Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
recht früh für mich, da Ingo schnarcht und kotzt, manchmal zur gleichen Zeit. Und die Hunde vor der Tür kratzen. Leise, damit Ingo mich nicht bemerkt, stehe ich auf, mache Kaffee und denke mir schon, dass heute ein recht langer Tag we rden wird, da ich noch im Break-up auftrete. Da kommt mir in den Sinn, dass ich Leon heute wieder sehen werde. Sofort schießen mir die Bilder seines wunderschönen Mundes durch den Kopf, wie er versuchte, meinen ganzen Schwanz in seinen Mund zu bekommen. Herrlich.
Doch wahrscheinlich ist er auch nur ein Blaue-Seiten-User , der alles nimmt, was kommt. Ein Suchender nach Bestätigung. Bestätigung, dass sein Körper schön sei; Bestätigung, dass sein Mund schön sei; Bestätigung, dass seine Augen schön seien; Bestätigung, dass er jung und unverbraucht aussehe; Bestätigung, dass er überhaupt nicht schwul wirke. Bestätigung, das Gefühl, nach dem wir alle suchen. Vielleicht ist das Wasser in Graz schuld, dass wir Schwule so geworden sind … oder ist das in anderen Ländern gleich? Irgendwo auf der Welt wird es ja wohl ein paar Schwule geben, die irgendwie normal sind. Mit normal meine ich die Freude einen Partner zu suchen, zu finden und lieb zu haben und nicht die Möglichkeiten heraufzubeschwören meinen Partner unbedingt zu betrügen. Interessanterweise sind Schwule da anders gepolt, wenn die nicht alle Fick-Abenteuer wahrnehmen, gehen sie ein, wie eine Orchidee, die zuviel Wasser bekommt. Hauptsache sie können ihr Loch gestopft bekommen oder ihren Schwanz als Loch-Stopf-Maschine benutzen. Warum ist das so?
Wo ist denn die Moral bei uns Schwulen?
Na ja, ein bisschen Moral habe ich jetzt vorgelebt, auch wenn niemand jemals davon erfahren wird. Ich habe Ingo – obwohl er es wollte – nicht als Samenpresse benutzt. Ingo liegt in meinem Bett und schnarcht.
Ich habe mich geändert, wahrlich! Und ich denke an das Wort Veranwortung und dass ich Ve rantwortung über mein Leben tragen muss und auch (in einem gewissen Grad) Verantwortung über das Leben anderer Menschen habe, weil sie in mein Leben getreten sind. (Wow, bin ich gut)
Wäre ja nur Sex gewesen, oder?
(Ich glaub, ich hab die ganze Nacht einen Steifen gehabt.)
Es ist früh für solch ideologische Gedanken. Wenn ich könnte, ich würde mir jetzt gerne ein Tütchen Speed einverleiben oder etwas Hasch? Nein, Speed wäre genau richtig … aber ich habe nichts. Geld hab ich auch keines, Entzugsklinik kann ich mir keine leisten, da muss ich wohl a lleine durch.
Wie konnte es nur soweit kommen. – Das war keine Frage!
Meine Glieder sind schwach, der Kaffee nutzt nichts mehr und ich brauche dringend mehr Geld. Aber wenn ich mehr Geld hätte, dann würde ich wahrscheinlich auch mehr Drogen konsumieren. Und ich denke an Gott, und dass er mich auch in dieser schwierigen Situation auf Händen trägt. Es ist ein Teufelskreis. Ich nehme mir meine Laufschuhe und gehe vor die Tür. Verdammte Scheiße.
Ich laufe.
Was sollte ich sonst tun?
Ich laufe noch immer.
Nein, ich jogge.
Es ist besser zu joggen.
Meine Gedanken kreisen um viele Dinge. Es ist gut, dass ich noch denken kann, aber denke ich richtig? Gedanken können Dinge bewirken (hab ich mir sagen lassen). Aber auch dieser Satz wird falsch verstanden. Gedanken können in dieser Welt nichts bewirken (ist die Realität), sie können nur für einen selbst gedacht, Großes bewirken. Weil man ja anders handelt, als noch vor der gedanklichen Eingebung, schlicht und einfach verändern Gedanken das Leben nachhaltig. Das ist das einzige, was Gedanken verändern können. Aber dieser Prozess kann Jahre in Anspruch nehmen, bis er sein Umfeld verändert. Verdammte Scheiße. Ich hasse mein Leben manchmal so sehr.
Keine Liebe.
Keinen Sex. (Hätte ich haben können, aber es wäre nicht richtig gewesen.)
Kein Geld.
Keinen Job.
Nichts habe ich. – Und schlagartig denke ich an meine Freunde, die bei mir sind, und die in der Anzahl immer mehr werden. Warum? Weil sie mir helfen wollen? Wahrscheinlich! Ich laufe und mir kommt die Strecke plötzlich so bekannt vor. Ich laufe und ich komme zu einem Haus, das ich sehr gut kenne. Es tut mir weh, dieses Haus zu sehen. Ich stehe davor, vie lleicht sieht man mich, vielleicht sehen sie mich und vielleicht erkennen sie mich.
Nein, jetzt wird nicht geheult.
Nein, jetzt wird nachgedacht.
Nichts mehr mit dem Arzt anfangen. – Gutes Karma.
Und da, auf einmal, da ist der
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