den Schlüssel zu dieser Tür verbummelt. Sie müssen andersherum gehen. Folgen Sie der Mauer.«
Ihm ist nicht klar, wie er das bewerkstelligen soll; Efeu überwuchert die Ziegel, und Büsche springen wie Strebepfeiler vor, weshalb sich kaum sagen lässt, wohin die Mauer führt. Learmont entscheidet sich für einen Umweg und biegt in die lange Kastanienallee ein, hinter der eine Apfelwiese liegt. Die Allee führt zu einer Reihe kleiner Häuser, doch ehe er sie erreicht, findet er zur Mauer zurück, die aus verschlungenen Heckenknäueln auftaucht, um gleich darauf zu dem schmalen, burggrabenähnlichen Bach abzubiegen, über den er gestern gekommen ist, und die dann wieder über die Holzbrücke führt, sodass er, kaum dass er sie überquert hat, erneut vor derselben kleinen Tür steht. Er ist an seinem ursprünglichen Ausgangspunkt angekommen. Aufs Neue zieht er den Kopf ein, öffnet die Tür, tritt an den Glyzinien vorbei auf die unebenen Mosaikfliesen und folgt dem Pfad zwischen den dicht gedrängt wachsenden Tulpen und Margeriten.
Das Purpur der Irisblüten kommt ihm kräftiger, intensiver als gestern vor. Und der von Hecken und Dachspalier geformte Durchgang wirkt beengter, stärker verwoben. Die drahtigen, hellbraunen Ranken, die von den Giftbeeren abzweigen und zu den Ställen hinüberführen, scheinen sich vermehrt zu haben. Als er unter ihnen langgeht, sieht er, dass es keine Ranken sind, sondern Kupferlitzen, von denen seit gestern noch einige mehr verlegt wurden. Die Rollen, die mit ihm in der Kutsche von Hudson and Dean ankamen, ergießen sich aufgedröselt aus der Werkstatttür. Mr Karrefax steht mit einer Metallschere darübergebeugt und misst ein Stück ab.
»Halten Sie mal«, sagt er zu Learmont und reicht ihm ein Ende.
Dr. Learmont tut wie geheißen. Mr Karrefax vermisst die Entfernung von der Werkstatt zu einem Punkt auf dem Spalier, wobei er laut die Schritte zählt.
»Dreieinhalb Meter. Merken
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