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Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

Titel: Kabbala-Box (2 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Regner
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wusste, dass es seiner Frau nicht recht war. Sie versuchte uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu stören, indem sie alle 10-Minuten anrief, mir plötzlich Familienfotos zeigte oder mir Arbeit auftrug (Müll rausbringen, Katzen füttern etc.) Was sie auch gerne tat, war, am Gang herumzustöbern und das mitten in der Nacht.
      So war das Leben, es zog an mir vorüber … und es wurde Frühling. Der Arzt hatte wieder S eminare vorzubereiten, war irgendwo, nirgends und doch überall. Und plötzlich da war er verschwunden.
     
    *
     
    Der Nachmittag ist an mir vorübergezogen. Es fühlt sich eigenartig an. Ich schreibe und schreibe und mein Herz wird nicht leichter. Es fühlt sich matschig an. Ich weiß nicht, warum ich hier bin, weine, kacke, schreie, ich bin ich. Wahrscheinlich ist das die Antwort schlechthin. Meine Gedanken sind nicht ganz neu, sie sind irgendwie noch immer dieselben. Ich bin ein Kackkind. Ein Kackmann bin ich, Kind bin ich schon lange keines mehr.
      Meine kleinen Hunde, Mopsi und Mopsinchen sind am Balkon, sie haben sich ein wenig ang enähert, irgendwie süß, irgendwie nett; ich freue mich für beide. Ich will diese Traurigkeit nicht, ich will nicht traurig sein und mir Gedanken über mein Leben machen. Einfach nur zu leben würde mir reichen, wie der Bauarbeiter, der nachts – wenn er nachhause kommt – seine Frau durchknallt, ein paar Bierchen trinkt und den Kindern beim Spielen zusieht. – Obwohl wir zu viert in einer Wohnung leben. Ingo in seinem Zimmer, den Rausch ausschlafend, ich in meinem Zimmer, weinend, und die Hunde am Balkon, sich annähernd. Und ich weine noch immer, wie ein Sturzbach quillt es aus mir heraus. Ich könnte – wenn ich es könnte – mich gegen die Wand werfen (vielleicht würde ich ja ein Frosch werden, Umkehrschlussfolgerung nennt man das dann wohl). Ein Blick in den Spiegel verrät mir, wie traurig ich bin. Man könnte glatt meinen, die Lepra sei nach zweihundertjähriger Entsagung gerade grimmig durch die Grazer Stadttore hereinmarschiert und hätte sich in meinem Gesicht häuslich niedergelassen. Dunkle Augen und dunkle Umrandungen kommen wahrscheinlich vom schlechten Lebensstil, gibt es einen besseren? – Nur einen anderen! Ich gucke komisch drein und ich bin mir sicher, Gottes Traum von einem Arschloch zu sein. Eine Zigarette wird angezündet, mein Blick wird dadurch nicht besser, aber wahrscheinlich mein Zustand. Ich rauche und weine.
      Es schießen mir viele Gedanken durch den Kopf, einige wenige kann ich fassen, die a nderen lasse ich weiterziehen. Ich denke an das Lied vom Arzt und von mir, und es war nicht Lass uns tanzen oder ficken oder beides von Scooter, nein, es war Someone like you von Adele. Oh du meine Fresse, es schmerzt einfach, wenn man verliebt ist, war, immer sein wird, gewesen ist … Verdammt, egal welche Zeitform ich nehme, es passt einfach immer, nur abgeschlossen scheint meine Geschichte noch immer nicht zu sein. In mir schreit alles, alles schreit in mir und niemand kann in mich hineingucken, geht auch niemanden was an. Mein Weinen, mein leises innerliches Weinen hemmt mich daran zu leben.
      Ich sehe nochmals genauer in den Spiegel und erinnere mich wie schön ich einst gewesen bin – auch mit we inendem Gesicht. Heute ähnelt es eher einer Fratze und plötzlich sehe ich da etwas. Der nicht wegretuschierte Kim-Kardashian-Fleck, den ich auf dem Plakat beim Break-up gesehen habe, ist jetzt auch in meinem Gesicht. Mein Mund steht offen. Schreie ich? Nein, ich höre nichts. Meine Blicke ruhen auf dem Fleck. Durcheinander. Hirnbrei. Aus der Traum mit der Modelkarriere. *hahaha* Ablenkung. Ich weiß, dass ich schon immer etwas hysterisch war, vielleicht ist zickig das bessere Wort, aber es steht schlecht um meine körperliche Gesundheit und um meine geistige sowieso. Radio? Ja, genau. Ich schalte das Radio ein, um mich abzulenken. Was anderes habe ich nämlich nicht.
      Krone-Hit spielt einen Song, der sofort in die Beine geht und einen elektrisierenden Schock hinterlässt. FM4 (der nächstbeste Sender, der mir einfällt) lässt eine Gruppe von Eremiten singen, zumindest hört es sich so an, ich schmunzle. Auf Ö3 höre ich komische Rapmusik und stelle mir schon die zugehörigen schwarzen Typen vor, die voller Tattoos von leicht bekleideten Frauen umzingelt sind, die mit ihren Brüsten ständig die Aufmerksamkeit der Kamera suchen. Ich muss schon wieder lachen und stelle mir die ähnliche Situation mit Männern vor, die mit

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