Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
eine geraume Zeit. Eine der gläsernen Lampen lag zerbrochen auf dem Weg vor ihr und verströmte einen undefinierbaren Geruch. Die selbstleuchtende Flüssigkeit war den Tunnelboden hinab gelaufen. Ein grünlich glimmender Streifen begleitete Charna eine Weile und an einer Stelle war ein Fußabdruck darin zu erkennen. Etwas war denselben Weg gekommen wie sie, doch hatte es große Pfoten mit drei Zehen gehabt.
Schließlich machte der Tunnel einen scharfen Knick und endete abrupt vor einem Tor. Das Metall seiner Gitterstäbe war grün angelaufen, aber stabil und in gutem Zustand. Ein primitiver Mechanismus sicherte den Durchgang.
Charna wollte mit einer Handbewegung das Hindernis hinwegfegen, aber sie besann sich eines Besseren. Dieser Ort hatte seine eigenen Gesetze und es war ratsam, ihnen zu folgen.
Sie berührte das kalte Metall der Klinke, drückte den Hebel runter. Ein Bewegungsablauf, der ihr ungewohnt und fremdartig erschien. Das Schloss war nicht verriegelt und sie konnte das Tor in seinen quietschenden Angeln öffnen, verschloss es wieder hinter sich und folgte dem Gang, der nun stärker bearbeitet war. Die Laternen hingen hier dichter beieinander und der Boden verlief inzwischen nahezu waagerecht.
Nach einem Rechtsbogen endete der Stollen vor einem runden Ausgang, der auf seltsame Weise grob, beinahe wütend, in die Wand gehauen worden war. Charna betrat die leere Halle dahinter. Kolossale grüne und schwarze Fliesen bedeckten den schmutzigen Boden in regelmäßigem Muster. Dreihundert Schritt über ihrem Kopf spannte sich die verputzte Gewölbedecke. Eine Tür, so gewaltig groß, dass sie fast bis zur weit entfernten Decke reichte, war am anderen Ende der Halle zu erkennen. Sie war nur angelehnt, ein Lichtschimmer fiel durch den Spalt hindurch. An der linken Wand war in einiger Entfernung ein Konstrukt zu sehen, das auf mächtigen Säulen in die Höhe ragte und eine ausgedehnte Plattform trug.
Verdammt, das ist ein Tisch!
Charna sah sich um und entdeckte weitere Bauwerke, die sich als riesenhafte Möbelstücke entpuppten. Eine hölzerne Truhe mit gewölbtem Deckel, groß wie ein Haus, stand zu ihrer Linken. Ein Schemel mit einer gespannten Sitzfläche aus einem Stück Leder, das so dick war wie ein Oberschenkel, ragte in die Höhe wie ein Turm. Unter der Decke hing eine Öllampe aus Ton, ausladend wie ein Boot.
Die Hohepriesterin fühlte sich klein und verletzlich. Sie wollte instinktiv in die Höhe steigen, doch sie schien ihre Fähigkeit zur Levitation verloren zu haben. Sie probierte, ein Feuer in ihrer Hand aufsteigen zu lassen.
Nichts geschah.
Sie rief ihre Aurasicht herbei, aber ihr magischer Ruf blieb unbeantwortet.
Das ist eines der Spielchen, welche dieser Ort mit einem treibt. Ich muss Ruhe bewahren.
Die Hohepriesterin atmete tief und ruhig durch, ließ die letzten Minuten Revue passieren, bis sie wieder in der Gegenwart angelangt war. Sie sah sich langsam um.
Das Tor war ein erster Test. Ich habe auf meine Kräfte verzichtet, aber ich wusste, dass ich sie jederzeit zur Verfügung habe. Hier haben mich meine Kräfte tatsächlich verlassen. Was bleibt ist mein Körper und mein Verstand. Dieser Raum ist ein Rätsel. Ich muss es lösen!
Sie schritt voran und erschrak. Ein Steinchen hatte sich in ihre Fußsohle gedrückt. Ihr Pentacut war zwar an Ort und Stelle, doch als sie es mit den Fingerspitzen berührte, spürte sie, dass seine Macht nicht vorhanden war. Es war nur ein Schmuckstück jetzt, nicht mehr.
Aufgepasst! Ich bin möglicherweise verletzlich an diesem Ort!
Charna lief vorsichtig zwischen den Steinchen und dem Unrat auf dem Boden in Richtung der gewaltigen Tür und kam sich dabei ungeschickt und tollpatschig vor. Die vollkommen ungewohnten Schmerzen an ihren Fußsohlen irritierten sie mehr, als sie gedacht hatte. Gerade erst hatte sie ein paar Schritte getan, als ein Rascheln ihre Aufmerksamkeit forderte. Sie wurde sich ihrer Hilflosigkeit bewusst und auch der Tatsache, dass sie keine Waffe mit sich führte. Was auch immer dort in der Dunkelheit scharrte und kratzte, es war sicher kein freundlicher Besucher, der ihr seine Hilfe anbot.
Sie sah zu der haushohen Truhe hinüber. In das grobe Holz war ein Loch hinein genagt, gerade groß genug, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Der Anblick übte eine suggestive Wirkung auf sie aus.
Ich soll mich verkriechen? Ha!
Das Rascheln ertönte erneut und in den Schatten unter dem Tisch rührte sich etwas. Zwei Augen glitzerten in der
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