Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)
ihren mit Kajal bemalten Augen und sagt: „Nama-Japa, so sagen wir hier zum täglichen Mantra.“
„Ach, ihr Eso-Aliens … aus euch wird niemand schlau werden.“
Ich nehme noch ein Bier aus dem Kühlschrank und betrachte die Leute. Ein paar neue Gesic hter sind hinzugekommen, die aber alle sehr freundlich aussehen. Ich stoße mit Geoff – Flasche an Flasche – an und er sagt, dass es ihm eine Freude war mit mir zusammenzuarbeiten. Er sehe Potenzial. Ich lache und betrachte Claudia und Verena, sie geben sich ein Küsschen. Es dauert nicht lange und aus dem Küsschen wird eine wildes Rumgeknutsche und Rumgemache. Es wird Zeit für mich zu gehen.
Mopsi hat derweil seinen Platz an der linken Brust des rothaarigen Mädchens gefunden und lässt sich wie ein Baby wiegen. Ihr Freund, der große, hagere Typ mit der Gesichtslähmung, die ihm ein Gesicht verlieht, als wäre bei ihm die Uhr beim Onanieren stehen geblieben, schiebt se ine Dreadlocks ständig von einer auf die andere Seite, bis es auch ihm zuviel wird und er sie mit einem Tuch festbindet. Lord Nuschel lässt sich seine Hand von dem rothaarigen Gör küssen. Dann streichelt er mein kleines, haariges Monster lieblich. Sollte ich ihnen erzählen, dass Mopsi ständig Durchfall hat und er es liebt seine Eier zu lecken? Ach nee, Schadenfreude ist doch die schönste Freude. Die Leute sind echt nett hier und ich weiß, dass meine Vorteile ihnen gegenüber nur daher entstanden sind, weil man mir selbst mit Vorurteilen begegnet: Schwul = Tunte. Das mag ich überhaupt nicht. Gerade deswegen sollte ich es nicht gleichtun.
Ich wollte mich eigentlich bei Verena bedanken, schreibe aber Claudia eine SMS, dass sie ihrer Freundin danke sagen soll, dass sie mich so freundlich in die Grüne Gruppe aufgenommen hat. Die Eso-veganen-bio-öko-Saubermacher aus Graz haben einen Platz in meinem Herzen b ekommen, den sie auch saubermachen dürfen.
In der Zwischenzeit ist Mopsi zu dem Blumenmädchen gewechselt, das sich umtaufen hat la ssen und lässt sich nun von ihr verwöhnen. Ich hauche ihm ins Ohr, dass wir gehen müssen. Sofort ist er hellwach und gibt dem Blumenmädchen ein Abschiedsküsschen. Das Blumenmädchen ist begeistert von Mopsi und ich lege ihm die Leine an. Als ich das Green-Witch-Haus verlasse, gehe ich mit einem guten Gefühl. Nachdem ich die Tür hinter mir zugeschlagen habe, kommt plötzlich das Blumenmädchen mir nach. Das Grünkind zündet sich eine Zigarette an.
„Hy, ich weiß deinen Blumennamen nicht mehr, aber was ist?“, sage ich und sie lächelt mich an. Sie nimmt eine Zigarette, Feuerflamme-geh-an und qualmt.
„Du bist schon ein ganz besonderer Typ, weißt du das?“
Heftiges Zucken durchfährt meine Schultern. Was will die Alte? Sex? Sie blickt ganz erstaunt, weil ich nichts dergleichen tue und sagt: „Keine Antwort oder was?“
„Bin nichts Besonderes. Was machst du so, wenn du nicht hier bist?“
Und Hyacinthus orientalis (ja, so heißt sie jetzt) erzählt mir, dass sie eine Lehre als Optikerin im nächsten Monat beginnen wird. Aus diesem Grund würde sie mit dem Kiffen aufhören müssen (oder wollen?). Sie würde versuchen einen Spagat zwischen ihren Freunden, die sie gerne bei ihren Vorhaben, die Welt zu retten, unterstützt und ihrem neuen Job, der Optikerlehre, schlagen zu wollen. „Grün ist gut“, sagt sie erfreut und fragt mich, was ich für gut empfinde. Ich antworte ihr ganz ehrlich: „Einen Schwanz im Arsch.“
Das Grüne Gör verschluckt sich am Rauch und schüttelt erschrocken den Kopf. Dann fängt sie zu kichern an und sagt mir, dass mein Blick sie an eine Situation erinnern würde, in der sie auf einer Party die Klobrille ihrer Eltern abmontiert und einem Jungen mitgegeben hatte, dass wenn er sie ihr in 10 Jahren wieder brächte, sie mit ihm Sex haben wü rde.
Darauf fällt sogar mir nichts mehr ein, womit ich sie überraschen könnte und schüttle den Kopf.
Sie erzählt mir – aus heiterem Himmel spricht sie weiter –, dass ihr Pflegebruder Messer sammelt und sie jeden Tag putzt. (In dieser Familie zu leben, würde mir Angst machen.)
„Du hast gewonnen“, sage ich ihr und Hyacinthus orientalis lächelt für zwei.
Ich lache sie an und verabschiede mich, hebe Mopsi hoch, der sich hingelegt hat und gehe mit ihm den kleinen Hügel, auf dem das Universitätssportzentrum liegt, hinunter. Mopsi, fix und fertig auf meinem Arm liegend, schläft. Wie ein kleines Baby küsse ich
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