Kabbala-Box (2 Romane in einem Band)

verarbeiten. Das schaffe ich, ist halt nicht so gewesen. Aber das ständige Betrügen, das macht man nicht. Egal. Es ist aus, ich muss es akzeptieren. Ich arbeite daran.
      Irgendwas, dem ich einen Namen geben muss, setzt sich zu mir. Es hat was aus meinem Küh lschrank genommen. Es ist etwas, das böse ist. Irgendwas mit Toastbrot und Butter und es riecht absonderlich. Es stinkt. Es ist das Böse in mir. Draußen ist es dunkel geworden. Heute werde ich noch tanzen, tanzen für eine Horde alter Männer, die gerne junge Knackärsche ansehen, sie gerne berühren, weil sie wahrscheinlich zu Hause ein paar Ehefrauen haben, die keine Knackärsche haben. Traurige, alte Gestalten aus Graz. Und die Ehefrauen wissen das. Und wisst ihr was, diese Ehefrauen sind g’scheite Luder! Sie lassen sich nicht scheiden, weil sie dann wissen, dass ihre Ehemänner wieder glücklich werden. Weil sie ja schwul sind und schwul sein offiziell keine Krankheit mehr ist. Ehefrauen haben ja auch ihren Stolz. Jetzt ketten sie ihren Mann bei sich zu Hause fest. Erklären ihm, dass er eine Familie habe, die er doch ernähren müsse, weil er doch geschworen habe, sie zu lieben, zu ehren; die ganze Familie müsse er ehren, hat er es doch geschworen: „So wie in guten und in schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet.“
      Scheiß Schwur.
      Das Herz der Ehefrau war zersprungen gewesen. Sie hatte ihm die Angst in sein Herz gepflanzt – und diese Pflanze wuchert noch heute –, dass er durch sein Schwul-sein die Familie entehren würde, dass sie Freunde verlieren würden, dass er kein echter Mann mehr sei! Er will sich scheiden lassen, er will nicht mehr und sie droht ihm die Kinder wegzunehmen – nein – nicht einfach gesetzlich fernzuhalten, sondern sie zu töten. Ehefrauen können das, die haben plötzlich so ein starkes Herz und so starke Gedanken, dass das geht.
      Welche Ehre kann man schon töten, wenn man selbst keine besitzt und nie eine besessen hat?
      Ich mache mein Gesicht für den heutigen Abend schöner und lege eine Gesichtsmaske auf. Im Badezimmer hab ich eine gefunden, mit Weizenproteinen. Na, wenn das mal nicht wirkt. Ich gehe in mein Zimmer, auch dort ist ein Spiegel und ich ziehe mich aus, setze mich davor und betrachte meinen Körper. Er sieht gut aus, ich habe keinen Speck angesetzt, esse ja auch nicht viel. Mein Gesicht ist nur reifer geworden, reifer aber nicht hässlicher. Ich bin ich. Das muss ich mir ständig sagen. Egal wie viel ich auch trainiere, ich bin noch immer derselbe Mensch. Ich bin ich. Das muss einmal geklärt werden.
      Und der Gedanke ein besserer Mensch zu werden, füllt die Leere wieder auf. Und es ist ein zweideutiger Prozess, lassen mich meine Gedanken wissen (oh, wie ich diese epischen Verstr ickungen hasse). An die Mitmenschen zu denken ist das eine. (Memo an mich: Das mit dem Besser-werden nochmals überdenken.) Das andere ist, sich einen Scheibenkleister darum zu scheren, was andere von einem denken. Das bin ich! Ich bin ich.
     
     
    Kapitel 8
     
     
    Es ist spät geworden. Sehr spät und Lorenzo hat mir bereits eine SMS geschrieben, dass ich kein Passwort unter der Woche brauche, da es keine reguläre Disco mit Thema gebe, zu dem nur geladene Gäste eingelassen werden.
     
    Bis dann ;-) ) , schreibe ich ihm zurück.
     
    Er schreibt : Wen n du früher kommst, können wir wieder was Geiles machen.
     
    Ich lächle und schreibe ihm zurück, dass ich gerne seinen Arsch ficken würde. Lorenzo aber verneint in der nächsten SMS, dass er mir mein Arschloch stopfen werde. Etwas gedankenverloren schreibe ich ihm zurück, dass das okay für mich sei. Schon im nächsten Augenblick bereue ich meine enthusiastische Entscheidung, denn die Ausmaße zwischen seinen Schenkeln waren enorm. Dass Leon, der kleine schwule Typ, diesen Monsterschwanz aufnehmen hätte können – nur mit ein bisschen Poppers – zeugt von der Dehnungsfreude der dunklen Löcher junger Schwuler.
     
    Huch, wie wird mir?
     
      Ich gehe duschen. Neben der Grundreinigung lasse ich auch ein wenig Wasser in meine Arschritze laufen. Darmspülungen werden nicht nur mit Vorliebe von passiven Schwulen betrieben, sondern auch von den Anhängern Rüdiger Dahlkes, der in seinem Fastenprogramm die Darmspülung fix einplant. Diese Darmspülungen sind ein Mekka für die ganzen verklemmten und verheirateten Ehemänner, die gerne mit ihrem Anus spielen, bei diesen Darmspülungen können sie es machen, ohne ein schlechtes Gewissen zu