Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
und öffnete mein Fakeprofil auf den blauen Seiten und brauchte ihm gar keine Nachricht zu schreiben, ich sah einfach nur sein Hauptprofil an, das natürlich gerade online war. Hell erleuchtet strahlte mir das Wort Sex von seinem Profil entgegen, mit der Headline: Habe einen langen Schwanz, wer will gefickt werden?
Da ich so was nicht für mich behalten wollte, schrieb ich dem Arzt natürlich, wie enttäuscht ich von ihm war (mal wieder). Warum strenge er sich so an, mir weismachen zu wollen, dass er mich lieben würde, um dann doch wieder j emanden auf den blauen Seiten zu suchen? Ich verstand so was nicht! Ihr?
Er änderte sein Profil, von einer Sekunde auf die andere! Da war ich schon etwas baff! Er lösc hte die Schwanzlänge und auch, dass er Sex suche entfernte er. Doch er konnte nicht anders, er war ein Süchtiger, süchtig nach den blauen Seiten .
*
Ich sehe von meinem Laptop auf. Ein plötzliches Grunzen hat mich aufhorchen lassen und es kam nicht von den kleinen Mops-Hunden, es war Ingo, der gerade nach Hause kam.
„Jo, do schau her!“, sage ich im echten südsteirischen Slang.
Ingo, ziemlich betrunken, zeigt sich erfreut mich noch munter vorzufinden. „Boah, bin ich b’soff’n.“
Schnell stehe ich auf und helfe ihm aus den Schuhen, er kippt mir fast um. Bloß nicht, de nke ich mir, weil dann dem schönen Gesicht etwas passieren könnte.
Ingo stützt sich auf meinem Rücken ab und ich ziehe ihm seine Sneakers mit einem Ruck aus. Er torkelt durch den kleinen Flur, greift nach der Brotdose und sagt: „Mmm, hab ’eute ’kauft, und weg damit.“
Ich lache ein wenig und sage ihm, dass ich schlafen gehe.
Das Wohnzimmer ist mein Zimmer, Mopsi und Mopsinchen müssen heute im Vorraum schl afen, was sie nicht als störend empfinden. Mopsinchen keift ein wenig, weil es ihr nicht recht ist, mitten in der Nacht geweckt zu werden. Aber ich brauche meine Ruhe, heute schon.
Ich verjage die Viecher, schalte das Licht aus und lege mich in mein Bett. Ingo rülpst laut. Es ist – sage und schre ibe – 02:00. Ich wünsche mir so sehr endlich wieder Koks zu bekommen, aber ich hab nichts.
Samuel hat mir geschrieben, er schrieb, dass er meinen Entschluss, ein neues Leben anzufangen, toll findet. Stolz bin ich auch, neu anzufangen. Einfach dieses Leben zu meistern. Auf den Grünen Zweig zu kommen, den Weg zu finden. Alles scheiß Formulierungen. Wenn einer am Boden ist und nicht mehr weiter weiß, dann sind Metaphern einfach scheiße.
Plötzlich geht die Tür auf und Ingo kommt, nur in Unterhosen gekleidet, herein. Es ist finster in meinem Zimmer. Er schaltet das Licht ein, sieht mich in meinem Bett liegen, hab mich ja erst zurecht gemacht, schaltet das Licht dann wieder aus und legt sich dann zu mir in mein Bett hi nein!!!
*jojojo*
„Was soll das?“, frage ich. Und Ingo sagt irgendwas von Einsamkeit und er brauche jetzt Nähe und er würde gerne mal wissen, wie es ist schwulen Sex zu haben.
„Du meine Fresse, darauf hab ich keinen Bock.“ Bin das wirklich ich? Dieser Junge liegt wie auf einem Präsentierteller neben mir und reibt seinen Po an meinem Ding, wir liegen in der Hün dchenstellung. Nix da! Ich lege meinen Arm um ihn und Ingo sagt plötzlich, dass ihm schlecht sei.
„Ist dir schlecht, weil ich meinen Arm um dich lege? Wir schlafen heute Nacht sicherlich nicht miteinander.“
„Nö, zuviel Alkohol!“ Und der Junge reihert neben meinem Bett hin. Tolle Nacht. Da das kleine Ding nahe an einer Alkoholvergiftung zu sein scheint, lasse ich ihn in meinem Bett liegen. „Na, du musst ja gesoffen haben, wie ein Kamel nach drei Wochen Wüstenmarsch“, sage ich entkräftet.
Seine Augen fallen zu.
Am liebsten würde ich mir ein Lineal in den Mund schieben, um zu testen, ob seine Schwanzlänge bei mir möglicherweise einen Würgereflex auslösen könnte. Aber ich verbleibe in ruhiger Haltung.
Es wird eine harte Nacht werden – für ihn und für mich. Unsere Putzkübel müssen als Speibkübel herhalten, die ich neben dem Bett positioniere. Dann lege ich mich wieder in mein Bett. Ingo schläft unruhig und mehrmals in der Nacht höre ich ihn in den Kübel spucken. Hoffentlich hinein und nicht daneben, denke ich mir. Aber er ist süß, ein süßer Junge, dessen unschuldige Seele ich nicht zu beflecken wage.
Gut gemacht! Ich sollte wohl einen Punkt auf meiner Guten-Karma-Liste vermerken.
Der nächste Morgen beginnt unfreiwillig
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