Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
wollen diese Macht nur nicht teilen oder in der Hand eines anderen wissen. In ihrer Verzweiflung haben Cendrine und Sarinaca also eine mächtige Waffe der Subrada kopiert und Kujaan durch das Mish'Ka'Tan verändert.« Er schwieg einen Augenblick, sah sie voller Mitgefühl an. »Die Macht der Dunklen Flamme ist eine schreckliche Bürde. Man hat dich erwählt, weil nur bestimmte Menschen sie kontrollieren können. Du hast diese Eigenschaften. Die negativen Nebenerscheinungen, die Kujaan gezeigt hat, konnten nicht verhindert werden.«
Seraphia sprach leise. »Der Wahnsinn.«
Thanasis nickte. »Kujaan ist verrückt geworden. Das war weder Sarinacas noch Cendrines Absicht.«
Der dunkle Minotaur schwieg eine Weile, während Seraphia sich darum bemühte, zu begreifen, dass die Welt noch erheblich größer war, als sie bisher vermutet hatte.
Thanasis trank aus seinem Krug. »Kujaan war nicht die erste Trägerin der Dunklen Flamme. Es gab viele vor ihr. Dieser Kampf gegen die Subrada geht seit langer, langer Zeit. Wir haben viele wie Kujaan verloren.«
Seraphia atmete heftig. »Wie konntet ihr das tun?«
»Glaub mir, Sarinaca und auch Cendrine hätten die Bürde selbst auf sich genommen, doch sie konnten es nicht, ihnen fehlten die körperlichen Voraussetzungen dazu. Nicht alle Trägerinnen der Dunklen Flamme wurden wahnsinnig. Viele von ihnen fielen im Kampf.«
Seraphia stand auf und ging im Zimmer umher.
»Wunderbar. Ich kann entweder sterben oder wahnsinnig werden oder sogar beides.«
»Wir müssen alle irgendwann sterben, Sera«, sagte Kassandra leise.
Seraphia atmete tief ein. »Ach ja? So wie du und Thanasis? Oder Cendrine und Mikar? Ich muss nicht an meine Sterblichkeit erinnert werden, danke! Nicht jeder erlangt eure Unsterblichkeit.«
Kassandra trat näher und sah Thanasis mit einer tiefen Furche auf der Stirn an, bis er ihr in die Augen sah.
»Was verheimlichst du?«, fragte sie leise.
Er wandte sich an Seraphia. »Du weißt es nicht, oder?«
Sie beugte sich vor. »Was?«
»Willkommen in unserer erlauchten Runde«, sagte er und hielt seinen Krug hoch.
Seraphia lehnte sich zurück, als ihr die Bedeutung seiner Worte klar wurde.
»Wie?«
»Es ist ein Teil des Mish'Ka'Tan. Solange du lebst, wirst du diesen jungen Körper dein eigen nennen. Herzlichen Glückwunsch.«
Sie schwiegen, während Kassandra ihnen Wein einschenkte, offenbar selbst sehr überrascht. Seraphia ließ das Glas unbeachtet stehen und starrte mit offenem Mund vor sich hin.
Ich bin unsterblich? Ich fühle mich keinen Deut anders. Verdammt, ich bin ja schon seit Jahren unsterblich! Ist es wahr, dass mir das niemand gesagt hat? Ich fasse es nicht ...
Sie sah Thanasis wütend an. »Wäre es zu viel verlangt gewesen, mir das beizeiten mitzuteilen?«
Der Minotaur seufzte, ein durchdringender Laut. »Cendrine fürchtete darum, dass die Wahrheit ans Licht käme, und hat verboten, dieses Detail dir oder sonst jemandem gegenüber zu erwähnen. Es tut mir leid. Andererseits machst du dir keinen Begriff davon, was es mich oder Kassandra gekostet hat, die Unsterblichkeit zu erlangen.«
Seraphia hatte zu vieles erfahren, was sie nicht sogleich verarbeiten konnte, wusste aber, dass sie Antworten erhalten wollte und keine neuen Fragen.
»Warum wissen nicht alle um den Kampf zwischen Sarinaca und den Subrada?«
Thanasis lachte. »Die Portale standen lange Zeit offen. Jeder konnte hindurchgehen und Wissen über das Universum erlangen. Sarinaca und Cendrine legten es den Menschen und Zwergen zu Füßen und haben tausend Jahre lang darum gerungen, die Menschen Kabals dazu zu ermutigen, ihre Heimat zu verlassen und sich der Großartigkeit des Universums bewusst zu werden. Sind sie hindurchgegangen? Nein! Nicht jeder will wissen, Sera. Unser Wissen hat uns einsam gemacht. Keiner hört zu, wenn wir sagen, dass das Leben auf Kabal nicht sicher ist. Die Menschen wollen es nicht hören, verzichten sogar auf diese grenzenlose Freiheit für ein bisschen mehr scheinbare Sicherheit und bleiben lieber ein Leben lang auf Kabal, ignorieren die Existenz anderer Welten. Das Wissen von einst ist jetzt nur noch lückenhaft vorhanden und unter Bergen abergläubischen Unsinns begraben. Selbst wir reden nur noch in Allgemeinplätzen, weil wir nicht begreifen, was im Kern der Dinge vor sich geht, wenn wir unsere Macht dazu nutzen, die Welt nach unserem Willen zu formen. Wir verstehen unsere eigenen Kräfte nicht mehr.«
Sie schwiegen eine lange Zeit und Seraphia nahm
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