Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
heimgesucht wurde.
Doch alles, was er tun konnte, war singen.
Nach einer ganzen Weile erhob Seraphia ihren Kopf. Sie sah ihn mit verquollenen Augen an, deren Iris jetzt ein helles Blau zeigte, so wie er es kannte. Sie sah todmüde und erschöpft aus, aber ihr Blick sagte mehr, als alle Worte zum Ausdruck bringen konnten. Das irre Glitzern war entschwunden. Faunus konnte es jedoch nicht vergessen. Der Anblick hatte ihn schockiert. Er strich ihr behutsam eine Strähne aus dem Gesicht.
»Ich muss mich waschen. Bitte geh nicht fort! Ich will nicht allein sein.«
Faunus nickte und half ihr auf. Als Seraphia im Baderaum verschwand, sorgte er schnell mit Wasser aus einer Karaffe und einem improvisierten Lappen für Sauberkeit auf dem Boden. Er zerrte die verschmutzten Laken vom Bett und warf sie auf einen Haufen. Er teilte sich und trug mit der Hilfe seiner vielen Hände die Tische und Utensilien der Heiler hinaus. In wenigen Minuten gelang es ihm und seinen Verkörperungen, eine angenehmere Atmosphäre herzustellen.
Seraphia wusch sich nebenan, und als sie fertig war, hatte eine weitere seiner Inkarnationen die Wachen und Heiler vor dem Gemach informiert und eine schnelle Mahlzeit kommen lassen. Faunus musterte Seraphia, als sie das Schlafzimmer betrat. Sie sah ausgezehrt aus und er wusste, sie musste dringend etwas Frisches und Natürliches zu sich nehmen. Sie hatte ein dickes Handtuch umgelegt und sah ihn verschämt an.
»Danke. Für alles.«
Faunus lächelte und verscheuchte eine seiner Verkörperungen, die gerade das Bett mit frischen Decken ausgelegt hatte.
Seraphia wirkte erschöpft, aber klar im Geist. Es war ihr jedoch anzumerken, dass sie nicht sie selbst war.
»Setz dich! Du musst erstmal etwas essen. Du hast seit Tagen nichts zu dir genommen.«
Sie verzog angewidert das Gesicht. »Dafür ist mir zu übel.«
Faunus reichte ihr einen Becher mit klarem Wasser, als sie sich auf den Rand des Bettes setzte. Sie nahm einen kräftigen Schluck und er stellte das Tablett mit dem Essen auf einem Beistelltisch ab. Seraphias Blick wanderte nun doch dahin.
»Sind das diese kleinen roten Geflügelkeulen?«
Faunus lächelte. »Die Dinger sind einfach köstlich, nicht wahr?«
Seraphia schluckte. »Her damit!«
Faunus atmete erleichtert auf und reichte ihr den Teller mit dem Geflügel. Nach dem ersten Bissen fiel sie geradewegs darüber her und er gab ihr noch etwas Zwiebelbrot, Käse und Trauben. Sie trank einen ganzen Krug Wasser und wurde währenddessen spürbar lebhafter.
»Ich habe von Kujaan geträumt. Was weißt du über Kitaun?«
Faunus zögerte. »Es gab ein Kloster des Ordens dort. Es fiel vor vielen Jahrhunderten während eines Kampfes. Ich weiß, dass Kitaun der Ort war, an dem Kujaan ihr Ende fand.«
Seraphias Blick glitt in die Ferne. »Ich weiß jetzt, was mit ihr geschah. Der Orden hat sie missbraucht, wusstest du das?«
Faunus schürzte die Lippen. »Das sind harte Worte. Was meinst du damit?«
Seraphias Augen verengten sich. »Genau das, was ich damit sagte. Man hat Kujaan dazu benutzt, die Streitmacht auf Kitaun zu besiegen. Das war von Sarinaca und Cendrine eiskalt geplant gewesen. Sie ist benutzt worden, wie ein Werkzeug.«
Faunus schüttelte den Kopf. »Du musst da was durcheinander ...«
Seraphia stand auf und warf den Teller gegen eine Wand. Sie schrie ihn unvermittelt an, ein kaltes Glitzern in den Augen. »Behandle mich nicht von oben herab! Ich weiß, was geschehen ist! Ich will sofort mit Cendrine sprechen! Wo ist sie?«
Faunus machte beschwichtigende Gesten und bat sie, sich zu setzen. Seraphia warf ihr Handtuch fort und zog ihre Robe an. Er rollte mit den Augen und sah zur Seite, weil ihn der Anblick ihres Hinterns sogar in dieser Situation aus dem Konzept brachte. Er vergaß, was er sagen wollte, während Seraphia ihre rote Robe um sich schlang.
Sie grollte ihn an. »Was ist nun? Willst du mir nicht sagen, wo sie ist? Dann finde ich es eben selbst heraus!«
»Warte! Keiner weiß, wo genau Cendrine ist.«
Seraphia wandte sich wütend um. »Was soll das heißen?«
»Es sind viele Dinge geschehen, in den Tagen, die du ohne Bewusstsein warst.«
»Tage sind vergangen?«
Seraphia schwankte und fasste sich an ihre Schläfen. Sie setzte sich auf ihren Schminkstuhl, schloss die Augen und sah sich schließlich nach ein paar Minuten mit einem Seufzen um.
»Wir sind in Idrak. Verdammt, ich bin nicht ich selbst. Dieser elende Traum. Die Gefühle ... sie sind immer noch in mir«, sie
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