Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
dieses Tierchen und eri nnere mich, welche Schwierigkeiten ich anfangs mit ihm gehabt hatte. Seine epileptischen Anfälle, seine Durchfallattacken, sein Schnarchen, seine hyperlebendige Art und alles wiegt sich auf, wenn ich über sein Fell streichle.
Einige Jugendliche haben das Verdeck ihrer Cabrios zurückgeklappt und lassen den Beat o rdentlich krachen, und ich denke mir, wie doof das aussieht und welche Frauen (oder Schwule) auf so ein Machogehabe reinfallen würden. Gut, es sieht optisch so aus, als wäre dieser Mann ein Beschützer und hätte gutes Sperma, aber mal ehrlich: nur wegen des Machogehabes und eines teuren Wagens diese Schlüsse zu ziehen, ist doch recht naiv!
Zu Hause angekommen, entdecken wir, dass Mopsinchen sich im kleinen Körbchen von Mopsi einquartiert hat und ich lege ihn dazu. Er schnarcht und schon bald schnarchen beide im ungle ichen Rhythmus. Ich schalte meinen Laptop ein und beginne zu schreiben.
*
Ich war süchtig nach der Liebe des Arztes, nach seiner Nähe, nach seinem Leben … oder nach dem Leben, das ich in meinen Träumen mit ihm auslebte. Neben ihm aufzuwachen, um seine Hand zu halten; neben ihm aufzuwachen, um seine Nähe zu spüren, neben ihm aufzuwachen, um seinen Atem auf meiner Haut zu fühlen, neben ihm aufzuwachen, um glücklich zu sein, dies und mehr … dies und das … er war es, ich wollte ihn. Dass das Männern – egal welchen Alters und welcher Sexualitätszugehörigkeit – Angst macht, wusste ich wirklich nicht, weil ich nicht so war. Ich war ja so verliebt, wie sollte ich da wissen, das das Verständnis von Liebe von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Egal, das habe ich schon oft genug erzählt – und langsam nervt es mich ja selbst. Aber was ist denn da noch in mir, dass über den Arzt reden und jetzt sogar schreiben will? Noch weiß ich es nicht. Doch die Episoden der Nähe, der Verliebtheit, der Angst, der Scheiße reißen nicht ab.
Gut, ich war wieder im Spiel und langsam aber sicher, war ich von seiner Art mich vor die Tür zu setzen und dann doch wieder in seinen Liebeskreis aufzunehmen, genervt. Um nicht ganz leer auszugehen, begann ich immer, wenn sich mir die Möglichkeit bot, Geld aus seiner Brieftasche zu nehmen. Nicht viel, ein paar Euro, damit ich mir besseres Essen einkaufen konnte, als die abg elaufenen Produkte, die ich sonst immer versuchte zu ergattern. Ich liebe frisches Obst.
Der Arzt merkte es in keinem Fall und wir verbrachten recht viele Stunden – man möchte es kaum glauben – in schöner Zweisamkeit. Jetzt fragt sich sicherlich jeder, warum? Das kann ich beantworten: Ich hatte aus der Beziehung einen Nutzen. Ich liebte ihn, ja wirklich, das tat ich. Aber wie sollte ich ein Leben, eine Beziehung mit diesem Typen aufbauen, wenn er es nicht wol lte? Ganz einfach: gar nicht!
Wenn das einzige, was ihn interessierte mein verdammtes Fickloch war, dann hatte das ständige Versuchen, ihm meine Liebe zu zeigen eh keinen Sinn! Ja, das Wort Fickloch ist nicht schön, aber sollte ich stat tdessen Rosette schreiben? Klingt auch nicht schöner. After klingt zu medizinisch und Kot-ausgangs-Tor einfach zu metaphorisch. Also ist Fickloch noch immer die am besten gebräuchliche Bezeichnung für das da unten. Der Arzt und ich schliefen ja wirklich oft miteinander.
Nachdem ich endlich aus der verschimmelten Wohnung ausgezogen war, erlebten er und ich einen neuen Frü hling. Und er ließ mich in dem Glauben – und das konnte er sehr gut –, dass ich der einzige Mann auf der Welt für ihn sei. „Ach du meine Güte“, kann ich nur laut in die Dunkelheit rufen. Keine Sorge, die Dunkelheit antwortet mir nicht – noch nicht!
Manchmal glaubte ich ihm sogar, wenn er mir sagte, dass ich der einzige Mann für ihn sei – aber dann fragte ich mich wieder, warum er so viele Profile auf der schwulsten Seite nördlich des Äquators hatte? Deshalb musste ich ihn wieder prüfen. Schande über mich, ich weiß. Der Arzt hatte ja mehrere Profile, die für jeden schwulen Mann auf den blauen Seiten gewisse Anreize boten. Und eines dieser Profile hatte er gelöscht und genau mit diesem Profilnamen erstellte ich ein neues Profil und wartete ab, wer sich denn bei mir melden würde. Sofort meldete sich ein junger Mann mit dem Profilnamen ffeet_back, der ganz enttäuscht war, dass er nicht mehr vom Arzt auf einer seiner vielen Reisen eingeladen wurde.
(SCHOCK!)
Ach Gott, Schock, Schock, heul, heul. Der junge Mann war gerade
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