Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Cendrine dort macht, übersteigt meine Fähigkeiten.«
Kujaan schluckte und sah zur Äbtissin hinüber. Sie wechselte in die Aurasicht und erkannte, dass sie die statische Energie des Erde-Elementes nutzte, um den Tunnel zu beruhigen. Sie trat mit klopfendem Herzen neben ihre Ausbilderin, die nur kurz die Augen öffnete und dann einige angestrengte Worte murmelte.
»Schau genau hin ... ich brauche deine Hilfe!«
Kujaan sah die Bemühungen der Äbtissin und fühlte, dass sie tatsächlich dringend Unterstützung brauchte. Die Röhre vibrierte bereits. Kujaan hob die Arme und rief die Macht der Dunklen Flamme in ihre Fingerspitzen. Ihr Bewusstsein erfasste mit einem Mal die Struktur des Tunnels, erkannte die Schwachstellen und stärkte sie mit Energie, die sie den Tiefen des Planeten entzog. Sie pumpte die Kraft Kitauns, die ein unerschöpfliches Potential bot, in ungeheuerlichen Mengen in den Verbindungsweg zwischen den Welten. Es reichte aus, aber nur knapp. Ein neues Beben erschütterte dabei den Boden der Pyramide, doch der Tunnel hielt diesmal stand. Immer mehr der Mikarianer und Priesterinnen schwebten jetzt durch das Portal.
Kujaan sah mit großem Interesse ihre Essenzen im Inferno der Feuerröhre wie die Funken eines Lagerfeuers hervorschießen und fühlte ihre Gegenwart die Halle füllen. Es verlangte sie danach, die Lichterfunken zu berühren, aber sie wusste auch, dass das falsch gewesen wäre. Sie durfte es nicht tun, doch ein süßes Verlangen wie eine geheime Lust nach den köstlichen Essenzen erfüllte ihr Herz.
»Sie sind nah! Du brauchst die Kraft dringender als sie! Nimm dir, was dir zusteht!«
Kujaan schüttelte den Kopf und vertrieb die eigenartigen Gedanken, die sich ihrer bemächtigt hatten. Sie spürte den Nachhall einer Gier nach Energie, die sie sich nicht erklären konnte. Sie atmete ruhig und das falsche Gefühl verflog.
Nach einer Ewigkeit, wie es ihr schien, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Es war Cendrine, die erschöpft neben ihr stand und ihr lächelnd zunickte.
Kujaan sah sich um und entdeckte viele Mikarianer und Priesterinnen. Man hatte die Verletzten aufgereiht, heilte wo möglich und nötig die schlimmsten Verwundungen. Die Eishexen hatten sich unter die Priesterinnen gemischt und sie sah Jenara über einem Mann knien, dessen Bein verkohlt war. Sie legte die Hände darauf und ein Eispanzer wuchs über die verbrannte Haut des Kriegers, der sofort erleichtert schien. Kujaan sah ein Leuchten inmitten des Eises und einen Moment später zerfloss das Eis zu Wasser. Das Bein darunter war noch gerötet, aber der Mann bewegte es und bedankte sich überschwänglich bei Jenara, die sofort zum nächsten eilte.
»Wir haben es geschafft. Wir sind drüben«, sagte Thanasis. Ein Mikarianer trat zu ihm.
»132 Soldaten, 33 Ordensschwestern, 13 Sjögadrun, mein Herr!«
Thanasis nickte und entließ den Mann. »Das ging nicht so gut, wie vermutet, aber nach dem ersten Durchgang hatte ich mit schlimmeren Verlusten gerechnet. Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet!«, sagte Thanasis und sah dabei zu Kujaan.
Sie machte eine nervöse Geste. »Es beschämt mich, dass ich anfänglich in Panik verfallen bin. Verzeiht mir bitte!«
Sie spürte Cendrines Hand auf der Schulter.
»Das ist schon in Ordnung. Das nächste Mal zögere nicht, die Macht der Dunklen Flamme einzusetzen. Wir brauchen deine Unterstützung.«
Kujaan spürte ein Auflodern des Verlangens in ihr, als die Äbtissin die Macht erwähnte, die ihr von der Göttin des Feuers verliehen worden war. Dann spürte sie die Last der Verantwortung, die ihr damit auferlegt worden war. Wie viele hätte sie retten können, wenn sie nicht gezögert hätte, ihre Macht einzusetzen?
Sie schluckte. »Ich werde nicht noch einmal zaudern.«
Cendrine nickte ernst.
Thanasis durchquerte die Halle und befahl den Mikarianern, Aufstellung zu nehmen. Er schritt ihre Reihen ab, die schnell von den Geheilten verstärkt wurden. Kujaan sah eine Gruppe toter Soldaten in einer Ecke der Halle liegen. Alle anderen waren im Tunnel verendet, als dieser zusammengebrochen war und ihre Leiber waren von der Unendlichkeit verzehrt worden. Hätte sie rascher reagiert, wäre das erneute Zusammenbrechen womöglich vermieden worden. Sie hockte sich neben die Toten und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. All jene, die im Tunnel zwischen den Welten gestorben waren, wurde nicht einmal diese würdelose Aufreihung in einer kalten Halle fern ihrer Heimat zuteil.
Ich
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