Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
einige Köpfe in ihre Richtung drehten, bis ein Lichtblitz aufzuckte und die Hohepriesterin neben ihnen erschien.
»Mikar, Thanasis! Wir treffen uns sofort in der Halle des Feuers. Der Anschlag muss eine Ablenkung gewesen sein.«
Der Minotaur blickte den Gang hinunter. »Ich suche Sandra und die junge Priesterin.«
Charna verschwand erneut in einem Lichtblitz, bevor Mikar das Wort an sie richten konnte. Er murmelte einen leisen Fluch und wandte sich geblendet ab. Am anderen Ende des Ganges tauchte Faunus auf. Es war nur eine seiner Inkarnationen, denn plötzlich überholte ein weiterer Faunus ihn. Er winkte fröhlich.
»Steh nicht so tatenlos rum, das Heu gibt es später! Wir sehen uns in der Halle des Feuers.«
Mikar zog eine Grimasse und der eine Faunus lief lachend zu dem anderen Faunus. Eine dritte Inkarnation öffnete die Tür, ließ die beiden anderen herein und schaute den Gang hinauf. Er rief zu Thanasis.
»Sandra ist hier, du Rindvieh!«
Dreimal Faunus verschwand hinter der Tür und der Minotaur drehte sich um, die Arme ratlos ausgebreitet.
»Wer ist bloß auf die Idee gekommen, diesen Blödian aus seinem Wäldchen zu holen?«, sagte er und folgte dem Herrn von Garak Pan.
Mikar lachte leise. Es war gut, dass Faunus wieder zu sich gefunden hatte, denn sie brauchten dringend seine Fähigkeiten. Angeblich war es die junge Priesterin gewesen, die das bewerkstelligt hatte.
Kein Wunder, sie ist genau sein Typ.
Mikar hob den Speer und versetzte sich in die Haupthalle des Inneren Sanctums. Die Wohngemächer waren ihm stets zu eng. Er sah zum steinernen Abbild Sarinacas auf und fragte sich zum tausendsten Male, ob sie lebte oder tot war. Diese Frage war so sehr Teil seines Lebens geworden, dass er sich kaum noch an das Gefühl erinnern konnte, als Sari, Cendrine, Thanasis und er zusammen über Kabal geherrscht hatten. Bevor diese kalte Ausgeburt des Nordens, diese selbst ernannte Gott kaiserin Jenara die Frechheit besaß, Anspruch auf die Herrschaft über Kabal zu erheben.
Er grunzte leise und missmutig.
Unter Umständen war ihr Anspruch nicht so unbegründet. Die Völker der Frostreiche waren zahlreich geworden. Das einstige Nomadenvolk hatte sich enorm entwickelt. Sie lebten in Städten, die der Pracht des Tempels hier in Idrak kaum nachstanden, aber sie hatten keinen Zugriff auf die alten Artefakte der Sidaji.
Noch nicht.
Mikar grübelte weiter und verlor sich in wahllosen Erinnerungen an eine Zeit, die die Geschichtsschreibung anders beschrieb, als er sie erlebt hatte. Manchmal wusste er nicht mehr, was der Wahrheit näher war - sein Gedächtnis oder die Worte der Historiker, gebannt auf endlose Rollen Pergament, gemeißelt in jede Mauer der zahllosen Tempel und Prunkbauten Iidrashs.
Er spürte mit einem Mal Cendrines Gegenwart und drehte sich um. Sie wirkte angespannt und müde.
»Weißt du, wo Charna ist?«
»Sie teleportiert von einem Ort zum andern. Keine Ahnung, wo sie jetzt ist. Wir sollen uns in der Halle des Feuers versammeln.«
»Dann können wir zusammen hingehen.«
»Komm her!«
Er bot ihr einen Arm und Cendrine griff lächelnd zu, zögerte dann jedoch.
»Hier?«, fragte sie leise und sah sich vorsichtig um.
Mikar lächelte sie aufmunternd an. Sie schwang sich auf seinen Rücken und nahm direkt hinter ihm Platz. Er trug Maraks Speer in der Hand, so hatte sie Gelegenheit, dichter an ihn heranzurücken. Sie legte die Arme um ihn und drückte sich fest an seinen breiten Rücken. Vor vielen Jahrhunderten waren sie auf die gleiche Weise über Iidrashs weite Ebenen geritten. Nur sie zwei. In einer Zeit, die mehr Abenteuer und weniger Sorgen für sie bereitgehalten hatte.
Belüge ich mich selbst? Hatten Cendrine und ich nicht schon damals viele Kämpfe durchzustehen? Vermutlich werden wir allmählich dekadent und alt.
Mikar ließ impulsiv die Hufe durch die Luft wirbeln und preschte im vollen Galopp durch das Innere Sanctum. Cendrine schrie vergnügt und überrascht auf. Er fegte an zwei verblüfften Priesterinnen vorbei, die ihnen lachend nachschauten, und bog mit Funken schlagenden Hufen in den Gang, der zu ihrem Ziel führte. Cendrine lachte so heiter, wie sie es früher getan hatte und Mikar hielt ihre Hand fest. Er trabte den Rest des Weges und stieß die breiten Bronzetore auf, die Zugang zur Halle des Feuers gewährten. Der Versammlungstisch war leer, außer ihnen noch keiner anwesend.
Er trat an den runden Tisch aus schwarzem Granit, der seit mehr als tausend Jahren als
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