Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
hielt das Schmuckstück fest in der Hand und dachte an den Mann, der einst ein Krieger war. Sie erinnerte sich an seine Hände, sein Lächeln, seine Stimme und malte sich aus, wie sie beieinander waren. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie seine Lippen sich angefühlt hatten, als sie ihn geküsst hatte. Die Vorstellung beruhigte sie, ließ die Stimme in ihrem Kopf schweigen. Sie wollte nichts als fort von hier und zurück nach Kabal.
Dann kam der Befehl zum Angriff.
Sie erhob sich in die Luft und rief die Macht der Dunklen Flamme herbei. Ein Heer stand ihnen gegenüber. Die Flugmaschinen schnellten auf sie zu und die kleine Gefolgschaft der Mikarianer und Priesterinnen wirkte verloren angesichts der Überlegenheit dieses Gegners.
Doch Sarinaca hatte die Besten geschickt. Die Kentauren fuhren zwischen ihre Feinde und die Priesterinnen ritten auf ihnen, Feuer und Verderben sprühend. Die übrigen Soldaten kämpften mit der Kraft vieler Männer und schleuderten die Angreifer wie Spielzeugpuppen in ihre eigenen Reihen zurück.
Welle über Welle der gepanzerten Truppen des Feindes fiel über sie her. Sie feuerten tödliche Geschosse und mähten die Mikarianer nieder, die Pentacuts der Priesterinnen glühten auf und zerbarsten unter dem Hagel kleiner Kugeln und dem Brennen gleißender Strahlen.
Thanasis und Cendrine schlugen sich ihren Weg durch die Reihen in Richtung des Gaar frei, gerieten jedoch zunehmend in Bedrängnis. Es fehlte nicht mehr viel und die Übermacht des Feindes hätte sie eingekreist und abgeschnitten.
Kujaan musste sofort handeln.
Sie schloss die Augen und spürte die Energie der Kämpfenden unter sich auflodern wie unzählige kleine Lichter, winzigen Flämmchen gleich in der Finsternis. Ein Flämmchen nach dem anderen erlosch, als die Krieger und Priesterinnen durch die Angriffe des Feindes starben.
Kujaan erhob die Hände.
Sie erfasste die kleinen Lichter, mied jedoch die grell gleißenden Flammen, von denen sie wusste, dass es Thanasis und Cendrine waren. Allen anderen glichen sich. Sie konnte nicht zwischen Feind und Freund unterscheiden.
Ich darf nicht zögern!
Sie sog die Essenzen in sich auf.
Mehr! Ich will mehr! Und ich will sie alle!
»Nimm sie dir!«
Die Stimme in ihrem Hinterkopf flüsterte bebend vor Lust, doch Kujaan brauchte keine weitere Aufforderung. Ein nicht enden wollender Strom der Energie schlug jetzt auf sie ein. Es schmerzte und sie schrie laut auf, glaubte die Pein nicht ertragen zu können, aber sog gleichzeitig immer mehr der Flämmchen in sich. Die Essenzen strömten unaufhaltsam in sie. Sie spürte die Wut und Angst der Wesen, Gefolgsleute des Ordens und Gegner gleichermaßen, die einen Lidschlag zuvor noch in ihnen gewesen war und deren Lebensenergie jetzt auf Kujaan überging. Mit der Energie kam eine Ohnmacht gegenüber den gesammelten und aufgewühlten Gefühlen von tausend Lebewesen, die in der Schlacht übereinander hergefallen waren. Kujaan lachte wild und weinte gleichzeitig. Sie konnte den Strom der Lebensenergie und der Emotionen nicht mehr aufhalten. Er drang gewaltsam in sie und füllte sie bis zum Bersten aus.
Ihr Verstand zerbrach wie eine Glaskaraffe, die mit kochendem Wasser gefüllt wurde.
Tausende von Leibern verbrannten auf dem Schlachtfeld und Kujaans irres Lachen schallte über die Ebenen Kitauns. Sie nutzte die Energie, die ihren Körper durchströmte und erweiterte ihre Wahrnehmung, so weit es ging. Sie wollte sehen, wie viel Leben diese kleine Welt noch zu bieten hatte, und was sie davon aufsaugen konnte. Ihr Geist griff nach Juragas aus und darüber hinaus, entriss allem Lebendigen seine Kraft. Sie erbrach die Essenzen in feurigen Energiewellen, als sie diese nicht mehr verzehren konnte. Gleichzeitig wuchs erneut das Verlangen nach mehr in ihr, größer noch als je zuvor.
Überall auf Kitaun brannten die köstlichen kleinen Flämmchen und sie leckte sich die Lippen. Speichel tropfte von ihnen herab, doch sie spürte es nicht. Sie wollte nur mehr, mehr und mehr.
Sie griff erneut hinaus.
Seraphia erwachte mit einem Aufschrei. Sie würgte Galle hervor und fiel zitternd aus dem Bett, bevor die Heiler bei ihr waren.
»Geht weg! Verschwindet!«
Sie schrie und schlug um sich, weinte bitterlich und lachte gleich darauf. Der Heiler versuchte sie festzuhalten und ihr eine Injektion zu geben, damit sie sich beruhigte. Als sie die Spritze sah, ergriff sie den Mann mit einem telekinetischen Machtwort beim Hals und erhob ihn in die
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