Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Luft, bis er röchelte und seine Beine wild ausschlugen.
»Lasst mich in Ruhe!«, sagte sie mit dunkler Stimme und schleuderte den Mann zur Tür, wo er mit der Heilerin zusammenprallte.
Beide stürzten aus dem Zimmer und Seraphia ließ mit einem Wink ihrer Hand die Tür zufallen. Sie saß schwach und zitternd am Boden neben ihrem Bett. Sie rutschte auf ihrem Erbrochenen aus, als sie sich erhob und fiel auf die Knie. Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Die Gefühle, die in ihr tobten, waren unaussprechlich, drohten sie innerlich zu zerreißen. Eine Mischung aus Euphorie und Todesangst, Wut und Trauer, Begierde und Scham. Sie fühlte sich krank, konnte keinen klaren Gedanken fassen und wollte dennoch nichts anderes, als die Macht der Dunklen Flamme herbeirufen. Sie spürte die finstere Kraft bereits unter ihrer Haut kribbeln, ekelte sich vor dem Verlangen, das ihre Lenden dabei durchzuckte, und genoss es gleichzeitig mit animalischer Wildheit. Die Unvereinbarkeit ihrer Gefühle und Gedanken trieb sie an den Rand des Wahnsinns. Ein Schritt weiter und sie stürzte hinab in den schwarzen Abgrund, der sich vor ihr auftat.
»Gib mir Kraft und ich heile dich, meine Liebste! Ich gebe dir, was du willst, was du brauchst!«
Schweig!
»Sieh dich an! Du zitterst vor Begierde ... du bist abscheulich, du verdammte Metze ... du willst doch immer mehr, gib es zu!«
Die Stimme der Dunklen Flamme flüsterte ihr zu und ein Gefühl der Erregung stieß in ihren Unterleib, während sie erneut Galle hervorwürgte und gleich darauf in Tränen ausbrach. Seraphia war überzeugt, den Verstand endgültig zu verlieren, wenn sie noch eine Minute länger mit diesen widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken leben musste.
Die Tür flog auf und Faunus stand darin. Seraphia sah ihn und schrie gellend auf.
»Hilf mir! Ich halte das nicht mehr aus!«
6 - Zwischen Licht und Schatten
Faunus rannte mit Grond zur Aussichtsterrasse. Die Mikarianer in der Festung Kli‘Karan hatten eine rätselhafte Meldung geschickt und ein Gerücht um einen Drachen aus Flammen, der auf dem Weg nach Idrak war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Er war beinahe bis zum Ausgang geeilt, als er glaubte, einen Schrei zu hören, der nicht so recht in die Atmosphäre der Aufregung passen wollte. Es hörte sich an, wie ein Laut des Schmerzes.
Seraphia?
Er spaltete sich auf der Stelle und ließ seine zweite Verkörperung mit Grond zur Aussichtsterrasse eilen, während er zu Seraphias Gemächern rannte. Die beiden Heiler, die er dort angetroffen hatte, standen vor der Tür und redeten aufgebracht mit den Wachen. Irgendetwas musste geschehen sein.
»Was ist passiert?«
Die Heilerin antwortete ihm. »Sie ist erwacht, Herr. Sie ist nicht bei Sinnen. Sie hat Triogg gewürgt und umhergeschleudert.«
»Wartet hier, bis ich euch rufe! Niemand betritt das Zimmer, bis ich den Befehl dazu gebe!«
Er öffnete die Tür und schloss sie hinter sich. Das Empfangszimmer war leer und er eilte weiter zur Tür des Schlafgemachs. Auf dem Weg dahin hörte er Seraphia abwechselnd weinen, lachen und auf höchst irritierende Weise sinnlich stöhnen, bevor der Laut in ein gequältes Würgen überging. Er fiel mit der Tür ins Zimmer und sah sie am Boden neben ihrem Bett. Sie sah zerstört aus, der Geruch von Erbrochenem und Galle hing in der Luft. Schwarze Augen starrten ihn an. Ein irres Glitzern blitzte darin auf, bevor sie den Kopf schüttelte und erneut würgte.
»Hilf mir! Ich halte das nicht mehr aus!«
Faunus erstarrte. Ein einziges Wort zuckte durch seinen Kopf.
Wie?
Sie schrie gequält auf und er ging langsam zu ihr, kniete sich neben sie. Sie sah einen Augenblick so aus, als ob sie erwöge, ihn zu schlagen und fiel dann schluchzend in seine Arme. Faunus streichelte ihr Haar und flüsterte ihr tröstende Worte ohne tieferen Sinn ins Ohr. Er wiegte sie sanft und sang leise ein Lied, das die Dryaden in Garak Pan benutzten, um die Schmerzen der Trauernden und Kranken zu lindern.
Seine wohlklingende Stimme beruhigte Seraphia, deren Zittern nachließ. Er zog eine Decke vom Bett und legte sie ihr über die Schultern. Sie verkroch sich darin und drückte ihren Kopf an seine Brust, schloss ihre Arme um seinen Oberkörper. Sie drängte sich schwach zitternd an ihn und wimmerte. Er gab ihr so viel Zuflucht und Wärme, wie er konnte, sang leise weiter. Ihre Pein war beinahe körperlich für ihn spürbar und er wünschte sich, er konnte ihr die Qualen abnehmen, von denen sie
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