Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
im Wasser des Firahun-Sees enthalten war und ließ sie atmen. Sie blickte durch das Dunkel hier am Boden des Sees und erkannte, dass irgendwoher Licht kam. Kristalle in uralten Schalen und Gitterkörben leuchteten schwach in der Halle, die sie mit ihren Gefährten erreicht hatte.
Sie wurde an der Schulter berührt, ruderte mit den Armen und drehte sich im Wasser. Sie blickte in das Gesicht von Faunus, der scheinbar so viele Zwillingsbrüder hatte, die so unvermittelt in Erscheinung traten, wie sie wieder verschwanden. Wie sie selbst benötigte er keine Atemmaske. Seine Bewegungen unter Wasser waren geschmeidig und unangestrengt.
Er muss eine besondere Form der Magie beherrschen, die ich nicht verstehe. Männer sind so fremdartig in ihren magischen Talenten. Aber es ist eindeutig das Wasser-Element, welches er am besten beherrscht.
Mehmood, der Gestaltwandler, der augenscheinlich einen Narren an ihr gefressen hatte, hielt ihr einen erhobenen Daumen hin und sie nickte. Hinter den beiden ragte der mächtige Kentaur auf, der anscheinend keine Atemmaske benötigte, aber unter Wasser so unbeholfen war, wie man es aufgrund seiner Gestalt vermuten musste. Er blickte sie nacheinander an, hielt einen Daumen hoch, wie es Mehmood getan hatte und war plötzlich verschwunden.
Die Führer des Ordens sind mächtig. Kein Wunder, dass man ihnen so viel Respekt entgegenbringt. Und hier bin ich, Julana von Trauk, und rette mit ihnen, was Wira von meiner Heimat übriggelassen haben mag. Vielleicht rette ich sogar etwas von dem, was sie von mir übriggelassen hat ...
Mehmood, dessen schuppige Gestalt und Schwimmflossen ihm einen Geschwindigkeitsvorteil einbrachten, schwamm geschickt voraus auf ein entferntes Ende der Halle zu, von deren Existenz nur wenige wissen konnten. Julana sah fremdartige Reliefs und Gegenstände, deren Verwendungszweck sie nicht einmal ansatzweise erkannte. Den Zwergen, die dies erbaut haben sollten, war sie noch nie begegnet. Sie kannte sie nur aus den Geschichten, die man ihr als Kind erzählt hatte.
Sie folgte Mehmood und konzentrierte sich auf ihr Ziel - Wira. Der Gedanke an sie ließ sie zittern und machte sie nervös. Ein bizarres Gefühl, das zwischen Wut und Freude changierte zuckte durch ihre Eingeweide. Sie wunderte sich über sich selbst, denn eigentlich konnte sie ihr nur Hass entgegenbringen und wusste, dass sie Wira töten konnte.
Oder doch nicht? Wenn ich im entscheidenden Augenblick zögere, gefährdet das eventuell die Zukunft der Frostreiche oder ganz Kabals. Aber was schulde ich dieser Welt und was schuldet sie mir?
Julana kämpfte mit ihren Gefühlen, während Mehmood sie unter einem gewaltigen Torbogen und zwei zerschmetterten Torflügeln aus Metall in einen Korridor führte, an dessen Ende eine breite Treppe sichtbar wurde. Hier waren nur wenige der Kristalle intakt und es war sehr düster. Julana riss sich von ihren Gedanken los und hielt eine Hand auf ihren Kurakpor, der sich plötzlich zusammenzog und Wellen der Angst durch ihren Körper jagte. Sie sah eine Art von Erinnerung, einen vagen Eindruck vor ihrem inneren Auge aufblitzen und wusste, dass der Parasit ihr eine verzweifelte Botschaft übermittelte.
Sairalaikaz - die Seeschlangen aus Disdahals Reich! Sie werden gleich angreifen!
Der Kurakpor erkannte den Feind seiner Art mit dem Instinkt, der aus der Notwendigkeit des Überlebens geboren wird, und sandte weitere Warnsignale und Adrenalin in Julanas Körper.
Wira muss sie hier platziert haben. Wir müssen einen anderen Weg suchen!
Sie preschte mit größter Anstrengung an Faunus vorbei und versuchte, Mehmood einzuholen, bevor er zu weit voraus war. Faunus musste sofort erkannt haben, dass etwas nicht stimmte, und holte schnell auf.
Sie erreichte Mehmood und zog an seiner Fußflosse. Der Gestaltwandler drehte sich um und starrte sie durch die Sichtgläser seiner Maske an, bevor er sich mit einer ratlosen Geste an Faunus wandte, der an ihm vorbeiblickte.
Julana zeigte nach vorn und zog das lange Messer, das sie von Faunus erhalten hatte. Mehmood wirbelte herum und zog seinerseits einen gewaltigen Dolch mit krummer Klinge, der eigenartig schimmerte. Julana nahm an, dass es eine magische Waffe war.
Vor ihnen regten sich die Schatten und verdichteten sich zu schlangenartigen Wesen von mehrfacher Mannslänge mit rotglühenden Augen und purpurfarbenen Kämmen, die sich aufstellten, als sie ihnen entgegenblickten. Sie bewegten sich beinahe gleichmütig auf ihre vermeintliche
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