Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
helfen?«
»Wasser. Besorgt möglichst viel frisches, sauberes Wasser und fragt Eure Schwestern, ob sie den Garna-Stein von den Ufern des Eijskaart haben. Jedes Bisschen davon hilft.«
Noch während sie sprach, hatte die Gottkaiserin einen Zauber bewirkt, der zu einer dünnen Eisschicht über dem Bauch des Mannes geführt hatte. Mit einem Wink ihrer Hand ließ sie ihn einschlafen und wandte plötzlich ihren Kopf.
»Worauf wartet Ihr?«
Seraphia eilte davon und war froh, die Halle einen Augenblick verlassen zu können. Sie hetzte den Korridor entlang, durch den immer mehr Verletzte herangetragen wurden und suchte eine Ordensschwester, die sie fragen konnte. Sie traf auf eine Heilerin, die sie aus ihrer Zeit als Schülerin im Kloster kannte, und hielt sie am Arm.
»Die Gottkaiserin Jenara heilt die Verwundeten in der Halle des Funkens. Sie benötigt viel frisches und sauberes Wasser.«
»Ich werde es holen.«
»Haben wir irgendwo den Garna-Stein?«
Die Heilerin rieb sich über die Augen und nickte schließlich. »Im Unterrichtsraum für Naturkunde. In den Vitrinen. Es ist ein kleiner Kasten mit grünen Steinen.«
Sie wollte in die Richtung gehen, doch Seraphia hielt sie zurück.
»Ich finde es selbst. Denkt an das Wasser!«
Die Heilerin nickte und Seraphia eilte die Gänge entlang, bis sie in den Bereich mit den Klassenzimmern gelangte. Es erschien ihr, als wäre es in einem anderen Leben gewesen, als sie hier in der blauen Robe der Schülerin den Lektionen der älteren Priesterinnen zugehört hatte. Sie fand sofort den Naturkunderaum, aber die Tür war versperrt. Sie verharrte einen Moment, fragte sich, wo sie den Schlüssel bekäme und lachte über sich selbst, bevor sie die Tür mit einem kinetischen Befehl aufstieß und das Schloss damit zerstörte.
»Ich bin keine Schülerin mehr, verdammt nochmal!«
Das Holz der Zarge splitterte, als sie in den Raum trat, doch sie zögerte nicht, sofort zu den Vitrinen am anderen Ende des Saales zu eilen. Sobald sie den Kasten mit den grünen Steinen aus dem eisigen Norden gefunden hatte, eilte sie in die Halle des Funkens zurück. Mehr Verletzte und mehr Heilerinnen hatten sich hier eingefunden. Die Gottkaiserin schöpfte mit den Händen das Wasser aus einer großen Schale, die ihr dargereicht wurde, und benetzte die Verwundeten. Das Wasser verwandelte sich in ihren Händen in einen wabernden Nebel, der die Körper der Verletzten umhüllte und sie vom Boden hob, damit ihre Schmerzen gelindert wurden. Jenara war jetzt der Mittelpunkt der Aktivität und in einem Augenblick der plötzlichen Klarheit erkannte Seraphia, dass die Not der Situation alle Feindschaft, alle Vorbehalte gegenüber der alten Feindin des Ordens beiseitegeschoben hatte. Die ehemalige Herrscherin über die Völker der Frostreiche, die vor kurzem noch mit Krieg gedroht hatte, half den Verletzten, ohne zu zögern.
So hätte es immer sein sollen. Selbst bei den Sidaji konnten die Heiler aus ganz Kabal zusammenarbeiten. Warum kämpfte Jenara früher gegen den Orden? Hatte es denn keine Gelegenheit gegeben, die Differenzen zu klären?
Bevor sich die Stimme der Dunklen Flamme zu einer bissigen Bemerkung melden konnte, trat Seraphia zu Jenara und zeigte ihr die Steine.
»Sehr gut! Platziert je einen Stein bei denjenigen, die am schlimmsten verwundet sind. Gebt mir ein Zeichen, sobald Ihr damit fertig seid.«
Seraphia übergab den ganzen Kasten den Heilerinnen, die besser wussten, wo sie die Steine einsetzen sollten.
Als sie die Frauen beobachtete, bedachte sie nochmals die Worte des Minotaurs, der sie augenscheinlich nicht wiedererkannt hatte. Die Macht des Feuers musste seinen Leib kontrollieren. Er befahl ihr in seinem Namen, dass sie Jenara helfen aber auch bewachen solle. War das wirklich notwendig? Oder hatte er gemeint, sie solle die gestürzte Gottkaiserin vor Angriffen aus den Reihen des Ordens beschützen? Im Grunde hatte sie jetzt mehr Feinde als je zuvor. Nicht jeder im Orden dürfte darüber erfreut sein, dass Jenara hier freien Fußes verblieb, auch wenn sie im Moment zusammenarbeiteten, um den Verletzten zu helfen. Und Wira und Gorak beherrschten nun die Frostreiche, befahlen über die Sjögadrun und so viele andere Verbündete. Aber nicht alle in den Frostreichen waren Jenara gegenüber feindlich gesonnen gewesen. Gewiss gab es auch im Norden Uneinigkeit unter den Führern, überlegte Seraphia, und nicht jeder beugte sein Haupt freiwillig vor der Frostkönigin und den barbarischen
Weitere Kostenlose Bücher