Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
nicht.«
»Ich werde es ausprobieren. Aber nicht jetzt«, sagte er und schob sich die Maske mit der rüsselartigen Schnauzenform über das Gesicht. »Ich bin fertig«, drang seine Stimme dumpf hervor.
»Wo ist deine Kleidung?«, fragte Julana, die Mehmoods Verwandlung begutachtete.
Ihr ausgemergelter Leib fing den Blick der Männer ein und sie streckte die Arme aus, als Mehmood ihre Frage nicht beantwortete. »Was?«
»Bist du sicher, dass du nicht noch schnell einen Happen essen willst?«, fragte Faunus.
Julana zuckte mit den knochigen Schultern. »Hat jemand etwas da?«
Mikar schnaubte unwillig und verschwand durch die Macht des Speers. Als er einige Minuten später unvermittelt zurückkehrte, übergab er ihr einen Beutel mit Brot und Früchten und Käse.
»Wo kommt das denn her?«, fragte Faunus.
»Aus einem Haus unten im Tal«, sagte Mikar und deutete vage mit dem Daumen über die breite Schulter.
»Ist es gestohlen?«, fragte Faunus.
»Nein, verdammt! Ich habe an der Tür eines Wohnhauses geklopft und gefragt.«
Faunus beugte sich zu Mehmood. »Wenn Mikar an deiner Tür klopft und Essen verlangt, ist das kein Diebstahl, sondern ein Raubüberfall.«
Die beiden lachten leise und der Kentaur zog eine Grimasse.
Julana biss in das Brot und bot den anderen ebenfalls etwas an. Faunus nahm einen Apfel und Mehmood, der die Maske absetzte, etwas Käse. Mikar lehnte mürrisch ab. Sie schluckten eilig die Happen herunter und setzten währenddessen ihre Rucksäcke auf.
»Wie erfahre ich, wann ich euch zurückholen muss?«, fragte Mikar ernst.
Faunus warf seinen abgekauten Apfel hinter sich. »Ich kann eine schwache Inkarnation weit senden, wenn es sein muss, aber nur für einen Augenblick. Es sollte reichen, um dir unsere Position mitzuteilen.«
»Verstehe. Seid ihr jetzt so weit?«, fragte Mikar unruhig.
Mehmood schlang den letzten Bissen herunter und zog sich erneut die Maske über, murmelte eine Bestätigung.
Faunus schien die Atemmaske selbst nicht zu brauchen. »Alles bereit.«
Julana nickte.
»Dann los!«, rief Mikar und in einem Lidschlag versetzte er sie in die eisigen Tiefen des Firahun-Sees.
5 - Die Neuordnung der Welt
Seraphia führte Jenara in eine kleine Halle, die sonst für Versammlungen im Kloster reserviert war. Nun lagen unzählige Verletzte dort, die aus dem Idrak-Tal mittels der Kraindrachen herbeigeschafft worden waren. Das Stöhnen und Gejammer echote unter der hohen Decke, während der Geruch körperlicher Not wie ein erstickender Odem in ihre Nase drang. Sie hielt inne, als sie das Blut und die Wunden sah, den Schmerz und die Not der Todesnahen, die - so wurde ihr plötzlich klar - nicht alle gerettet werden konnten.
Die Stimme der Dunklen Flamme flüsterte ihr in Gedanken zu.
»Ihre Lebensflammen erlöschen bald. Nimm dir von ihnen, was sie noch zu geben haben! Dann kannst du viele andere heilen und sicherst dir die Bewunderung des ganzen Ordens. Sie warten nur darauf, dass du anfängst, achte auf ihre Blicke, ich kann hören, was sie denken. Sie sind alle enttäuscht von dir und deinem Mangel an Mitgefühl. Nimm den Schwachen, gib den Starken! Sie wollen es so. Du willst es so.«
Sei still! Dein Vorschlag ist selbstsüchtig. Ich werde ihnen ohne deine unnatürliche Macht helfen.
»Du wirst lediglich ihren Tod bezeugen, sonst nichts. Ohne mich bist du niemandem von Nutzen. Ohne mich bist du nichts. Meine Macht ist es, die du benutzen sollst, nicht deinen schwachen Leib oder deinen jämmerlichen Verstand ...«
Seraphia konzentrierte sich auf ihren Atem, rezitierte unhörbar die Zeilen der Musarei, bis die Präsenz der Dunklen Flamme zu einem dunklen Schatten in der Tiefe ihres Herzens schrumpfte. Sie wusste, dass sie dort lauerte und alles beobachtete, um sie bei nächster Gelegenheit von Neuem mit Verlockungen und Schmähungen zu überhäufen. Doch sie musste sich beherrschen, musste die Macht der Dunklen Flamme kontrollieren und die Oberhand behalten.
Sie atmete tief ein und öffnete ihre Augen, sah die Szene vor sich in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit rücken.
Die Gottkaiserin kniete ungerührt im Blut eines Mannes, der die Kleidung der Tempelwache trug, und ließ ihre Hände über eine Wunde gleiten. Der Bauch des Mannes war aufgerissen und sein Tod schien unausweichlich. Trotz der ungeheuren Schmerzen, die er erleiden musste, waren seine Augen geöffnet und er murmelte vor sich hin.
Seraphia gab sich einen Ruck und trat hinzu.
»Wie kann ich
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